Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) bringt sich nun auch im Ermittlungsverfahren gegen ehemalige Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats der Firmen Immofinanz, Immoeast und Constantia Privatbank ein. Jene rund 2.500 Personen, die sich den Sammelklagen gegen den Finanzdienstleister AWD angeschlossen haben, können sich über den VKI auch an dem anhängigen Ermittlungsverfahren als Privatbeteiligte anschließen.
Der Vorteil sei, dass Schadenersatzansprüche gegen Beschuldigte nicht verjähren können, so der VKI. Weiters fordert der VKI, dass die Staatsanwaltschaft auch gegen die Unternehmen ermittelt, nicht nur gegen die betreffenden Einzelpersonen.
Derzeit holt der VKI gerade die Vollmachten der infrage kommenden 2.500 Personen ein. Bis jetzt haben rund 1.000 unterschrieben, die Frist laufe aber noch bis kommenden Freitag (2.4.), sagte Peter Kolba, Leiter der VKI-Rechtsabteilung. Spätestens Ende April will der VKI dann eine entsprechende Sachverhaltsdarstellung samt dem Anschluss als Privatbeteiligter bei der Staatsanwaltschaft einbringen.
Ans Absurde reichende Argumente: "VKI spricht von Aktionären wider Willen"
"Ohne die Fehlberatung des AWD hätten die Kunden keine Immofinanz-und Immoeast-Aktien gekauft. Daher gehen wir in erster Linie gegen den AWD vor", stellt Kolba klar, dass es sich um keinen Kurswechsel handle. Aber die Kunden seien "als Aktionäre wider Willen" auch potenzielle Opfer jener "Straftaten", zu denen die Staatsanwaltschaft Wien gegen ehemalige Vorstände und Aufsichtsräte der seinerzeit eng verflochtenen Firmen Immofinanz, Immoeast und Constantia Privatbank ermittle, so Kolba.
Für den VKI sei nicht nachvollziehbar, weshalb die Staatsanwaltschaft bisher "offenbar nur gegen die betreffenden Einzelpersonen, nicht aber auch gegen die dahinter stehenden Verbände" ermittelt. "Daher werden wir darauf dringen, dass das Verbandsverantwortlichkeitsgesetz auch zur Anwendung kommt und die Ermittlungen auf Immofinanz, Immoeast und die Nachfolgerin der Constantia Privatbank, die Aviso Zeta Bank, ausgedehnt werden", erläuterte Kolba die weitere Strategie des VKI.
Der Prozessfinanzierer Advofin, der rund 6.400 mutmaßlich geschädigte Inhaber von Immofinanz- und Immoeast-Papieren vertritt, hat vergangene Woche eine entsprechende Anzeige erstattet. Nach dem Verbandsverantwortlichkeitsgesetz seien strafrechtliche Verfahren gegen Unternehmensverbände möglich und nicht nur gegen Einzelpersonen. Für die Anleger würde das eine zusätzliche Chance bedeuten, zu Geld zu kommen.
Laut einem Beitrag im "Ö1-Morgenjournal" nimmt Aviso-Zeta-Bank-Vorstand Helmut Urban die Anzeige gelassen und zeigt sich wenig überrascht. Immofinanz-Vorstand Eduard Zehetner hingegen meinte: "Das ist absurd, weil wir genauso Geschädigte sind." Immofinanz und Immoeast hätten keine Mitarbeiter gehabt und seien völlig beherrscht durch einen externen Manager gewesen.
Die Aktionäre hätten sich nicht einmal den Vorstand aussuchen können, denn den habe die Constantia bestellt. Er bemühe sich, jetzt erfolgreich zu wirtschaften, sagte Zehetner. Dadurch sei der Immofinanz-Aktienkurs wieder gestiegen und zumindest zum Teil konnten die Verluste von Anlegern, die ihre Aktien noch besitzen, wieder wettgemacht werden.