Die österreichische Möbelkette eröffnet den ersten Standort in Schweden.
Innerhalb weniger Jahre hat die Welser Möbelkette XXXLutz den deutschen Markt kräftig aufgemischt und ein Familienunternehmen nach dem anderen geschluckt. Die Liste ist lang, große Player wie Neubert, Mann Mobilia oder Hiendl, aber auch regionale Kaiser wie Bierstorfer, Emslander und zuletzt Gamerdinger sind unter das Dach der XXXLutz-Gruppe gekommen. Mit der Übernahme des größten slowenischen Möbelhändlers Lesnina im heurigen Sommer hat sich das Unternehmen auch den slowenischen, serbischen und kroatischen Markt gesichert. Nun sagt Lutz seinem Rivalen Ikea in dessen Heimat den Kampf an.
25.000 Quadratmeter in Malmö
Am 4. November eröffnet die Kette einen 25.000 m2 großen XXXLutz im schwedischen Malmö. "Wenn uns der schwedische Markt gut aufnimmt, können wir schon fünf oder sechs weitere Standorte aufmachen", sagte Lutz-Sprecher und Marketingchef Thomas Saliger.
Lutz-Gruppe fordert Ikea
Für XXXLutz ist der Einstieg ins Ikea-Land ein "emotionaler Höhepunkt". Der schwedische Möbelriese ist mit einem Umsatz von über 20 Mrd. Euro weltweit die Nummer 1 im Möbelhandel. Die XXXLutz-Gruppe rangiert zwar auf Platz 2, mit Erlösen in Höhe von 2,6 Mrd. Euro ist der Abstand allerdings noch beträchtlich. Über ein Jahr bereitet sich das oberösterreichische Unternehmen schon auf die Expansion vor. "Wir haben alles von Null auf gemacht. Dort sind jetzt fast ein Jahr lang 30 Dolmetscher gesessen, um von Computerprogrammen bis zu Katalogen alles zu übersetzen. Wir haben Leute von Schweden geholt, um sie in Österreich auszubilden und in Schweden einen Test-Store betrieben", erzählte Saliger. 300 Mitarbeiter sollen in der Filiale in Malmö beschäftigt werden.
Regionales Sortiment
Der Großteil der österreichischen und deutschen Lutz-Lieferanten ist im skandinavischen Raum gar nicht vertreten. "Die machen mit uns die Expansion dorthin mit", so Saliger. Da schwedische Schlafzimmer anders aussehen als solche im deutschsprachigen Raum, wird gut ein Viertel des Sortiments von skandinavischen Herstellern kommen. "Das regionale Sortiment darf man nicht unterschätzen. In schwedischen Schlafzimmern gibt es praktisch nur begehbare Schränke. Auch die Betten sind anders. Die meisten haben ein Boxspring-System, also eine Kombination aus zwei Federkernmatratzen. Ein typisch österreichisches Schlafzimmer sieht ja ganz anders aus. Ein großes Bett, rechts und links ein Nachtkasterl und ein großer Schrank, das wars."
Keine Familie Putz
Eine Art schwedische Familie Putz wird es nicht geben. In dem skandinavischen Land wird auf Internetwerbung gesetzt. "Wir müssen den für die Schweden neuen Typ des Möbelhauses erst vorstellen. Normal haben Möbelketten dort etwa 10.000 m2 Ausstellungsfläche. Beratung und Liefer- bzw. Aufbauservice gibt es nicht", meinte Saliger. Ikea wurde weltweit bekannt für seine vergleichsweise günstigen, flachverpackten Möbel zum Selbstabholen und Aufbauen.
Das Lutz-Imperium
Was 1945 im oberösterreichischen Haag am Hausruck mit regionaler Handwerkskunst begonnen hat, ist mittlerweile zu einem Imperium von 194 Häusern in bald neun Ländern angewachsen. In Österreich ist die XXXLutz-Gruppe mit 102 Filialen und einem Umsatz von rund 1,3 Mrd. Euro Marktführer vor Kika/Leiner und Ikea. Die Krise hat der Möbelhändler nach eigenen Angaben nicht zu spüren bekommen. "Seit September 2008 haben wir durchwegs Umsatzzuwächse erzielt. Die Menschen haben in ihre eigenen vier Wände investiert. Uns ist die Unsicherheit auf den Märkten zugute gekommen. Da haben sich die Leute gedacht, was ich hab, hab ich. Und man darf nicht vergessen, wie viel Geld auf den Sparbüchern liegt", sagte Saliger. Mit den ersten drei Quartalen 2010 sei er "sehr sehr zufrieden". Die Margen seien im Möbelhandel zwar generell nicht berauschend, wer jedoch entsprechende Mengen verkauft, verdiene nicht schlecht. Ertragskennzahlen gibt das Familienunternehmen nicht bekannt.
Möbelriese im Familienbesitz
XXXLutz befindet sich noch heute im Besitz der Familie Seifert. Über zwei Stiftungen der Brüder Andreas und Richard Seifert werden die Geschicke des Unternehmens gelenkt. Bis ins Jahr 2000 hatte die Möbelkette Kika/Leiner der Familie Koch in Österreich die Nase vorne. Ab 2001 sei XXXLutz vorgeprescht. "Die haben uns lange überschätzt", befindet Saliger. Die Familien der beiden Möbelhändler sind seit Jahrzehnten persönlich zerstritten. "Das Verhältnis ist massiv gestört, man redet nicht miteinander", sagte Paul Koch, Chef von Leiner und Kika, erst vor kurzem zum "Standard". Saliger meinte dazu: "Wir sind keine Freunde, achten uns aber als Mitbewerber."