Im größten Geldwäscheskandal der italienischen Geschichte war Wien der finanzieller Angelpunkt. Von 2005 bis 2007 seien über Tarngesellschaften und Bankkonten italienischer Telekom-Firmen in Österreich 2 Mrd. Euro geflossen, die aus Geschäften der Mafia stammen sollen. Das schreibt das "profil" unter Berufung auf eine 1.600 Seiten dicke Anklageschrift der italienischen Staatsanwaltschaft.
Den italienischen Ermittlern zufolge wurden von den beiden italienischen Telekom-Konzernen Fastweb - Italiens zweitgrößter Telekombetreiber - und Telecom Italia Sparkle Gelder auf die von Mafia-Tarngesellschaften eröffneten Konten in Österreich überwiesen. Von 14 Konten, derer sich die Italiener bedienten, befanden sich nur zwei nicht in Österreich.
Die Gelder wurden über drei Banken in Österreich, RZB, Bank Austria und die damalige Anglo Irish Bank Austria im Kreis geschickt. 2007 soll es dann in Wien nach einem Rechtshilfeersuchen zu Konto-Öffnungen gekommen sein. Zuvor hatten die Wiener Banken selber die Polizei eingeschaltet.
Insgesamt wird von Rom aus gegen 60 Personen, darunter Politiker, Anwälte und Fastweb-Gründer Silvio Scaglia, ermittelt. Auch gegen einen der "Erfinder" der Konstruktion, den in Rom in U-Haft sitzenden Dario P., ist ein Geldwäsche-Verfahren anhängig. In Wien wurden Gelder eingefroren. Auch die Staatsanwaltschaft Wien hat Ermittlungen wegen des Verdachts auf Geldwäsche aufgenommen. Sie wartet aber angeblich seit Jahren auf Beweismaterial aus Rom.
Die RZB - die überhaupt nur Großkundengeschäfte mit Konzernen abwickelt - bestätigte, dass "drei Unternehmen aus diesem Konzernumfeld im Dezember 2005 Geschäftsbeziehungen mit der RZB aufgenommen" hätten. Nach vorherigen Compliance-Untersuchungen habe man diese Geschäftsverbindungen wegen der Verbindung zur Telecom Italia als unkritisch eingeschätzt. Sobald aber konkrete Verdachtsmomente vorlagen, seien "unverzüglich" die Geldwäscheverdachtsmeldungen an die Behörden ergangen. Das war 2007.
So soll es laut "profil" im Wesentlichen gelaufen sein: Über Auslandsgesellschaften wird Mafiageld der 'Ndrangheta für fiktive Dienste an etablierte italienische Telekom-Unternehmen überwiesen. Diese überweisen das Geld nach Abzug einer Prämie weiter an Briefkastengesellschaften der Mafia, die ebenfalls erfundene Dienstleistungen verrechnen. Über weitere Tarngesellschaften, die jeweils einen Anteil abzweigen, wird das Geld weißgewaschen und am Ende wieder den Großkonzernen zugeführt - dann kann das "Rinigelspiel" von Neuem beginnen.