Inoxum-Verkauf

ThyssenKrupp darf Edelstahlsparte abstoßen

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Deutscher Stahlriese und finnische Outokumpu mit Arbeitnehmern einig.

ThyssenKrupp hat freie Bahn für den milliardenschweren Verkauf seines Edelstahlgeschäfts an den finnischen Stahlkonzern Outokumpu. Die Unternehmen einigten sich am Dienstag mit den mächtigen Arbeitnehmervertretern auf eine vierjährige Sicherung deutscher Standorte und Arbeitsplätze der ThyssenKrupp-Edelstahltochter Inoxum, die in ein Gemeinschaftsunternehmen eingebracht wird. Daran soll ThyssenKrupp 29,9 Prozent halten. Inoxum wird dabei mit 2,7 Mrd. Euro bewertet. Outokumpu zahle zudem einen signifikanten Betrag, um Schulden von Inoxum abzulösen, teilte ThyssenKrupp mit.

Die ThyssenKrupp-Aktie legte am Vormittag um 2,9 Prozent zu und war damit größter Gewinner im Dax. Die Outokumpu-Titel gaben in Helsinki 2,2 Prozent nach.

Mit dem Verkauf, dem der Aufsichtsrat von ThyssenKrupp am Nachmittag zustimmen soll, verschafft ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger dem Konzern Freiräume für neues Wachstum. Die Arbeitnehmervertreter hatten gedroht, ohne Zugeständnisse der Unternehmen die Verkaufspläne im Aufsichtsrat abzulehnen. Ein Verkauf gegen den Willen von Gewerkschaftern und Betriebsräten wäre eine schwere Hypothek für den traditionell auf einen Ausgleich mit den Arbeitnehmern bemühten Konzern gewesen.

Standort- und Beschäftigungssicherung
Nun haben sich aber das Unternehmen und Arbeitnehmervertreter auf eine Standort- und Beschäftigungssicherung geeinigt, wie Dienstagfrüh bekanntgegeben wurde. Demnach soll grundsätzlich bis Ende 2015 auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet werden. Die Produktion im Stahlwerk Krefeld soll schrittweise bis Ende nächsten Jahres eingestellt werden. Das Stahlwerk am Standort Bochum wird mindestens bis Ende 2016 fortgeführt.

   Laut IG Metall kam die Einigung über die Beschäftigungs- und Standortsicherung für die Edelstahlsparte nach "sehr langen und äußerst schwierigen Verhandlungen" zustande. IG-Metall-Vorstandsmitglied Bertin Eichler erklärte: "Wir haben kein Ergebnis erreicht, das zum Jubeln Anlass bietet. Für die Beschäftigten und ihre Familien konnten wir aber Arbeitsplätze, Einkommen und Perspektiven absichern."

Betriebsrat sieht "Erfolg"

Der Inoxum-Gesamtbetriebsratschef Bernd Kalwa bezeichnete den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2015 als Erfolg. "Das ist eine 1a-Sicherung per Tarifvertrag." Als herbe Enttäuschung für die Belegschaft in Krefeld wertete Kalwa allerdings die Schließung des dortigen Stahlwerks, die für die Beschäftigten "eine Zumutung" sei.

Der seit einem Jahr amtierende ThyssenKrupp-Chef Hiesinger kann nun nicht nur die Schulden senken, sondern erhält zudem Mittel für Investitionen in Wachstumsgeschäfte wie die Technologiesparte. Nach den Milliardenabschreibungen auf die neuen Stahlwerke in Übersee will er das Technologiegeschäft stärken, in dem ThyssenKrupp unter anderem Aufzüge, Maschinen und U-Boote herstellt.

Zugleich wird der Weg frei für die lange erwartete Konsolidierung der Stahlbranche: Outokumpu und ThyssenKrupp schmieden den größten Edelstahlhersteller Europas. Zu den Wettbewerbern gehören die ArcelorMittal-Abspaltung Aperam und die spanische Arcerinox. Der Deal muss noch von den Kartellbehörden freigegeben werden.

Die Vereinbarung der Unternehmen mit den Arbeitnehmern schließt betriebsbedingte Kündigungen bei der Edelstahlfirma für vier Jahre aus. Jedoch müssen die Beschäftigten eine bittere Pille schlucken: Das Edelstahlwerk in Krefeld wird bis Ende 2013 geschlossen. Die Arbeitnehmervertreter standen jedoch unter dem Druck, ohne Vereinbarung mit Outokumpu mit leeren Händen da zu stehen. "Wir haben kein Ergebnis erreicht, das zum Jubeln Anlass bietet", sagte IG Metall-Vorstandsmitglied Bertin Eichler. "Für die Beschäftigten und ihre Familien konnten wir aber Arbeitsplätze, Einkommen und Perspektiven absichern", fügte der Gewerkschafter hinzu, der auch stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats von ThyssenKrupp ist.

Inoxum beschäftigt rund 11.000 Mitarbeiter, davon etwa die Hälfte in Deutschland. Ein großer Standort ist neben Krefeld auch Bochum. Diesem Werk drohte in den Verhandlungen das Aus. Die Stahlproduktion soll hier der Vereinbarung zufolge nun aber mindestens bis Ende 2016 fortgeführt werden.

Inoxum hatte im vergangenen Geschäftsjahr den Umsatz um 14 Prozent auf 6,7 Mrd. Euro gesteigert. Allerdings lag der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit 15 Mio. Euro nur knapp über der Null-Linie.

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