Streaming-Gigant

Netflix enttäuscht mit Zahlen - Aktie rutscht ab

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Der Streamingriese Netflix konnte im ersten Quartal 2023 nicht so viele Neukunden gewinnen wie erwartet.

Der Streaminganbieter Netflix hat mit seinem Ausblick für das laufende Quartal die Experten-Erwartungen enttäuscht und seine Aktie nachbörslich auf Talfahrt geschickt. Der Streaming-Dienst gab für das abgelaufene erste Jahresquartal zwar einen Umsatz und Gewinn im Rahmen der Vorhersagen bekannt.

232,5 Millionen Abonnenten

Allerdings blieb die Zahl der Neukunden mit 1,75 Millionen ebenfalls unter den Erwartungen von knapp 2,1 Millionen. Netflix hat nun 232,5 Millionen Abonnenten. 

Im Vorjahreszeitraum war die Zahl der Abonnenten um 200.000 zurückgegangen. Damit hatte der Konzern zum ersten Mal in seit mehr als einem Jahrzehnt einen Rückgang der Kundenzahl hinnehmen müssen.

Die Netflix-Aktie verlor am Dienstag nachbörslich zunächst elf Prozent, um sich später zu erholen.

Keine Erfolgsproduktionen zu Jahresbeginn

Zu Jahresbeginn fehlte den Analysten von Jefferies zufolge bei Netflix die Veröffentlichung von wichtigen Erfolgsproduktionen wie "Harry & Meghan" oder "The Crown". Vor allem Serien aus dem nicht-englischsprachigen Raum wie das koreanische Drama "The Glory" oder die dritte Staffel der mexikanischen Serie "La Reina del Sur" hätten Zuschauer gelockt. Zwar räumte "Im Westen nichts Neues" medienwirksam im März bei den Oscars ab, wurde jedoch im vergangenen Jahr veröffentlicht.

Die Prognose von Netflix für das laufende Quartal sieht einen Umsatz von 8,2 Milliarden Dollar und einen Gewinn je Aktie von 2,86 Dollar vor. Von Refinitiv befragte Experten gingen jedoch von knapp 8,5 Milliarden und 3,05 Dollar aus. Im ersten Quartal erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 8,16 Milliarden US-Dollar. Dies entsprach den Markterwartungen laut einer am Dienstag veröffentlichten Gewinnmitteilung. Der Nettogewinn sank um rund 18 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar.

Maßnahmen gegen Passwort-Teilen

Angesichts des harten Kampfs mit Konkurrenten wie Amazon Prime oder Disney+ will Netflix auf diejenigen setzen, die den Service ohnehin schon benutzen - so teilen sich 100 Millionen Menschen Passwörter für den Dienst, ohne selbst dafür zu bezahlen. Daraufhin war der Konzern in den vergangenen Monaten in einigen Ländern gegen das Teilen von Passwörtern vorgegangen. Netflix gab am Dienstag bekannt, hier etwas langsamer vorgehen zu wollen. Der Schritt wird Analysten zufolge zwar dazu führen, dass einige Kunden den Streaming-Dienst verlassen. Sie rechnen dennoch mit einer Rückkehr dieser Nutzer. Netflix könnte mehr als zehn Millionen neue Abonnenten dazu gewinnen, wenn es Nutzer in bezahlende Kunden umwandelt, sagte Analyst Barton Crockett von Rosenblatt Securities.

Werbefinanziertes Abo

Im November hatte der Streamingdienst-Anbieter nach langem Zögern ein werbefinanziertes Abonnement mit geringeren monatlichen Gebühren in seinem Angebot aufgenommen. Dort sehen Zuschauer etwa fünf Minuten Werbung pro Stunde. Auch Mitbewerber wie Disney+ oder HBO Max bieten Ähnliches bereits an oder stehen kurz davor. Der Schritt war als Reaktion auf den Verlust von 1,2 Millionen Kunden in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrs erfolgt. Hintergrund waren der scharfe Wettbewerb, die schwächelnde Konjunktur und der Ausstieg aus dem russischen Markt gewesen. Experten zufolge werden Werbeeinnahmen langfristig weiter an Bedeutung gewinnen. 

DVD-Versand wird eingestellt

Kurz vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen gab Netflix bekannt, nach 25 Jahren seinen DVD-Verleih per Postversand einzustellen. Die letzten Silberscheiben würden am 29. September verschickt, teilt das Unternehmen auf seinem Blog unter dem Titel "Netflix DVD - Die Letzte Staffel" mit. Das Versandt-Geschäft sei immer weiter zurückgegangen. Netflix wurde 1997 gegründet und startete den Verleih-Dienst ein Jahr später. Die DVDs wurden in charakteristischen roten Umschlägen verschickt.
 
 

 
 

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