Medienmacher: Verhaberung kein Problem

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Verhaberungen zwischen Verlegern und Unternehmern beziehungsweise Politikern oder politische Gefälligkeitsinserate sind in Österreich keine Seltenheit, werden von Medienmachern aber auch nicht als problematisch angesehen. So findet etwa der Medienexperte und ehemalige Holtzbrink-Manager Michael Grabner, dass es das Klima verbessere, "wenn die eine oder andere freundschaftliche Unterhaltung mit einer doppelten Inseratenseite garniert wird - es soll nichts Ärgeres passieren".

Das sagte Grabner bei der Präsentation von Harald Fidlers neuem Buch über Wolfgang Fellner, in dem der "Standard"-Redakteur vor allem die Wechselwirkung zwischen Journalismus und Werbung beziehungsweise Journalismus und Politik in den Fellnerschen Medien aufzeigte. "Es hat sich noch kein großer Funktionär, sei es aus Politik oder Wirtschaft, durch eine Anzeige gerettet", beschwichtigte Grabner.

Oliver Voigt, Generalgeschäftsführer des News-Verlags, meinte, dass es eine Vermengung von redaktionellen Inhalten und Werbung, trotz des in Österreich vorherrschenden jovialen Klimas zwischen Medien, Unternehmen und Politik, nicht gebe. "Hof- oder Bezahltjournalismus funktioniert nicht. Wir reden über etwas, das es so gar nicht gibt." Nur durch eine klare Trennung von redaktionellem Inhalt und Werbung schaffe man Glaubwürdigkeit und damit den Wert des Mediums, nur so verschaffe man sich vor der Werbebranche Respekt.

Wolfgang Fellner, der wegen auffällig großer Inseratenmengen aus der roten Reichshälfte zuletzt des öfteren ins Visier der Kritik geriet, will diesen Vorwurf so nicht stehen lassen. Dass vor allem die SPÖ in seiner Tageszeitung "Österreich" inseriere, "stimmt ja gar nicht", auch andere Parteien würden Werbung schalten - "mal so, mal so". Dass, wenn man sich im SPÖ-dominierten Wiener Umfeld bewegt, "rot dominiert und nicht schwarz", sei auch klar.

Laut Oliver Voigt sei es "selbstverständlich, dass wir um das öffentliche Geld genauso rittern wie um das Geld der Privatwirtschaft". Voigt hält es für "einen klugen Zug der Politik" mit Hilfe von Marketing und Inseratenschaltungen die Medien zu stützen und so Arbeitsplätze zu erhalten.

Schlagabtausch zwischen Fellner und Pirker

Dass bei Fellners Bemühungen um das Geld der Politik nicht immer alles harmonisch ablaufe, hatte Styria-Vorstandsvorsitzender Horst Pirker unlängst bei einer Generalversammlung des Verbands Österreichischer Zeitungen betont. Der Verlegerpräsident sprach von "Freundschaft über mehr oder minder sanften Druck bis hin zur Erpressung" sowie "vorauseilender Bereitschaft zum Verkauf journalistischer und ethischer Standard". Fellner habe als Unternehmer viel erreicht, seine publizistische Zwischenbilanz sei dagegen "verheerend". Pirker im Vorfeld der Buchpräsentation: "Er hat entscheidend dazu beigetragen, das Land publizistisch zu verwüsten, auch wenn nicht alles misslungen war und ist."

Fellner konterte dem abwesenden Pirker: "Kaum jemand nutzt seinen Status so aus wie Pirker. Er ist die Inkarnation des österreichischen Durcheinanders mit seinen Gschäftln." Wenn jemand "dem Land Schaden zugefügt" habe, dann Pirker, und zwar unter anderem mit dem Versuch, den Journalisten-Kollektivvertrag abzuschaffen, zeigte sich Fellner überzeugt. "Pirkers Vorwurf ist nicht gerechtfertigt - er soll lieber vor seinem eigenen 'Gotteshaus' kehren."

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