Wrabetz wird 50 und ist immer noch ORF-General

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Nachdem sich der frühere kaufmännische Direktor in einem Überraschungscoup von einer "Regenbogenkoalition" 2006 auf den Schild heben ließ, sah es 2 Jahre später so aus, als wäre seine Zeit bereits wieder vorbei.

Der von Regierungsseite mehr oder weniger unverhohlene Ruf nach dem Kopf des ORF-Generals blieb bis dato allerdings folgenlos, und auch das großkoalitionäre Gefeilsche rund um das ORF-Gesetz überlebte Wrabetz beruflich. Heute sitzt der Jubilar wieder fest im Sattel und kann sich entspannt den Feierlichkeiten widmen.

Am Anfang von Wrabetz' Amtszeit stand ein mittleres politisches Erdbeben am Küniglberg: Der umtriebige Finanzdirektor unter Generaldirektorin Monika Lindner knüpfte im Stiftungsrat geschickt ein Netzwerk aus rot/grün/blau und orange und stürzte damit die von der ÖVP favorisierte Amtsinhaberin vom Thron.

"Ein Mondfenster", wie politische Beobachter die Vorgänge damals beschrieben. Dass Wrabetz in Folge vor allem aus dem bürgerlichen Lager wenig Sympathien entgegenschlugen, steckte er als ORF-Kapitän bisher mal mehr, mal weniger locker weg.

Hochnotpeinlicher Flop: Mitten im Achten

Die erste Panne ereilte den Regenbogenkoalitionär schon in Kürze: Die groß angekündigte Programmreform entsprach wegen der schwachen Quoten ihres "Herzstücks" "Mitten im Achten" nicht den Erwartungen. Die Baustelle blieb bestehen und heuer werkt erneut eine Arbeitsgruppe an ORF 1, um die Quoten dort wieder auf akzeptables Niveau zu heben.

Auch die großen Erwartungen, die man in den Einkauf von Dominic Heinzl setzte, wurden bis dato nicht zur Gänze erfüllt: Der in der medialen Wahrnehmung als Hoffnungsträger von ATV geholte Society-Reporter ist mit seiner Sendung "Chili" mittlerweile in der Quotennormalität des ORF-Vorabends angekommen. Die Topquoten blieben aus, dafür muss sich der ORF nun dem Vorwurf einer zunehmenden Boulevardisierung aussetzen.

Hürden aus der Politik

Herausforderungen für einen ORF-General kommen ansonsten meist von außen, sprich: der Politik. Die jüngste Hürde wurde dem ORF-Management von der Regierung in Verbindung mit der Gebührenrefundierung aufgezwungen. Denn um an die in Aussicht gestellten zusätzlichen 160 Mio. Euro zu kommen, muss der ORF ein Spar- und Strukturkonzept vorlegen und auch umsetzen.

Dass sich die neue Medienbehörde in ihrer neuen geplanten Rolle sowohl im Vorfeld als auch in punkto Umsetzung einmischen wird dürfen und zahlreiche teure Auflagen an das Geld geknüpft sind, macht das Leben der ORF-Chefetage im laufenden Jahr auch nicht leichter. Ein Trost für den Generaldirektor: Mit dem leidigen Thema muss sich wohl vor allem Finanzdirektor Richard Grasl, ein dezidierter Personalwunsch der ÖVP, herumschlagen.

Der voranschreitende Umbruch in der Medienbranche und die nach wie vor in der Werbewirtschaft deutlich spürbare Konjunkturkrise werden dem Tanker ORF auch in Zukunft zusetzen, Fallstricke für das Management bleiben also bestehen. Politische Vorwände für Erfolg oder Misserfolg handelnder Personen lassen sich schließlich in Krisenzeiten umso leichter konstruieren. Zumindest in die Pension wird man den 50-Jährigen aber in naher Zukunft nicht abschieben können.

Da es sich in Sparzeiten nicht schicken würde, pompöse Feierlichkeiten abzuhalten, lässt Wrabetz eine standesgemäße Party zum runden Geburtstag im Übrigen aus: Die Feierlichkeiten finden im Familienkreis statt. Mit Ehefrau Petra, Schwägerin Joana und Bruder Bernhard Wrabetz begeht der ORF-General sein Jubiläum am Wochenende in Portugal.

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