Metaller-Lohnrunde:

Streit um Arbeitszeit und Inflation

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Gewerkschaften: Warnung vor 50- bis 60-Stundenwoche ohne Überstundenzuschläge.

Nach der gestrigen zweiten Runde der Kollektivvertragsverhandlungen der Gewerkschaften PRO-GE und GPA-djp mit dem Fachverband Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI) streiten die Verhandlungspartner über Arbeitszeitregelungen bzw. Überstundenzuschläge und die anzuwendende Inflationsrate.

Warnung vor 50- bis 60-Stundenwoche
Die Gewerkschaften sind empört über die Forderungen der Arbeitgeber. Schutzbestimmungen für die Beschäftigten sollten aus dem KV gestrichen werden, die Arbeitgeber wollten eine 50-bis 60-Stundenwoche ohne Überstundenzuschläge ermöglichen. Die Arbeitgeber wollten die tägliche Normalarbeitszeit auf 10 bis 12 Stunden ausweiten. Gegen diesen "Generalangriff" auf den KV werden sich die Arbeitnehmer zur Wehr setzen, kündigen die Verhandlungsleiter Rainer Wimmer und Karl Proyer am Mittwoch in einer Aussendung an. Noch vor der dritten Verhandlungsrunde am 15. Oktober werden regionale Konferenzen der Betriebsratsvorsitzenden der Metallindustrie einberufen.

Inflationsrate von 2,4% wird nicht anerkannt
Die Gewerkschafter sind auch erzürnt, weil die Arbeitgeber die Inflationsrate von 2,4 Prozent als Basis für die Lohn- und Gehaltserhöhung nicht anerkennen. In den KV-Verhandlungen sei immer die Inflation der vergangenen zwölf Monate vor den Verhandlungen betrachtet worden, heuer betrage diese 2,4 Prozent. Der FMMI wolle nun aber von der aktuellen monatlichen Inflationsrate ausgehen - im August lag diese bei 1,8 Prozent. Das sei eine "Ohrfeige" für die Beschäftigten.

Der FMMI hingegen sieht in seinem Forderungsprogramm die Realität in den Betrieben abgebildet. Die Kernpunkte: Lohn- und Gehaltserhöhungen "mit Augenmaß" und "Arbeitszeit-Vereinbarungen, die die Auftragslage berücksichtigen und altersgerechte Modelle zulassen". Eine Diskussion dieser Anliegen sei aber leider bisher nicht möglich gewesen, so die Arbeitgeber.

FMMI: Branche kämpft mit schwacher Konjunktur
"Unsere Branche kämpft mit einer sehr schwachen Konjunktur. Täglich werden neue Statistiken und Prognosen bekannt, die belegen, dass es für unsere Mitglieder im internationalen Wettbewerb immer schwieriger wird. Ihre finanziellen Spielräume haben sich massiv verkleinert, gleichzeitig müssen sie extrem flexibel agieren, um überhaupt Aufträge zu bekommen", betont FMMI-Obmann Christian Knill. In der Branche gebe es sinkende Erträge und massive Auftragsrückgänge. "Wir können nur verteilen, was wir gemeinsam verdient haben, sonst vernichten wir Arbeitsplätze. Die aktuelle Meldung, wonach die Arbeitslosigkeit in Österreich in diesem Monat um fast 14 % gestiegen ist, müsste die Gewerkschaften doch auch wach rütteln." Knill fordert von den Arbeitnehmer-Vertretern "mehr Realitätssinn". Man müsse sich auf die Sicherung von Arbeitsplätzen konzentrieren, anstatt über Arbeitszeitverkürzungen und immer neue Belastungen für die Betriebe zu verhandeln.
 

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