Nach Unruhen und Dürre

Jetzt kommt eine Preis-Explosion

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Die Lebenshaltungskosten steigen derzeit unkontrolliert-ohne Ende in Sicht. 

Der Schock an den Geschäftskassen wird heftiger. Die Preise für alle Waren steigen ununterbrochen, besonders ex­trem für Gemüse und Obst: Die Preise für Gurken stiegen in einem Jahr um 19 Prozent, für Äpfel um 16 Prozent. Auch der Spritpreis (Super) liegt derzeit knapp an der magischen 1,50-Euro-Grenze.

Jetzt hat das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) eine Prognose für 2011 errechnet. Es wird alles noch teurer:

  • Innerhalb von 2011 werden Lebensmittel um 2,5 bis 3 Prozent teurer. Klingt wenig, ist aber viel: Jeder Haushalt wird heuer um 190 Euro mehr für Lebensmittel ausgeben.
  • Die 3 % sind nur ein Durchschnittswert, wir müssen kräftigere Erhöhungen erwarten. Der Großhandelspreis für Getreide ist etwa 2010 um 81 % nach oben geschossen!
  • Die Erhöhungen sind nicht nur auf Lebensmittel beschränkt. Energie wird wohl der größte Preistreiber 2011. Das Wifo ­berechnet einen durchschnittlichen Anstieg von 7,5 Prozent für Sprit, Strom, Heizung und Co.
  • Nicht alle Preissteigerungen werden sofort für Kunden spürbar – viele Großhandelspreise der Rohstoffe betreffen nur Produzenten. Doch wenn Grundprodukte teurer werden, dauert die Verzögerung nicht lange und der Kunde muss die Kosten übernehmen.

Das geben mittlerweile auch die Bosse der großen Handelsketten zu – etwa Frank Hensel, Chef von Rewe: "Eine Reihe von Preiserhöhungen wird unumgänglich sein. Doch wir haben unsere Kunden im Fokus, wir müssen schauen, ob die Erhöhungen auch zumutbar sind."

Weitere Steigerungen. Wifo-Experte Baumgartner erklärt: Die Prognosen sind nicht mehr ganz aktuell. Die Forscher rechneten im Dezember 2010. Seitdem herrscht eine völlig neue Situation. Die Preisentwicklung wird derzeit beschleunigt – nach oben:

Unruhe
Rohölpreise werden von den Unruhen in Ägypten nach oben gedrängt. Auch gestern gab es kein Halten, ein Barrel der Marke Brent kostete zeitweise mehr als 103 Dollar. Schon bald wird diese Erhöhung an den Tankstellen spürbar sein.

Spekulation
Ein wachsender Preistreiber sind Spekulanten. Sie kaufen Öl und andere Rohstoffe (etwa Kupfer) und erhöhen ­dabei die Kosten für Konsumenten.

Dürre
In Russland wurde ein Großteil der Getreideernte zerstört. Jetzt müssen Millionen Tonnen anderswo eingekauft werden – die Preise werden steigen.

Fluten
Unwetter in Aus­tralien mit Fluten und Wirbelstürmen haben Millionen Hektar Anbauland zerstört. Deswegen ist etwa der Zuckerpreis auf einem 30-Jahres-Hoch.

Wie sich diese Unruhen und Unwetter genau auf die Preise auswirken werden, können die Experten nicht vorhersagen. Eines ist fix: Es wird weiterhin alles teurer.

ÖSTERREICH-Interview mit Wifo-Experte Josef Baumgartner:

ÖSTERREICH: Was erwarten Sie heuer bei Lebensmittelpreisen?

Josef Baumgartner: Im Jänner 2011 war der Großhandelspreis für Getreide, Saatgut und Futtermittel um 81 % höher als vor einem Jahr. Das lässt einen deutlichen Anstieg bei den Verbraucherpreisen für Brot- und Getreideprodukte erwarten. Insgesamt dürften die Verbraucherpreise für Nahrungsmittel heuer im Durchschnitt um etwa 2,5 bis 3 % steigen.

ÖSTERREICH: Welche Preise steigen sonst noch stark?

Baumgartner: In der Prognose vom Dezember gingen wir davon aus, dass Energiepreise weiter anziehen werden – um etwa 7,5 Prozent. Es könnte aber noch mehr werden, da diese Prognose noch vor den Protesten in Tunesien und Ägypten erstellt wurde. In der Folge sind die Rohölpreise auf über 100 $ gestiegen. Sollte dieser Preisauftrieb anhalten, ergibt sich dadurch ein Korrekturbedarf nach oben.

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