Areva legt Bau des finnischen ERP-Reaktors auf Eis

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Der französische Atomtechnikkonzern Areva will den weltweit ersten Europäischen Kernreaktor (EPR) in Finnland nicht fertigbauen, wenn die Finnen den Vertrag nicht ändern. Bisher addieren sich die Projektverluste auf 2,3 Mrd. Euro, nachdem Areva im ersten Halbjahr 2009 weitere 550 Mio. Euro zurückgestellt hat. Das teilte Areva am Montag (31. August) in Paris mit.

Der operative Ertrag der Areva SA brach wegen der Rückstellungen von 539 Mio. auf 16 Mio. Euro ein. Der Überschuss schmolz von 760 auf 161 Mio. Euro zusammen. Der Umsatz stieg um 5,7 Prozent auf 6,52 Milliarden Euro.

Areva warf dem finnischen Partner TVO vor, den Bau des Reaktors mit einer extrem langsamen Bearbeitung von Dokumenten zu verzögern. Die 2008 vereinbarte Beschleunigung werde von TVO nicht umgesetzt. Areva werde "im Rahmen des Vertrags die Kundenbeziehung neu definieren, um ein effizienteres Projektmanagement" zu erreichen. So lange solle der Reaktor nicht fertiggebaut werden. Das Konsortium Areva-Siemens habe bereits eine Milliarde Euro Reklamationen an TVO gerichtet, heißt es. "Weitere Forderungen werden vorbereitet."

Betreiber überrascht

Der Betreiber des finnischen Atomkraftwerks Olkiluoto, der Energiekonzern Teollisuuden Voima (TVO) hat auf die Drohung des französischen Konsortiums Areva "überrascht" reagiert. Areva habe TVO über einen etwaigen Baustopp nicht informiert und sei weiterhin für die Fertigstellung des Atomkraftwerks sowie für den Zeitplan voll verantwortlich. Das Vorgehen der Franzosen sei angesichts des "anspruchsvollen" Zeitplans für die Fertigstellung "wenig hilfreich".

Die Bauarbeiten seien in Gang, schrieb TVO in einer Pressemitteilung. Im Sommer habe die Installierungsphase in Teilen des Reaktorgebäudes begonnen. Auch aus Kreisen der Baustelle war zu erfahren, dass derzeit "fleißig betoniert" werde. Ein Baustopp sei "völlig abwegig", da in so einem Fall auch Areva "einpacken" könne und keiner der derzeit mit Areva weltweit verhandelnden Kunden - es sollen mehr als ein Dutzend sein - das französische Unternehmen mehr ernst nehmen würde, sagte eine anonyme Quelle gegenüber der APA.

Nach einer Reihe von Rückschlägen ist die Inbetriebnahme des bisher einzigen AKW vom neuen ERP-Typ für 2012 geplant. Wegen der von TVO geforderten Zahlung einer Pönale in Milliardenhöhe für die rund dreijährige Verzögerung herrscht seit Monaten eine angespannte Stimmung zwischen TVO und Areva. Die Franzosen geben wiederum den Finnen die Schuld an der Verzögerung und stellten zuletzt Gegenforderungen - ebenfalls in Milliardenhöhe. In Finnland wird in den kommenden Monaten eine Vorentscheidung über den Bau von ein bis drei weiteren Atomkraftwerken erwartet.

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