Vorkonferenz für Kopenhagner Klimagipfel gestartet

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Eine UN-Konferenz zur Vorbereitung auf den Weltklimagipfel in Kopenhagen hat am Montag (10. August) in Bonn begonnen. Rund 2.000 Delegierte aus aller Welt wollen bis zum 14. August über das geplante neue globale Klimaschutzabkommen beraten. Es soll im Dezember in der dänischen Hauptstadt als Nachfolgepakt für das Ende 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll beschlossen werden. Ziel des neuen Abkommens ist eine mittel- und langfristige Verminderung klimaschädlicher Treibhausgase, um die fortschreitende Erderwärmung zu begrenzen.

Noch sind viele Punkte offen oder strittig. Deshalb soll auf der Bonner Vorkonferenz intensiv in "informellen Konsultationen" an den Vertragsentwürfen gearbeitet werden, um einer gemeinsamen Linie näherzukommen. Für das neue Abkommen müssen insgesamt 192 Länder auf einen Nenner gebracht werden. Aktiv an den Verhandlungen nehmen auch die USA teil, die das Kyoto-Protokoll noch abgelehnt hatten.

Energieversorgung rasch umstellen

Aus Sicht des Leiters des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik, Dirk Messner, müsste vor allem das Ziel, die globale Temperaturerhöhung auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen, völkerrechtlich vereinbart werden. Darauf hatten sich die Industrieländer auf dem G8-Gipfel im Juli in Italien verständigt. Die völkerrechtliche Vereinbarung wäre "sehr wichtig, dann hätten wir einen ganz klaren Referenzpunkt und könnten von dort aus die Verpflichtungen anschließend erarbeiten", sagte er dem Deutschlandradio Kultur.

Messner warf den Verantwortlichen Realitätsverweigerung in Bezug auf den Klimawandel vor. Wenn die Industrieländer bis 2050 ihre CO2-Emissionen um 80 Prozent senken wollten, müsse die Energiebasis der Weltwirtschaft komplett umgebaut werden. "Das ist die größte globale Transformation seit der industriellen Revolution", betonte er. Die politischen Entscheidungsträger versuchten deshalb, dieses Problem in die Zukunft zu verschieben. Sie vergrößerten es damit aber nur - auch mit Blick auf die Kosten, die durch die Folgen einer verfehlten Klimapolitik entstünden. Ein britischer Ökonom habe ausgerechnet, dass ab 2030 Kosten von bis zu 20 Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts drohten, wenn nichts geschehe, sagte Messner.

Kaum mit Ergebnissen zu rechnen

Dass bei Vorbereitungskonferenzen keine Entscheidungen getroffen werden, erstaunt Axel Michaelowa, Experte für internationale Klimapolitik vom Institut für Politikwissenschaft der Universität Zürich, überhaupt nicht. "Das ist ganz normal", sagt er in einem Agentur-Gespräch. Bei diesen Veranstaltungen werde das Terrain abgesteckt, wobei jeder Staat versuche, etwas für sich herauszuholen. Mit einem Ergebnis sei frühestens am vorletzten Tag in Kopenhagen zu rechnen. "Alle Klimaverhandlungen, die ein Ergebnis gebracht haben, sind erst in der letzten Nacht entschieden worden", sagt Michaelowa.

Die Haltung der USA sei für ein Gelingen in Kopenhagen ausschlaggebend, so der Experte. Er zeigt sich optimistisch: "Ich bin beeindruckt davon, wie die USA innenpolitisch mit dem Thema umgehen." Das Land sei seit dem Amtsantritt von Barack Obama nicht wiederzuerkennen. Wenn der Senat den Gesetzesentwurf für eine neue US-Klimapolitik bis Dezember verabschiede, dann seien die Voraussetzungen für ernsthafte Verhandlungen in Kopenhagen geschaffen.

Sorgen bereiten dem Experten dagegen ausgerechnet Länder, die bisher als Klimaschutzvorreiter galten. So zum Beispiel Deutschland: Das Land kämpfe im Moment mit großen innenpolitischen Problemen. "Je heftiger der Streit zwischen den verschiedenen Interessengruppen auf nationaler Ebene ist, umso kleiner fällt das Mandat eines Staates für die Verhandlungen aus", erklärt Michaelowa. Es bestehe somit die Gefahr, dass diese Länder an den Verhandlungen gelähmt sein werden.

UNO macht Druck

Die Vereinten Nationen drängen bei dem zum Jahresende geplanten neuen Klimaschutz-Abkommen aufs Tempo. "Die Zeit wird knapp", sagte der Chef des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, zum Auftakt der Beratungen in Bonn. Die Delegierten müssen bei dem Treffen vor allem den auf 200 Seiten angeschwollenen Entwurf für das neue Abkommen kürzen. "Da müssen wir viel Boden gut machen", sagte de Boer.

Zu den wichtigsten Punkten der Bonner Beratungen gehört nach Ansicht von de Boer die Forderung an die Industrieländer, beim Klimaschutz die Führung zu übernehmen. Die größten Industrienationen (G8) hatten im Juli beschlossen, den Ausstoß klimaschädlicher Gase wie Kohlendioxid um 80 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken. Zudem soll der Anstieg der Durchschnittstemperatur auf maximal zwei Grad begrenzt werden. Seit Beginn der Industrialisierung ist das Thermometer um Schnitt um 0,7 Prozent gestiegen. Beim Temperaturanstieg "sind wir noch nicht in der Spur", mahnte de Boer an.

Neuseeland kündigte unterdessen an, seinen CO2-Ausstoß bis 2020 um zehn bis 20 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken. Das Erreichen dieses Ziels sei aber von den Klimazielen anderer Länder abhängig.

Nach dem Bonner Treffen sollen weitere Konferenzen in Bangkok und Barcelona folgen, ehe dann die Umweltminister aus aller Welt sich im Dezember in Kopenhagen zur Schlussrunde versammeln.

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