Gesundheitswesen: Pharmig kritisiert Sparpläne

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Die Pharma-Industrie lehnt weitere Einsparungen im Medikamenten-Bereich ab und kritisiert deshalb auch das Kassen-Sanierungspaket des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger. Die Pharmig, der Verband der Pharma-Industrie, fordert stattdessen Einsparungen in der Sozialversicherung und bei den Spitälern.

Pharmig-Präsident Hubert Dreßler und Generalsekretär Jan Oliver Huber verweisen darauf, dass die Ausgaben der Kassen für Medikamente heuer im ersten Halbjahr nur um 1,8 Prozent gestiegen seien.

Zudem machten die Ausgaben für Arzneimittel nur 15,6 Prozent der Gesamtaufwendungen der Kassen aus. Huber sieht deshalb "keine Notwendigkeit, auf die Medikamente hinzuhauen" und auch keine Notwendigkeit für Maßnahmen in diesem Bereich.

Dass laut dem Papier des Hauptverbandes von den Gesamteinsparungen von rund 2,2 Mrd. Euro knapp 900 Mio. Euro bei den Medikamenten aufgebracht werden sollen, dafür hat die Pharmig kein Verständnis. Und die Pharma-Wirtschaft misstraut auch den Gebarungs-Vorschauen des Hauptverbandes. Das prognostizierte Defizit für 2010 von 323 Mio. Euro und für 2011 von 608 Mio. Euro bezeichnete Huber als "Panikmache".

Nach eigener Darstellung leistet die Pharma-Industrie bis 2013 einen Beitrag von einer Milliarde Euro zur Gesundheitsfinanzierung. 900 Mio. Euro ersparen sich die Kassen laut dieser Rechnung bis 2013 durch den Ablauf von 40 Patenten auf Medikamente, weil dann die Hersteller gezwungen seien, die Preise um rund 60 Prozent zu senken.

Zahlen über Gewinne durch die Patente nannte die Pharmig nicht. Weitere 100 Mio. Euro würden die Kassen bis 2011 aus den restlichen Zahlung des Rahmen-Pharmavertrages bekommen, der 2008 abgeschlossen wurde und insgesamt 180 Mio. Euro ausmachte.

Neuerliche Kritik

Deshalb sieht die Pharmig auch keine Notwendigkeit für weitere Verhandlungen. Dreßler verwies darauf, dass der Vertrag bis 30.6.2011 gültig sei und daher "kein akuter Handlungsbedarf" bestehe. Gleichzeitig betonte er, dass sich die Pharmig Gesprächen nie verweigere. Dass man in die Gespräche zwischen Hauptverband und Ärztekammer im Frühjahr nicht eingebunden wurde, kritisierte die Pharmig neuerlich.

Einsparungen fordert die Pharma-Industrie vor allem in der Sozialversicherung und bei den Spitälern. So plädierte Dreßler für eine Reduzierung der derzeit 19 Krankenversicherungsträger auf fünf. Demnach sollte es künftig nur noch vier Gebietskrankenkassen in den laut Gesundheits-Strukturplan vier Regionen und einen Träger für Selbstständige geben.

Zudem sieht die Pharmig große Einsparungspotenziale in der Verwaltung der Sozialversicherungen und in deren insgesamt 151 Einrichtungen, die mit rund 700 Mio. Euro untergedeckt seien.

Im Spitalsbereich ortet die Pharmig ein Einsparungspotenzial von rund 1,3 Mrd. Euro jährlich. So wäre es möglich 650.000 Patienten nicht stationär, sondern ambulant zu behandeln - das brächte etwa 200 Mio. Euro. Durch derzeit doppelte Leistungen von Fachärzten und in Spitalsambulanzen ließen sich etwa 480 Mio. Euro einsparen und 660 Mio. Euro wären zu holen, wenn pflegebedürftige Patienten nicht im Spital, sondern in Pflegeeinrichtungen gepflegt würden, meint die Pharmig.

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