Österreichische Start-ups trotzen Corona-Krise

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Heimische Jungunternehmen ziehen Interesse des Silicon Valley auf sich.

Bei österreichischen Start-ups, die am Sprung in den Silicon Valley sind, heißt es derzeit: abwarten. Aufgrund der Coronapandemie können heimische Gründer momentan nur virtuell nach Kalifornien expandieren. Das Radiologie-Start-up ContextFlow aus Österreich konnte trotz der angespannten Lage bei Investoren einen Partner in Italien dazugewinnen.

Bei der heimischen Blockchain-Stahlhandelsdatenbank Steel but Smart liegt der Fokus anstatt den USA nun vorläufig in Europa. Die von der österreichischen Wirtschaftskammer (WKÖ) und go-international gemeinsam getragene Initiative "GoSiliconValley" lädt jedes Jahr 10 bis 15 österreichische Start-ups in die USA ein, um möglicherweise den Sprung in die vorderste Innovationsliga zu schaffen. Dabei stehen für die heimischen Jungunternehmer Treffen mit Mentoren, Networking-Events und Trainings auf dem Programm. Aufgabe des Accelerators ist es, den heimischen Firmen Zugang zu Venture-Partnern, Inkubatoren und auch der Unternehmenskultur im Raum San Francisco zu bieten.

Corona hält Start-ups in Europa

Heimische Gründerteams werden aber vorerst weiter in Europa bleiben müssen oder virtuell auf Partnersuche gehen. Coworking, die Suche nach Financiers sowie Investoren-Pitching in Person ist derzeit in Kalifornien auf absehbare Zeit aufgrund der stark steigenden Covid-Fallzahlen nicht möglich. Auch die Tätigkeiten von GoSiliconValley wurden auf die virtuelle Ebene verlegt. "Realistisch glaube ich nicht, dass da dieses Jahr noch Teams in die USA kommen", sagte Georg Fürlinger, Leiter des heimischen Acceleratorprogramms, im Gespräch mit der APA.

Das bedeutet jedoch alles andere als Stillstand. Die österreichischen Start-ups werden nun mit Mentoren in Übersee virtuell kombiniert, zudem tauscht man sich untereinander per Videokonferenz aus und arbeitet am Pitch oder feilt an der Business Development Strategie. "Unser Programm läuft überraschend gut auf virtuellem Weg, obwohl die persönliche Anwesenheit im Silicon Valley dadurch natürlich nicht ersetzt werden kann", so Fürlinger.

Investoren reißen sich um erfolgreiche Jungfirmen

Dass man in Europa trotz der Coronakrise auf der Partnersuche erfolgreich sein kann, beweist das Radiologie-KI-Start-up ContextFlow. Die Wiener, die heuer für die GoSiliconValley-Initiative ausgewählt wurden, konnten im Juni das Venture-Capital-Unternehmen Novacapital aus Mailand als Investor für sich gewinnen. Die Software von ContextFlow ermöglicht es Ärzten, per bildbasierter Suchmaschine nach Krankheitsbildern zu suchen, unter anderem nach jenen des Coronavirus.

Beim heimischen Blockchain-Start-up Steel but Smart, eines der letztjährigen GoSiliconValley-Unternehmen, hat man ebenfalls die fortwährende Krise produktiv genutzt. Das Gründer-Team konnte zwar nicht in die USA reisen, sich aber ein Anschlussinvestment aus Österreich sichern.

"Ein großer strategischer Investor ist jetzt auf jeden Fall nicht möglich", resümiert Steel-but Smart-Chef Stefan Grüll, dessen Team aus den USA zwei Mentoren zur Verfügung gestellt bekommen hatte. "Momentan ist aber das Investmentklima in Europa ganz gut", sagte Grüll gegenüber der APA.

Top bei Telemedizin

Auch im Bereich Telemedizin sind österreichische Jungunternehmen in den USA aktiv und können möglicherweise nun vom höheren Investoreninteresse profitieren. So entwickelt das heimische Unternehmen Scarletred eine Lösung für Tele-Dermatologie, um Hautkrankheiten per Smartphone zu identifizieren. Auch Risikoeinschätzungen zu Covid-19 per Smartphone sind durch eine Scarletred-App möglich.

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