Unternehmenschef Varin: Grundlagen für Erholung sind gelegt - Autosparte mit Betriebsverlust von 1,5 Mrd Euro.
Der angeschlagene Opel-Partner Peugeot sieht sich nach dem höchsten Jahresverlust der Firmengeschichte am Tiefpunkt angekommen und will mit Einsparungen aus der Misere fahren. "Die Grundlagen für unsere Erholung sind gelegt", sagte Peugeot-Chef Philippe Varin am Mittwoch. Wegen des anhaltend schwachen Marktes in Europa will er den französischen Konzern gesundschrumpfen. Denn vergangenes Jahr fiel der Umsatz im Auto-Geschäft um zehn Prozent. Riesige Abschreibungen sorgten für einen Verlust von satten fünf Mrd. Euro.
Um PSA Peugeot Citroen wieder schlagkräftiger zu machen, sollen in den nächsten vier Jahren 8.200 Stellen wegfallen und ein Werk geschlossen werden. Damit ist laut Peugeot das Ende der Fahnenstange erreicht, ein Einstieg des Staates oder ein Verkauf der Beteiligung am Auto-Zulieferer Faurecia sei nicht nötig, hieß es. Die Zuversicht Varins kam an der Börse gut an: Die Aktie legte fünf Prozent zu.
Analysten zeigten sich jedoch skeptisch, ob die Wende rasch gelingen könne. "Das sind Durchhalteparolen", meinte Frank Schwope von der NordLB. Peugeot sei nach wie vor zu stark von Europa abhängig und verkaufe vergleichsweise wenige Fahrzeuge auf dem Wachstumsmarkt China. "Bis PSA zusammen mit GM und Opel auf einen grünen Zweig kommt und gemeinsame Modelle entwickelt sind, vergehen drei bis vier Jahre." 2013 werde in Europa sicher kein blendendes Jahr, der Jänner sei bereits schlecht ausgefallen. "Das dürfte Peugeot noch Sorgen bereiten."
Peugeot steht im Mittelpunkt der Krise der französischen Autoindustrie. Jahrzehnte setzte das Schwergewicht auf Südeuropa, wo nun der Markt angesichts der Wirtschaftskrise und extrem hohen Arbeitslosigkeit zusammengebrochen ist. Hinzu kommt, dass Peugeot auch in den Südländern Marktanteile verliert, etwa an Volkswagen oder Hyundai-Kia. Die Konzentration auf Schwellenländer, vor allem China und Russland, kann diese Talfahrt noch nicht ausgleichen. Im vergangenen Jahr machte der Konkurrent von Renault weiterhin 57 Prozent seiner Umsätze im Süden Europas.
Die Erlöse im weltweiten Autogeschäft brachen auf 38,3 Mrd. Euro ein, konzernweit lag das Minus bei 5,2 Prozent auf 58,4 Mrd. Euro. Für die restlichen Umsätze waren Faurecia, an dem Peugeot 57,4 Prozent hält, und der Autofinanzierer Banque PSA Finance verantwortlich.
Auch für die nahe Zukunft rechnet Peugeot nicht mit einem Aufschwung auf dem europäischen Automarkt. Für das laufende Jahr prognostiziert der Traditionskonzern einen Rückgang der Nachfrage zwischen drei und fünf Prozent. "Man muss sich fragen, ob sie wirklich überzeugt sind, dass die Situation zu retten ist", kommentierte dies Max Warburton vom Händler Bernstein.
Ziel von Peugeot ist es, Ende 2014 wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Der Jahresverlust ging hauptsächlich auf Abschreibungen in Höhe von 4,7 Mrd. Euro im Autogeschäft zurück. Firmenchef Varin betonte: "Wir haben zehn Milliarden Euro an Liquidität, das ist mehr als ein Jahr zuvor." Er sei absolut zuversichtlich, die Ziele zu erreichen. 2011 hatte Peugeot noch einen Gewinn von 588 Mio. Euro eingefahren.
Das Unternehmen gab zudem bekannt, im vergangenen Jahr 200 Mio. Euro mehr als geplant eingespart zu haben. Bisher seien die Ausgaben um 1,2 Mrd. Euro gesenkt worden. Gegen die akuten Finanzierungsprobleme genehmigte die EU kürzlich auf vorläufiger Basis einen Teil der Garantien von insgesamt sieben Mrd. Euro, die die französische Regierung dem europäischen Branchenzweiten zugesagt hat. Zudem verkaufte Peugeot unlängst Immobilienwerte und die profitable Tochter Gefco für insgesamt rund zwei Mrd. Euro. Vermutungen, dass sich der Konzern von weiteren Anteilen trennen könnte, wies der Vorstand indes zurück. Zur Faurecia-Beteiligung sagte Finanzchef Jean-Baptiste de Chatillon: "Es steht nicht zum Verkauf."
Die Zusammenarbeit mit dem US-Branchenprimus General Motors soll im laufenden Jahr an Schwung gewinnen. Im Jänner hatten Peugeot und GM eine weitreichende Kooperation bei der Fahrzeugentwicklung bekanntgegeben. Dies soll 2013 zu Einsparungen von 600 Mio. Euro führen, weitere 300 Millionen sollen von Anteilsverkäufen kommen. Dabei gibt Opel zwei wichtige Projekte in die Hände des französischen Partners: Zwei neue Plattformen - eine für kompakte Familienwagen in der Größe des Opel Zafira und eine für Autos im Segment des erfolgreichen Opel Meriva - sollen auf der Peugeot-Technik basieren. Opel leidet unter ähnlichen Problemen wie Peugeot. GM will deswegen sparen und die Fahrzeug-Produktion im Werk Bochum spätestens 2016 einstellen. Peugeot will mit Hilfe von GM seine Marken schärfen und stärker voneinander abgrenzen.