Fraport will Billigflieger

Ryanair greift Lufthansa in Frankfurt an

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Start mit Ferienzielen in Spanien und Portugal.

Bisher landen am teuren Frankfurter Flughafen kaum Billigflieger. Der Betreiber Fraport will das gemeinsam mit Ryanair gründlich ändern und verärgert damit die Stammkundschaft nachhaltig.

Die irische Fluglinie Ryanair stößt in Frankfurt die Tür für mehr Billigflüge an Deutschlands größtem Flughafen auf. Ab Ende März stationiert Europas größte Billigfluggesellschaft zwei Boeing-Mittelstreckenjets in Frankfurt - und startet damit den Angriff auf die Heimatbasis der AUA-Mutter Lufthansa.

Vier Flüge pro Tag

Zunächst steuert Ryanair Ferienziele in Spanien und Portugal an. Der Flughafenbetreiber Fraport will sich nun stärker auf die Ansprüche von Billigfliegern ausrichten. Mit Gebührenanreizen für neue Airlines trifft er bei den Platzhirschen Lufthansa, Condor und Co. aber bereits auf Widerstand.

Ryanair beginnt in Frankfurt mit einem Angebot von vier Flügen pro Tag. Die ersten Ziele sind Mallorca, Alicante und Malaga in Spanien sowie das portugiesische Faro. Anfänglich erwarten die Iren in Frankfurt lediglich 400.000 Passagiere pro Jahr. Zum nächsten Winter soll das Flugangebot aber deutlich wachsen. So sei Ryanair auch in Berlin nur mit einer halben Million Fluggästen gestartet, sagte Marketing-Chef David O'Brien. Nach drei Jahren seien es schon 5,4 Millionen gewesen. "Ich wüsste nicht, warum das nicht auch in Frankfurt so kommen soll." Auf das Ryanair-Engagement am Hunsrück-Flughafen Hahn soll die neue Basis in Frankfurt keinen Einfluss haben. Dort rechnet Ryanair mit 2,2 Millionen Passagieren.

Mehr Billigangebote

Laut Fraport-Chef Stefan Schulte liegt der Anteil der Billigflug-Passagiere in Frankfurt bisher lediglich bei vier Prozent. Wenn die Kunden aber immer mehr Billigangebote buchen wollen, müsse sich der Flughafen darauf einrichten. So stellte er den Iren in Aussicht, dass ihre Flugzeuge nach der Landung in Frankfurt ähnlich schnell wieder abheben können wie etwa am Hunsrück-Airport Hahn.

Zu Beginn sollen die Ryanair-Jets auf dem Vorfeld vor dem Terminal 2 parken. Mit Blick auf den bereits angelaufenen Bau des dritten Terminals könne sich dies aber ändern. Bei den Gebühren kann Ryanair auf neue Nachlässe hoffen. Fraport hat beim grün geführten hessischen Verkehrsministerium ein neues System von Gebührenanreizen zur Genehmigung eingereicht. In deren Genuss sollen Airlines kommen, wenn sie Flugverbindungen zu neuen Zielen einführen. Zudem soll es Anreize für Gesellschaften wie Ryanair geben, die gänzlich neu antreten. Das Ministerium hat eine Prüfung bis deutlich vor Jahresende versprochen.

Laut Schulte bewegen sich die geplanten Nachlässe im international üblichen Rahmen. Dabei bekämen die Airlines im ersten Jahr typischerweise 40 bis 50 Prozent der gezahlten Passagierentgelte zurückerstattet. Binnen drei Jahren würden diese Rabatte dann zurückgefahren. Mit der Genehmigung des neuen Anreizsystems rechnet der Manager in den nächsten zwei Wochen. "Wir gehen fest davon aus, dass es genehmigt wird."

"Wettbewerbsverzerrendes Subventionierungsmodell"

Während Condor-Chef Ralf Teckentrup gegen das beantragte "wettbewerbsverzerrende Subventionierungsmodell" der Fraport wetterte, freute sich Lufthansa-Chef Carsten Spohr über die Aussicht auf deutliche Einsparungen. Lufthansa werde in Frankfurt nicht mehr bezahlen als Ryanair, stellte er am Mittwoch klar. So könne sein Unternehmen 200 bis 300 Mio. Euro pro Jahr einsparen. Dafür sei er Ryanair-Chef Michael O'Leary sehr dankbar. "So sehr können uns die Ryanair-Flugzeuge gar nicht ärgern, wie uns die sinkenden Gebühren helfen werden", sagte Spohr. Er könne sich nicht vorstellen, dass das Ministerium unterschiedliche Gebühren genehmigen werde. Sonst werde Lufthansa nur die niedrigeren Ryanair-Gebühren überweisen.

Spohr schloss nicht aus, dass die Lufthansa als Reaktion künftig ihre Billigmarke Eurowings auch in Frankfurt an den Start schicken wird. Das werde aber nicht vor 2018 der Fall sein. Eigentlich wollte die Lufthansa ihre Drehkreuze Frankfurt und München den klassischen Netzwerk-Marken Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines vorbehalten. Allerdings soll Eurowings im kommenden Jahr bereits in München antreten, nachdem dort Easyjet und Transavia die Lufthansa mit Billigflügen herausfordern.

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