Geschäftsjahr 2011

Telekom mit rund 200 Mio. Euro Verlust

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Für das Geschäftsjahr 2011wird die TA eine "ganz rote Bilanz" vorlegen.

Die Telekom Austria Group wird das Geschäftsjahr 2011 mit einem satten Verlust abschließen. Maria Veronika Sutedja, Analystin der Erste Group, erwartet für das Vorjahr nach derzeitigem Stand unterm Strich ein Minus von in etwa 200 Mio. Euro, das sich aus den Abwertungen sowie dem Restrukturierungsaufwand - sprich Kosten für den Mitarbeiterabbau - ergibt. "Das wird eine ganz rote Bilanz werden", meinte sie im Gespräch. Die gestern bekanntgegebene Aufwertung des Eigenkapitals sei zwar positiv, habe aber keine signifikante Auswirkung auf das Verhältnis Netto-Verschuldung zu Eigenkapital (Gearing).

Pecik erhöht Anteil
Sutedja erwartet, dass der Investor Ronny Pecik seinen Telekom-Anteil von derzeit 20 auf 25 Prozent plus eine Aktie hochfahren könnte, wobei sich die zuletzt positive Kursentwicklung danach wieder abschwächen könnte. Der ägyptische Telekom-Magnat Naguib Sawiris, der sich gemeinsam mit Pecik bei der teilstaatlichen Telekom einkauft, hatte gestern bekanntgegeben, den gemeinsamen 20-Prozent-Anteil auf 25 Prozent hochfahren zu wollen.

Aufwertung des Eigenkapitals
Die teilstaatliche börsenotierte Telekom hat heute auf Anfrage die gestern, Dienstagabend, verlautbarte Aufwertung des Eigenkapitals bei gleichzeitiger Abwertung nach IFRS-Standards für die Hyperinflationsrechnungslegung so begründet: "Durch die hohe Inflation stieg das Anlagevermögen in der Buchhaltung um über 400 Mio. Euro an. Dies entspricht nicht dem Unternehmenswert auf Basis der Businessplanung. Daher musste der aufgewertete Buchwert um 300 Mio. Euro abgewertet werden", erläuterte Investor Relations-Manager Matthias Stieber.

RCB-Analyst Bernd Maurer sieht in der gestrigen Meldung die Bezifferung des schon im November bekanntgegebenen Effekts aus der Hyperinflationslegung. Es wurde nun in den Büchern umgesetzt, was schon im Dezember bekanntgegeben wurde. "Der Effekt wurde schon vorher vom Unternehmen angekündigt", so Maurer zur APA. Der positive Effekt auf das Eigenkapital überwiege, wie das leichte Kursplus am Mittwochmorgen von 0,29 Prozent auf 9,07 Euro gezeigt habe. Bis gegen Mittag gab der Telekom-Kurs dann allerdings um 2,38 Prozent bei allgemein rückläufigem ATX-Wert nach.

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Die Telekom hatte gestern in ihrer Aussendung betont, dass trotz der Rieseninflation in Weißrussland, wo der Telekom die Tocher Velcom betreibt, der Ausblick für 2011 bestätigt wird: Umsatzerlöse in der Höhe von ungefähr 4,50 Mrd. Euro, ein bereinigtes EBITDA von bis zu 1,55 Mrd. Euro und ein operativer Free Cashflow von bis zu 800 Mio. Euro. Des Weiteren bestätigte die Telekom Austria Group die halbierte Dividende für 2011 und 2012 in Höhe von 0,38 Euro pro Aktie. Im November 2011 war die Telekom noch von der doppelten Dividende in Höhe von 0,76 Euro ausgegangen.

Vergangene Woche hatte die Ratingagentur Moody's das Langfrist-Rating für die Telekom (A1) um einen Punkt von A3 auf Baa1 gesenkt. Begründet wurde dieser Schritt mit der erwartet schwachen operativen Performance, beeinflusst durch Regulierung, intensiven Wettbewerb und einem schwachen wirtschaftlichen Umfeld in Österreich und in anderen Ländern, in denen die Gruppe tätig ist. Weiters werden die bevorstehenden Investitionen, etwa bei den Frequenzvergaben ("Digitale Dividende"), zusätzlichen Druck auf die Finanzlage der Telekom Austria ausüben. Das könne durch die jüngst angekündigte Dividendenkürzung nicht völlig kompensiert werden, erwartet die Ratingagentur. Der Ausblick für das Rating ist aber stabil. Der Staatsanteil bei der Telekom von 28,42 Prozent habe sich positiv auf das Rating ausgewirkt, heißt es.

Am Montag dieser Woche hatte der in Österreich mit "A1" am Markt agierende Konzern angekündigt, die Festnetz- und Internettarife anzuheben. In Internetforen sorgte dies für Spekulationen, dass die heimischen Kunden für das Telekom-Engagement nun bluten müssen. Die Telekom hatte bei Ankündigung der Preiserhöhung betont, dass es sich um die Abgeltung von Mehrkosten durch die hohen Investitionen in den Netzausbau in Österreich.

Das Engagement in Weißrussland - laut Menschenrechtsaktivisten handelt es sich um die letzte Diktatur in Europa - sorgt auch auf juristischer und parlamentarischer Ebene für Ungemach. Im U-Ausschuss zu den zahlreichen Korruptionsaffären rund um die Telekom wird der Kauf der Velcom auch eine Rolle spielen.

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