Nach dem Sommer:

Top-Ökonom warnt vor verschärfter Wirtschaftskrise

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Wirtschaftsforscher warnt vor einer Verschärfung der Krise im Herbst und Winter.

"Ich fürchte, dass sich die Krisenzeichen in der zweiten Jahreshälfte noch mehren werden", sagt Jens Südekum, VWL-Professor an der Universität Düsseldorf und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums der WirtschaftsWoche.

Irgendwann würden die alten Auftragsbeständen aus der Coronazeit abgearbeitet sein und dann werde die Investitionsschwäche noch deutlicher werden. "Ich blicke eher pessimistisch Richtung Herbst und Winter - und spätestens dann muss sich die Ampel die Frage stellen, ob sie Deutschland aus der Krise herausbekommen will mit einem Kurs, der sich als oberste Priorität an die Schuldenbremse klammert. Aus meiner Sicht geht das nicht."

Strompreis als entscheidender Faktor

Südekum sprach sich unter anderem für einen Industriestrompreis aus und forderte eine Erweiterung des Empfängerkreises. Der Strompreis sei für Investitionsentscheidungen zentral. Wenn sich die Unternehmen darauf verlassen könnten, dass der Strompreis nicht über sechs Cent gehe, dann würden sie ihre Investition auch in Deutschland tätigen. "Und dabei geht es nicht darum, dass nur BASF & Co Geld bekommen." Es gebe zahlreiche Industriezweige, die noch mit fossilen Energien operierten, die sich aber elektrifizieren wollten und müssten. Die technischen Verfahren dafür seien längst da, aber der Strombedarf würde sich um das Zehnfache erhöhen. "Und daher wird dieser Schritt oft nicht gemacht", erklärte Südekum. "Deshalb kann der Industriestrompreis zum Transformationsbeschleuniger werden. Um den Mittelstand miteinzubeziehen, wäre es sicher sinnvoll, die Liste der bisher rund 2.000 potenziellen Empfänger zu erweitern."

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