Der Chefbuchhalter einer großen Kette warnte vor fehlender Liquidität. Wie es um Österreichs Hotel-Branche steht.
Die HR Group bezeichnet sich selbst als eine der am schnellsten wachsenden Hotelbetreibergesellschaften im deutschsprachigen Raum. Auch in Österreich ist die Gruppe mit mehreren Hotels präsent. Die Gruppe betreibt Hotels unter den bekannten Marken Hilton, Hyatt, Holiday Inn, Ibis und Sheraton.
Brisantes E-Mail
oe24 liegt ein brisantes Mail des Chefbuchalters der Hotelkette vor, in dem dieser am 20. Februar intern warnt: „Im Moment ist es uns nicht möglich, Zahlungen zu veranlassen, ausnahmen Inkasso Drohungen. “
"War ein Fehler"
Auf Anfrage sagt der Chefbuchhalter: „Wir befinden uns derzeit in einem Mergers & Acquisition-Prozess und mir lagen nicht alle Informationen zugrunde. Als ich meinen Fehler bemerkt hatte, habe ich die betroffenen Direktoren der Hotels persönlich angerufen und klargestellt, dass der Inhalt inkorrekt ist.“
Die Geschäftsführung habe den Fehler akzeptiert, den er berichtigt habe.
Hotel-Branche insgesamt positiv gestimmt
Die Wirtschaftskammer sagt, dass die österreichische Hotel-Branche insgesamt „nach den äußerst schwierigen Corona-Jahren auf einem sehr guten Weg zurück zu alter Stärke" sei.
"Die erfreulichen Nächtigungszahlen im letzten Jahr und ein guter und früher Start in die Wintersaison 2023/2024 haben uns durchaus optimistisch gestimmt. Pauschale Aussagen zur gesamten Branche fallen dennoch schwer, denn Betriebe in Regionen in niedrigeren Lagen müssen von einer kürzeren klassischen Ski-Wintersaison ausgehen, als dies wünschenswert wäre. Betriebe in höheren Lagen, aber auch die Wellness- und Ferienhotellerie sind derzeit gut gebucht", heißt es von der WKO.
Herausforderungen für alle Hotel-Betreiber
Die grundsätzlich optimistische Stimmung in der Branche schmälert allerdings nicht die bestehenden Herausforderungen, mit denen sich Hoteliers auseinandersetzen mussten und müssen: steigende Kosten in allen Bereichen – Energie, Lebensmittel, Zinsen, Arbeitskräfte – setzen die Branche unter Druck.
"Nur jeder 10. Betrieb kann höhere Kosten voll weitergeben"
Wie eine Umfrage der WKO zeigt, kann nur jeder 10. Betrieb die gestiegenen Kosten voll weitergeben. Das spiegelt sich auch im Gästeverhalten wieder, wo ein deutliches Sparverhalten der Gäste merkbar ist: "Die Nebenkonsumationen im Urlaub – für Verpflegung, aber auch Zusatzdienstleistungen wie Massagen – gehen spürbar zurück", antwortet die Maria Schreiner, die Geschäftsführerin des Fachverband Hotellerie (WKO) auf oe24-Anfrage.
Grazer Jufa Hotel Holding hatte schwere Corona-Jahre
Auch andere heimische Hotelketten haben in Coronazeiten schwer zu kämpfen gehabt. Beispielsweise zeigt der beim Firmenbuch hinterlegt Jahresabschluss der Jufa Hotel Holding GmbH im Geschäftsjahr 21/22 einen Jahresfehlbetrag von knapp 4,2 Millionen Euro.
Die Gruppe mit Sitz in Graz betreibt in Europa rd. 60 Standorte. Insgesamt beliefen sich die angesammelten Verluste der beiden Lockdownjahre auf 15,2 Millionen Euro. Infolge der Verluste ist das Unternehmen mit 11,4 Millionen Euro überschuldet.
Für die Steuerzahler bleibt zu hoffen, dass die Coronahilfszahlungen in Höhe von 11,5 Millionen Euro für die Fortführung ausreichend waren.
Hotel Enzian verzeichnete Gewinn
Besser durch die Krise gekommen ist das Hotel Enzian in Obertauern, in dem Walter Veit Geschäftsführer ist. Seines Zeichens Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung. Diese vertritt als freiwillige und unabhängige Interessensvertretung rund 1700 Hotels.
So konnte das Unternehmen in den Geschäftsjahren 01.11.2019 bis 31.10.2022 Gewinne in Höhe von 572.000 Euro ausweisen. Im selben Zeitraum wurden COFAG-Hilfen in Höhe von 1,669 Millionen Euro ausbezahlt.