Volkswagen macht Ernst mit den Plänen, seine Sportwagentochter Porsche an die Börse zu bringen. Und zwar eventuell bereits im vierten Quartal 2022, so VW-Finanzvorstand Arno Antlitz.
Der Porsche-Börsengang hat das Zeug, zu einem der größten der Geschichte zu werden - weltweit. Laut Analysten könnte der Sportwagenbauer dabei eine Bewertung zwischen 60 und 100 Milliarden Euro erreichen, manche halten sogar 120 Milliarden und mehr für möglich.
25 Prozent von Porsche an die Börse
VW plant dabei offenbar, ein Viertel des Gewinnbringers Porsche an die Börse zu bringen. Je nachdem, wie die Anleger den Hersteller letztlich bewerten, könnte das Emissionsvolumen zwischen 15 und 30 Milliarden Euro liegen.
Die Details des Börsengangs könnten laut der Konzernmutter Volkswagen bis Jahresende stehen. Die Notierung eines Teils der Vorzugsaktien an der ertragsstarken Marke sei - in Abhängigkeit vom Ergebnis der jetzt angelaufenen Prüfungen - eventuell bereits im vierten Quartal 2022 möglich, sagte VW-Finanzvorstand Arno Antlitz am Freitag. Auch für die Batteriesparte sei ein Börsengang denkbar.
Vereinbarung unterzeichnet
Im Spätsommer wolle Volkswagen über den Stand der Vorbereitungen informieren. Die Wolfsburger und ihr Großaktionär Porsche SE (nicht zu verwechseln mit dem Börsen-Kandidaten selbst) hatten am Donnerstag eine Eckpunktevereinbarung unterzeichnet, auf deren Grundlage die Platzierung geprüft wird.
Familien Porsche/Piech erhalten Sperrminorität
Die Vereinbarung sieht vor, dass das Grundkapital der Porsche AG je zur Hälfte in Vorzugs- und Stammaktien aufgeteilt wird. Bis zu 25 Prozent der Vorzüge sollen auf dem Kapitalmarkt platziert werden. Die Porsche SE, über welche die Familien Porsche und Piech die Mehrheit an Volkswagen halten, soll 25 Prozent zuzüglich einer Aktie der Stammaktien zeichnen und erhält damit eine Sperrminorität. Auf diese Weise hätten die Familien wieder direkten Zugriff auf den Sportwagenbauer Porsche - nach der verlorenen Übernahmeschlacht vor zehn Jahren, als Porsche VW übernehmen wollte, es aber umgekehrt kam.
Bis zu ein Viertel der Vorzugspapiere könnten dann öffentlich gehandelt werden - bezogen auf die Gesamtmenge aller Anteile wären das also maximal 12,5 Prozent.
VW soll Porsche-Hauptaktionär bleiben
Die Holding Porsche SE ist das Machtzentrum im Wolfsburg-Stuttgarter Geflecht. Sie hält gut 53 Prozent der Stimmrechte am VW-Konzern und wird eben von den Eigentümerfamilien Porsche und Piëch kontrolliert. VW selbst soll in der diskutierten Börsen-Konstruktion Hauptaktionär von Porsche bleiben.
Der Börsenkandidat ist konkret die Porsche AG, in der das operative Geschäft des Sport- und Geländewagenbauers mit Sitz in Stuttgart gebündelt ist. Das Unternehmen ist ein zentraler Gewinnbringer der Volkswagen-Gruppe.
Auch Elektroauto-Batteriesparte an die Börse?
Neben den Börsenplänen für die Tochter Porsche spielt der VW-Konzern auch mit dem Gedanken eines solchen Schritts für sein Elektroauto-Batteriegeschäft. Die Sparte wird in den kommenden Jahren mit Milliardeninvestitionen ausgebaut. Auf die Frage, ob Anteile an ihr später einmal am Finanzmarkt notiert sein könnten, meinte Antlitz am Freitag grundsätzlich: "Ja, das könnte eine Möglichkeit sein." Man konzentriere sich jetzt aber zunächst auf die weiteren Prüfungen für die Porsche AG.
Die Volkswagen-Autogruppe hat bereits eine eigene europäische Aktiengesellschaft (SE) für ihre Batterieaktivitäten gegründet. Nun geht es um die Suche nach zusätzlichen Investoren