Ifo-Geschäftsklima hellt sich unerwartet stark auf

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Die deutschen Unternehmer sehen wieder Licht am Ende des Tunnels. Im Juli stieg der ifo-Geschäftsklimaindex zum vierten Mal in Folge und erreichte den höchsten Wert seit vergangenen Oktober, teilte das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut mit. "Es scheint, dass die Wirtschaft wieder Tritt fasst", erklärte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Die Unternehmen bewerteten zudem auch ihre aktuelle Geschäftslage erstmals wieder positiv.

Der ifo-Geschäftsklimaindex erreichte einen Wert von 87,3 Punkten nach 85,9 Punkten im Juni. Damit fiel der Anstieg deutlich kräftiger aus als von Experten erwartet: Sie hatten lediglich ein Anwachsen auf 86,5 Punkte prognostiziert. Die 7.000 befragten Unternehmen sind demnach mit ihrer aktuellen Lage nicht mehr so unzufrieden wie im Vormonat, der entsprechende Teilindex stieg von 82,4 auf 84,3 Punkte. Auch der Entwicklung im kommenden halben Jahr sehen sie weniger skeptisch entgegen. Der hier ermittelte Teilindex von 90,4 Punkten ist der höchste Stand seit mehr als einem Jahr.

Maschinenauslastung stabilisiert sich

Nach Branchen betrachtet berichtet das verarbeitende Gewerbe sowohl von einer besseren Lage als auch von verbesserten Geschäftsaussichten. Die Unternehmen hätten die Auslastung ihrer Maschinen und Geräte seit dem Frühjahr nicht mehr weiter verringern müssen; allerdings sei der Auslastungsgrad noch klar unterdurchschnittlich. Weiterhin gebe es in den Industrieunternehmen Pläne zur Absenkung ihres Stellenbestands.

Im Großhandel hellte sich sowohl die Bewertung der aktuellen Lage als auch die der Aussichten auf. Die Einzelhändler bewerten ihre momentane Situation sogar als nahezu befriedigend, sie sind allerdings hinsichtlich der Erwartungen für das kommende halbe Jahr zurückhaltender als im Juni. Am Bau bewerten die Unternehmen ihre Lage etwas weniger unzufrieden als im Juni, auch bei der Einschätzung der Aussichten hat die Skepsis abgenommen.

Von der Euphorie noch ein Stück weit entfernt

Ifo-Volkswirt Klaus Abberger sagte, gerade die Erwartungen hätten sich seit Jahresanfang zunehmend aufgehellt. "Man darf aber nicht sagen, dass wir eine Euphorie haben." Vielmehr zeige sich eine allmähliche Entspannung. Die Unternehmen spürten, dass es nicht weiter bergab gehe, sondern eine gewisse Bodenbildung da sei. Dies sei kein reines Gefühl, sondern durch die Auftragslage bestätigt. So werde das Auslandsgeschäft nicht mehr so kritisch betrachtet wie im vergangenen Jahr.

"Wir werden im dritten Quartal wieder eine positive Wachstumsrate haben", sagte Abberger. Die Lage sei noch immer ernst. Es gebe weiter Risiken für die Konjunktur - vor allem durch vermutlich steigende Arbeitslosenzahlen und die restriktive Kreditvergabe der Banken.

Am Arbeitsmarkt sei noch mit Belastungen zu rechnen, sollte sich die Wirtschaft nicht sehr schnell erholen. Das mache den Einzelhandel vorsichtig. Zwar habe sich die Lage der Branche zuletzt stark verbessert, die geringeren Erwartungen zeigten aber eine gewisse Skepsis.

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