Millionen ohne Job, ein verkrüppelter Immobilienmarkt und nach wie vor humpelnde Banken - das anbrechende Jahrzehnt dürfte nach Ansicht führender US-Ökonomen eines der schwersten für die Vereinigten Staaten seit der Großen Depression werden.
Experten aller politischen Richtungen waren sich bei der Jahreskonferenz der American Economic Association zumindest in der Beurteilung einer Frage einig: Die Chancen für nachhaltiges und robustes Wachstum in den USA sind gering.
Nicht wenige Ökonomen gehen davon aus, dass die US-Wirtschaft in den kommenden 10 Jahren pro Jahr weniger als 2 % wachsen wird - das ist im Vergleich zu früheren Erholungsphasen nach Wirtschaftskrisen alles andere als berauschend. "Es wird schwierig werden mit einer robusten Erholung, wenn die Märkte für private und Geschäftsimmobilien völlig darnieder liegen", prognostizierte Harvard-Professor Martin Feldstein.
Die mittlerweile globale Krise begann vor gut 2,5 Jahren am US-Häusermarkt, der sich heiß gelaufen hatte und dann binnen weniger Monate kollabierte. Seit dem Höhepunkt des Immobilienbooms sind die Preise um mehr als 30 % gefallen, in einigen besonders hart betroffenen Staaten wie Kalifornien oder Nevada sogar noch deutlich schärfer. In Folge dieser Wertverluste fiel der private Konsum als traditionell wichtigste Konjunkturstütze jenseits des Atlantiks kräftig. In der Krise wandelte sich der US-Konsument zum Sparfuchs.
Was kommt nach dem "Kaufrausch auf Pump"?
"Es ist schwer zu prognostizieren, was den Konsum ersetzen soll", orakelte der Nobelpreisträger und Wirtschaftsprofessor an der renommierten Columbia-Universität Joseph Stiglitz. "Das dürfte eine ganze Reihe von Jahren dauern."
Dafür gibt es 2 Gründe. 1. sind die US-Bürger trotz neuer Sparsamkeit noch immer bis zum Hals verschuldet - kommen jedoch nach der Krise deutlich schwerer an neue Kredite. 2. hängen nach wie vor viele Banken am Tropf der Fed und werden indirekt auch vom Staat gestützt. Viel Spielraum für neue, den Konsum wieder ankurbelnde Darlehen haben die meisten Institute also selbst nicht.
Den Banken droht nach Ansicht von Kenneth Rogoff, wie Feldstein Professor in Harvard, in den kommenden Jahren zudem möglicherweise neues Ungemach. Und zwar dann, wenn die Regierung "glaubhaft" ihre Unterstützung für das Finanzsystem zurückfährt. Rogoff hält dann einen neuen Kollaps zumindest nicht für ausgeschlossen. Die Programme von Fed und Regierung gaukelten eine trügerische Sicherheit vor, unkte der frühere Chefökonom des IWF.
"Es gibt derzeit so etwas wie eine Illusion von Profitabilität", sagte er mit Blick auf das nach wie vor fragile US-Finanzsystem. Eine Gesundung der Banken wäre aber für eine nachhaltige Erholung der größten Volkswirtschaft der Welt eine unabdingbare Voraussetzung.