Coronavirus

Corona-Aufstand unserer Künstler

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Tausende Künstler ohne Job, eine Million Konzert-Fans sind von den Absagen betroffen.

Wien/Salzburg. 160 Millionen Euro pro Woche – das brachten Musikfestivals im Sommer. Jetzt ist die Kulturnation Österreich in Zwangspause. Bis September. Alle Groß-Events sind bis 31. August gestrichen. Nova Rock abgesagt, Frequency Festival gecancelt, Seefestspiele in Mörbisch verschoben. Ebenso die Oper im Steinbruch. Zehn Konzerte auf der Burg Clam fallen aus. Nur die Salzburger Festspiele können noch hoffen (siehe Interview), ebenso die Seefestspiele in Bregenz und der Carinthische Sommer in Ossiach. Aber Dutzende Theaterfestivals und Konzerte stehen vor dem Kollaps, Tausende Kulturschaffende verdienen seit März keinen Cent mehr.

Frust. Dagegen laufen Sänger, Schauspieler, Kabarettisten, Musiker, Techniker und Veranstalter Sturm: „Wir sind keine Kasperln, die hin und wieder singen oder musizieren, das ist unser Beruf“, schrieb sich Musiker Andy Lee Lang den Frust von der Seele: „Wir alle sind von heute auf morgen arbeitslos geworden, und keiner weiß, wann, wo, wie und ob es für uns weitergeht.“ Konzertveranstalter ­Filip Potocki fordert: „Uns ­fehlen klare Antworten. Die Politik muss vermeiden, dass Österreich als Kulturland abgemeldet wird.“ „Die Regierung wird sich etwas einfallen lassen müssen – so wie in OÖ, da wurde das Kulturbudget ­zugunsten von KTM verschoben“, sagt Roman Gregory frustriert zu ÖSTERREICH. Managerin Marika Lichter klagt im oe24.TV-Interview: „Finanziell bin ich dreifach betroffen. Als Künstlerin, als Agentin, weil keiner meiner 110 Künstler etwas verdient, und als Veranstalterin des Musicalsommers in Winzendorf.“
 
Andy Lee Lang kann vor allem nicht verstehen, „weshalb Sommertheater sterben müssen, obwohl das Risiko einer Ansteckung im Freien gleich null ist“.
 

Rabl-Stadler: "Geben nicht auf"

Corona-Aufstand unserer Künstler
© FRANZ NEUMAYR Pres
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oe24TV: Sind die Salzburger Festspiele 2020 vorstellbar?
 
Helga Rabl-Stadler: Ja, wir hoffen darauf, entscheiden werden wir bis spätestens bis 30. Mai. Organisatorisch und künstlerisch sind wir jedenfalls gerüstet. Aber die Gesundheit hat Vorrang. Wir warten auf die politische Entscheidung, planen jedenfalls so, dass die Festspiele stattfinden könnten. Alle Künstlerinnen und Künstler wären aber auch im kommenden Jahr im Sommer frei.
 
oe24TV: Wäre es für Sie vorstellbar, jeden zweiten Platz im Festspielhaus leer zu lassen?
 
Rabl-Stadler: Da liegt der Teufel wirklich im Detail. Es gibt keine Oper ohne ­Liebesszenen, kein Orchester ohne Bläser. Wir werden letztlich sehen, wie die Sicherheitsbestimmungen Ende Mai tatsächlich aussehen werden. Die Hoffnung stirbt nie.
 

Lunacek: "Wir bitten um etwas Geduld"

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© APA/HELMUT FOHRINGER
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Staatssekretärin Ulrike Lunacek gibt den Kulturschaffenden im oe24TV-Interview Hoffnung: „ Wir bitten um etwas Geduld. Große Outdoor-Veranstaltungen mit Zehntausenden Menschen wird es bis Ende August sicher nicht geben. Bei Theater- und Konzertveranstaltungen wird man aber schauen müssen, wie sich die Sicherheitslage letztlich entwickelt. Hier werden wir bis Mitte Mai Entscheidungen treffen. Bis dahin werden wir klären, was geht, und was nicht.“
 
 
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