Lombardischer Präsident Fontana: "Wahrheit über unsere gute Arbeit kommt ans Licht".
Rom. Die Behörden der von der Coronakrise schwer betroffenen italienischen Region Lombardei verteidigen sich gegen Vorwürfe von Missständen im Umgang mit der dort Ende Februar ausgebrochenen Epidemie. Der lombardische Präsident Attilio Fontana wies die Beschuldigungen zurück, die Regionalbehörden hätten die Epidemie in der Anfangsphase unterschätzt.
"Die Wahrheit kommt ans Licht. Nach Beleidigungen und Drohungen geht aus Justizermittlungen und offiziellen Daten klar die gute Arbeit der Regionalbehörden hervor", schrieb Fontana auf Facebook am Samstag. Anders sieht die Lage, Giorgio Gori, Bürgermeister der schwer betroffenen Stadt Bergamo. "Wir haben viel Zeit verloren und auch Fehler gemacht", gab Gori im Interview mit der Tageszeitung "La Stampa" zu. Unter anderem sei das Champions-League-Fußballmatch zwischen Atalanta Bergamo und dem FC Valencia in Mailand am 10. März nicht verboten werden, bei dem sich unzählige Bergamo-Fans angesteckt hatten.
"Wir waren alle überzeugt, dass das Virus in wenigen Wochen ausgemerzt werden könnte. Ich gebe meinen Fehler zu. Ich habe sicherlich die Lage unterschätzt", sagte Gori. Er kritisierte die Regierung in Rom, die Gemeinden Nembro und Alzano Lombardo bei Bergamo Anfang März nicht zur Sperrzone erklärt zu haben, obwohl dort zahlreiche Todesopfer und Infektionsfälle gemeldet worden waren. Weil diese beiden Gemeinden nicht abgeriegelt wurden, habe sich die Infektion in der ganzen Region Lombardei stark verbreitet, lautet der Vorwurf. Wegen dieses Verdachts war Premier Giuseppe Conte am Freitag drei Stunden lang von den Staatsanwälten von Bergamo befragt worden, die zu möglichen Missständen im Umgang mit der Epidemie ermitteln.
Der lombardische Präsident Fontana, Spitzenpolitiker der rechten Lega, ist mit zunehmender Kritik wegen des Umgangs seiner Region mit der Coronavirus-Epidemie konfrontiert. Mit über 16.000 Toten ist die Lombardei die am stärksten von Covid-19 betroffene Region Italiens. Die lombardischen Regionalbehörden werden beschuldigt, vor allem in der Anfangsphase der Epidemie unvorbereitet reagiert zu haben. Damit habe sich die Infektion rasch ausgebreitet, die in Italien bereits mehr als 34.000 Tote gefordert hat.