Coronavirus

Orban zu Impfstoff-Beschaffung: EU hat es "vermasselt"

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Schwerste Pandemie-Woche stehe Ungarn bevor.

Budapest. Ungarns rechtsnationaler Ministerpräsident Viktor Orban hat am Sonntag wegen schleppender Impfstoff-Beschaffung erneut Kritik an der Europäischen Union geübt. Im staatlichen Rundfunk betonte der Premier, dass es immer wieder Enttäuschungen hinsichtlich der Vakzine-Beschaffung durch Brüssel gebe. Die Impfstoffe würden gar nicht, in geringerer Menge oder verspätet eintreffen, kritisierte Orban.

Hinsichtlich eines möglichen EU-Gipfels zum Thema Verteilung von Impfdosen unter den Mitgliedsstaaten teilt Orban die Meinung von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), dass hier etwas "nicht stimmt".

Ungarn habe westlichen Impfstoff für 13 Millionen Menschen bestellt, doch bereits im November erkannt, dass es Probleme geben werde. Deswegen habe Ungarn zwei bzw. fünf Millionen Dosen des russischen Impfstoffs Sputnik V und der chinesischen Sinopharm bestellt, die aufgeteilt zu den versprochenen Terminen einträfen. Ungarn habe die russischen und chinesischen Impfstoff-Beschaffungsverträge offengelegt, was die EU bei ihren Verträgen mit den Vakzinlieferanten nicht getan habe. Die Brüsseler Bürokraten hätten es "vermasselt", weil sie mit den Lieferanten Verträge geschlossen, die ohne deren Zustimmung nicht veröffentlicht werden können.

Kritik an hohen Preisen

Zur Kritik an hohen Preisen für den chinesischen Impfstoff, den Ungarn zu zahlen habe, erklärte der Ministerpräsident: Ungarn hätte einen noch höheren Preis gezahlt, denn es gehe um Menschenleben. Laut Orban hat Ungarn mit der Entwicklung eines eigenen Corona-Impfstoffs begonnen. Derzeit sei man in der Phase der Tierversuche. Für die künftige Produktion werde ein Werk im ostungarischen Debrecen gebaut, so dass Ungarn in einem Jahr zum Selbstversorger werde könnte. Ein solches Werk baue Ungarn auch in Israel.

Angesichts der dritten Corona-Welle warnte Orban, dass sein Land vor der bisher schwersten Woche stehe. Ausländische Hilfe brauche Ungarn aber nicht. Die dritte Pandemiewelle hatte auch in den vergangenen 24 Stunden erneut dramatische Folgen. Es wurden 8.863 Neuinfizierte in Ungarn registriert. 162 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. In den Spitälern befinden sich 8.764 Covid-Patienten, 1.005 Menschen müssen künstlich beatmet werden.

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