Pandemie-bedingte Sonderkonjunktur treibt Zahlen in der Medizinsparte hoch - Ausblicke für 2020 mehrfach angehoben, 2021 weiterer Anstieg erwartet.
Wien. Der börsennotierte Gummiverarbeiter Semperit Holding hat für die ersten neun Monate Rekordzahlen bekannt gegeben. Für das Gesamtjahr 2020 wurden die Prognosen schon mehrfach angehoben. Aktuell geht der Vorstand davon aus, dass 2021 das Ergebnis gehalten oder nochmals übertroffen werden könnte. Grund dafür ist ausgerechnet das langjährige Sorgenkind, die Medizinsparte. Hier geht es um medizinische Schutzhandschuhe, die in der Coronapandemie einen ungeahnte Nachfrage erlebten.
Der Konzern sprach am Donnerstag von einer Sonderkonjunktur bei Medizinprodukten. Semperit produziert in Österreich (Wimpassing) und Malaysia Medizinhandschuhe (OP-Handschuhe, Untersuchungshandschuhe). Bis zum Ausbruch der Coronakrise sollte die Sparte recht zeitnah verkauft werden. Am Grundsatzbeschluss eines Verkaufs wird noch festgehalten. Heute hieß es in der Quartalsmitteilung, dass man das Medizingeschäft jedenfalls bis Mitte 2021 weiterführen werde.
Durch die aktuelle Entwicklung sieht sich der Konzern auch in der Lage, das Ende 2017 vom Kernaktionär B&C eingeschossene Hybridkapital vorzeitig zurück zu zahlen - und zwar in den nächsten sechs Monaten. Damals wurden 150 Mio. Euro bereitgestellt, davon wurden 130 Mio. Euro gezogen.
In den ersten neun Monaten ist im Konzern der Umsatz moderat um 0,8 Prozent auf 657,2 Mio. Euro angestiegen. Dabei gab es zwischen den beiden Sparten Medizin (plus 27,5 Prozent) und Industrie (minus 13,4 Prozent) eine gegenläufige Entwicklung. Der starke Anstieg bei der Medizin hat den der weltweiten Rezession geschuldeten Industrie-Rückgang überkompensiert. Beim Ergebnis schlugen nach Konzernangaben auch Restrukturierungen durch.
Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) wurde bis September auf 118,5 Mio. Euro beinahe verdoppelt. Allein in der Medizinsparte lag dieser Wert in den ersten drei Quartalen 2020 bei 67,3 Mio. Euro nach 5,6 Mio. Euro in den ersten drei Quartalen 2019. Das EBIT im Konzern verbesserte sich auf 159,5 Mio. Euro. Hier hatte es im Vorjahreszeitraum im Konzern - vor allem wegen vorjähriger hoher abschreibungsbedingter Verluste in der Medizinsparte - einen Verlust von 13,7 Mio. Euro gegeben.
Im Gesamtjahr sieht der Vorstand das EBIT der Gruppe heuer bei 230 und 255 Millionen Euro.