Coronavirus

Von wegen Abstand: Massen stürmen Wiener Parks

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Es ist Tag 1 der Lockerungen und trotz klarer Regeln, wie zum Beispiel Mindestabstand, werden diese von vielen ignoriert.

Am "Tag der Arbeit" ist in Österreich der nächste Schritt zur Rückkehr in den Alltag in Zeiten der Coronakrise erfolgt. Nach fast sieben Wochen Corona-Shutdown konnte man am 1. Mai wieder sporteln und ab Samstag öffnen wieder Einkaufszentren, Friseure sowie alle Geschäfte mit über 400 Quadratmetern Verkaufsfläche. Eingekauft werden muss freilich mit Mund-Nasen-Schutz und dementsprechenden Abstand.

Erst am späten Donnerstagabend wurden die "COVID-19-Lockerungsverordnung" - so der offizielle Titel - veröffentlicht. Erlaubt werden nun öffentliche Veranstaltungen mit maximal zehn Teilnehmern. Andere sind untersagt: Das gilt für kulturelle Veranstaltungen, Sportveranstaltungen, Hochzeiten, Filmvorführungen, Ausstellungen und Kongresse. Bei Begräbnissen dürfen 30 Trauernde anwesend sein. Auch Breitensport ist grundsätzlich wieder erlaubt. Als Grundvoraussetzung gilt, dass zwischen allen Sportlern ein Abstand von mindestens zwei Metern eingehalten werden soll.

Massen im Wiener Votivpark

Abstand halten ist aber trotz der Lockerungen nicht nur in den Geschäften oder beim Sport angesagt, sondern auch wenn man Freunde oder Familie trifft. Allerdings scheinen sich eine Vielzahl nicht daran halten zu wollen. Neben zahlreichen Demos, waren am Tag 1 der Lockerungen auch die Wiener Parks voll mit Menschen. Ein Blick auf den Votivpark zeigt, dass sich zahlreiche Grüppchen von Menschen gebildet haben, die eng beieinander sitzen oder liegen. Dabei sollten Ansammlungen dieser Art gerade jetzt vermieden werden.

Votivpark Wien
© Instagram/Shadi Pouyazadeh
× Votivpark Wien

Anschober appelliert: "Jeder übernimmt jetzt Eigenverantwortung"

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) spricht zwar von "stabilen Zahlen", meinte aber auch: "Die Krise ist leider lange noch nicht beendet." Es gelte weiter, die gefällten Grundregeln wie Mindestabstand und Hygienebestimmungen auch in der zweiten Phase der schrittweisen gesicherten Rückkehr in den Alltag einzuhalten. Der Minister appellierte an die Österreicher: "Wir alle bestimmen mit unserem Verhalten über die Rückkehr zum Alltag, jede und jeder übernimmt jetzt Eigenverantwortung."

Anschober sieht den Mai als "Monat der Entscheidung" in der Coronakrise. Mit den größeren Öffnungsschritten mit der weitgehenden Zurücknahme der Ausgangsbeschränkungen gehe auch eine "große Aufmerksamkeit der Gesundheitsbehörden" einher, hieß es aus dem Ministerium. "Niemand in Europa hat damit Erfahrung und auch einzelne Länder Asiens hatten auf diesem Weg große Schwierigkeiten", betonte Anschober am Freitag. "Falls uns dies ohne starke Zuwächse bei den Erkrankungszahlen gelingt, dann wäre dies der vorentscheidende Fortschritt zurück zum Alltag."

Von wegen Abstand: Massen stürmen Wiener Parks
© APA/GEORG HOCHMUTH
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Anschober warnt: "Die Krise ist noch lange nicht beendet"

Österreichweit weniger Erkrankte, aber Wien als Sorgenkind

Die Anzahl an aktuell mit dem Coronavirus erkrankten Österreichern ging am Freitag auf 1.862 Personen zurück. Dies waren laut den Angaben des Gesundheitsministeriums (Stand 9.30 Uhr) 99 weniger als noch am Vortag. Die Zahl der Neuerkrankungen mit Covid-19 lag damit im 24-Stunden-Vergleich mit minus fünf Prozent unter dem Schnitt der vergangenen vier Tage (minus 5,8 Prozent).

Knapp 50 Prozent der insgesamt verzeichneten Neuinfektionen (79 Fälle) betrafen allerdings Wien (39), knapp 37 Prozent Niederösterreich (29). Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) erneuerte sein Angebot an die Gesundheitsbehörden der Bundeshauptstadt, Unterstützung durch das Landeskriminalamt zu bieten. "In anderen Bundesländern haben wir gemeinsam mit den Gesundheitsbehörden bereits in rund 1.000 Fällen bei der Feststellung von Infektionsketten mitgewirkt, um das Virus rasch einzudämmen", betonte Nehammer.

124 Menschen lagen mit Stand Freitagfrüh auf Intensivstationen, das waren um vier weniger als am Donnerstag. Die meisten davon sind mit 37 Patienten in Niederösterreichs Spitälern zu finden, in dieser Statistik folgen Tirol (27) und Wien (22). Insgesamt 472 Österreicher sind hospitalisiert. Einen "milden Verlauf" einer Erkrankung attestierte das Innenministerium knapp 74 Prozent der Infizierten. Österreichweit sind bisher 589 Personen an oder mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben. Die meisten Todesopfer gab es mit 131 in Wien, gefolgt von 130 in der Steiermark. 13.092 Menschen sind indes bundesweit inzwischen wieder genesen, wie etwa der erste Covid-19-Patient in Wien. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker berichtete am Freitag, dass es dem Anwalt, der wochenlang auf der Intensivstation und nicht ansprechbar war, wieder "prächtig" gehe. Der 74-Jährige wurde Ende Februar positiv auf das Virus getestet und ins Kaiser-Franz-Josefspital verlegt.
 





 

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