Coronavirus

WHO warnt vor dunklem Corona-Winter in Europa

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Die zweite Corona-Welle könnte ausgerechnet mit der Grippe zusammenfallen.

Die Zahl von Corona-Erkrankten geht in fast ganz Europa zurück. Nachdem die erste Welle in vielen Ländern bereits bewältigt scheint, lockern immer mehr Staaten die strengen Corona-Maßnahmen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ruft nun dabei zu „extremer Vorsicht“ auf und warnt gleichzeitig vor einer zweiten Corona-Welle, die Europa im Winter treffen könnte.
 
Dr. Hans Kluge, der WHO-Direktor für Europa, warnt in einem Interview mit dem englischen „Telegraph“ die Situation auf die leichte Schulter zu nehmen. „Die Pandemie ist noch lange nicht vorbei“, so der Experte. „Jetzt ist die Zeit für Vorbereitungen, nicht für Feiern.“  Kluge betont, dass sich das Epizentrum der Pandemie derzeit von West- nach Osteuropa verlagere. In den nächsten Wochen sei mit dramatischen Anstiegen in Russland, der Ukraine und Weißrussland zu rechnen.
 
Coronatoter wird abtransportiert
© APA/AFP/ANGELA WEISS
× Coronatoter wird abtransportiert
 

"Keine Zeit für Feiern"

Für den Westen Europas sei nun die Zeit, die öffentlichen Gesundheitssysteme zu stärken und Kapazitäten in Krankenhäusern, Grundversorgungs- und Intensivstationen aufzubauen. "Singapur und Japan haben schon früh verstanden, dass dies keine Zeit zum Feiern ist, sondern eine Zeit der Vorbereitung. Das tun die skandinavischen Länder“, so der WHO-Experte. 
 
Kluge warnt auch davor, dass eine zweite Welle mit dem Ausbruch anderer Infektionskrankheiten zusammenfallen könnte.  "Ich bin sehr besorgt über eine Doppelwelle - im Herbst könnten wir eine zweite Welle von Covid und eine weitere von saisonaler Grippe oder Masern haben.“ Viele Experten befürchten, dass eine zweite Corona-Welle noch tödlicher sein könnte als die erste.  Dabei werden auch Parallelen zur Spanischen Grippe vor 100 Jahren gezogen. Damals tötete eine zweite Welle einen Großteil der insgesamt 50 Millionen Menschen. 
 
"Wir wissen aus der Geschichte, dass bei Pandemien die Länder, die nicht frühzeitig getroffen wurden, in einer zweiten Welle getroffen werden können", so Kluge. Der Experte befürchtet neue Corona-Hotspots auch in Afrika und anderen Kontinenten, die bisher nur wenig getroffen wurden.
 
Londons Rettungsdienst Coronavirus Vorkehrungen
© Archivbild/APA/AFP/DANIEL LEAL-OLIVAS
× Londons Rettungsdienst Coronavirus Vorkehrungen
 

3 Szenarien: So geht die Corona-Pandemie weiter

 
US-Forscher der University of Minnesota haben  drei Szenarien ausgearbeitet, wie sich die Corona-Krise entwickeln könnte. Dies erfolgte u.a. auch basierend auf den Daten anderer Pandemien wie der Spanischen Grippe von 1918. 

Szenario 1: Wellen und Täler

Nach der gerade auslaufenden ersten Welle ist mit weiteren, immer kleiner werdenden Wellen in den nächsten Monaten zu rechnen. Ein weiterer Peak ist etwa im Herbst, ein dritter im Winter zu erwarten. Die Pandemie wird zwar immer schwächer, bleibt aber auch länger erhalten. Erst in zwei Jahren ebbt sie dann endlich ab.   Das Auftreten der Wellen ist geografisch unterschiedlich und hängt auch davon ab, welche Maßnahmen in den einzelnen Ländern getroffen werden.

WHO warnt vor dunklem Corona-Winter in Europa
© University of Minnesota

Szenario 2: Worst Case

Beim zweiten Szenario der US-Forscher handelt es sich um einen Worst Case. Demnach kommt es im Herbst dieses Jahres zu einem erneuten Ausbruch, der noch schlimmer als der erste ausfällt. Ein erneuter Lockdown ist erforderlich, die Gesundheitssysteme in zahlreichen Ländern kollabieren.  Erst im kommenden Jahr flacht sich die Kurve dann wieder ab, die Seuche ist damit fast verschwunden. Dieses Szenario ist vergleichbar mit der Spanischen Grippe vor 100 Jahren.

WHO warnt vor dunklem Corona-Winter in Europa
© University of Minnesota

Szenario 3: Best Case

In diesem Best-Case-Szenario kommt es in den kommenden Monaten zwar zu weiteren Wellen, diese sind aber bedeutend kleiner als der bisherige Ausbruch. Auch hier verschwindet die Pandemie schließlich Anfang 2022.  

WHO warnt vor dunklem Corona-Winter in Europa
© University of Minnesota
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