Fake-Bewertungen

So werden Amazon-Kunden abgezockt

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Viele Käufer glauben den Rezensionen – das ist aber ein großer Fehler.

Amazon kämpft wie viele andere Online-Händler massiv mit gefälschten Produktbewertungen. Mittlerweile hat das Problem mit gekauften und gefälschten Rezensionen ein derartiges Ausmaß angenommen, dass die EU den großen Anbietern bereits mit horrenden Strafzahlungen droht. In Deutschland hat sich zudem das Bundeskartellamt dem Problem angenommen.

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Eigenen Team jagt Betrüger

Und auch Amazon geht schon länger gegen Anbieter von gefälschten Kundenbewertungen vor. Zahlreiche Mitarbeiter und automatisierte Programme jagen die Verfasser von Fake-Bewertungen und Anbieter, die diese nutzen. Wird ein Händler erwischt, drohen ihm verschiedene Maßnahmen. Die Sanktionen reichen von vorübergehenden Sperren über einen dauerhaften Ausschluss bis hin zu rechtlichen Schritten. Viele lassen sich von diesen möglichen Konsequenzen aber nicht abschrecken.

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Profitmaximierung

Die betrügerischen Händler hoffen durch gefälschte Bewertungen den Verkauf ihrer Produkte anzukurbeln. Sie bezahlen also dafür, dass ihre angebotenen Waren positiv bewertet werden. Ob die Angaben auch tatsächlich zutreffen (tun sie meistens nicht), ist ihnen dabei völlig egal. Da für Käufer Rezensionen anderer Kunden aber bei ihrem Kaufverhalten eine entscheidende Rolle spielen, werden sie durch ein solches Vorgehen nach Strich und Faden betrogen. Die deutsche Bild Zeitung hat nun aufgedeckt, dass viele Amazon-Händler solche Fake-Rezensionen im großen Stil direkt in Auftrag geben. Die Spur führe dabei nach China.

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Gegenmaßnahmen unwirksam

Bei der jüngsten Enthüllung werden auch einige Beispiele angeführt, die den großen Betrug untermauern. So wurden etwa Bluetooth-Kopfhörer eines völlig unbekannten Herstellers innerhalb von gerade einmal drei Tagen über 700 Mal bewertet – immer mit der Höchstwertung von 5 Sternen.  Der Kontrollmechanismus von Amazon scheint dabei völlig versagt zu haben. Denn die Bewertungen waren laut den Einträgen alle von „verifizierten Käufern“. Sieht man sich die Liste genauer an, erscheint mehrmals derselbe User. Zudem erschienen die positiven Rezensionen quasi im Minutentakt. Laut der Bild werden diese Fake-Bewertungen häufig sogar völlig automatisiert verfasst.

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Analysefirma bestätigt Anstieg

Der massive Anstieg von gekauften und gefälschten Rezensionen wird auch von ReviewMeta untermauert. Die Analysefirma hat sich auf die Untersuchungen von Amazon-Rezensionen spezialisiert. Laut den aktuellen Daten ist die Zahl von Bewertungen ohne verifizierten Kauf im ersten Quartal 2019 auf 31 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: In den ersten vier Monaten 2018 waren es nur 6 Prozent.  

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Neue Masche via Facebook

Obwohl Amazon massiv gegen solche betrügerischen Käufer vorgeht, scheint das Problem immer größer zu werden. Leidtragende sind dabei die Kunden.  Dabei scheint auch eine relative neue Masche eine große Rolle zu spielen. Laut dem Bild-Bericht gibt es auf Facebook immer mehr Gruppen, über die Fake-Rezensionen vermittelt werden. Hier bekommen die Nutzer Produkte gratis oder zu einem deutlich reduzierten Preis, wenn sie im Gegenzug eine positive Bewertung für die Ware bei Amazon abgeben.

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So erkennt man Fake-Rezensionen

Mittlerweile sind gefälschte Bewertungen ziemlich professionell gemacht und daher nicht ganz so leicht zu erkennen. Es gibt aber dennoch konkrete Hinweise, die von einem ehemaligen Fake-Rezensionsverfasser verraten wurden:

  • Echte Käufer schreiben fast nur kurze Bewertungen. Lange Rezensionen sollten also misstrauisch machen. Vor allem dann, wenn sie auch noch besonders positiv (in einer Art Marketing-Sprache) formuliert sind.
  • Interessenten sollten sich auch genau ansehen, wie sich die „Sterne“-Bewertungen zusammensetzen. Wenn ein Produkt 100 Mal bewertet wurde, und dabei 90 Bewertungen nur einen Stern, aber 10 Bewertungen fünf Sterne aufweisen, ist das ebenfalls ein Anzeichen für gefälschte Angaben. Denn derart extrem driften echte Bewertungen nie auseinander. Hier möchte wohl der Hersteller ein schlechtes Produkt, positiv ins Licht rücken.
  • Grundsätzlich gilt: Je mehr Bewertungen ein Produkt hat, umso glaubwürdiger sind diese. Deshalb sollte man von Produkten, die nur wenige Bewertungen haben, laut der Quelle besser die Finger lassen.
  • Kunden sollten sich auch nicht nur auf die obersten Bewertungen verlassen. Sicherheit bekommt man erst dann, wenn man möglichst viele Rezensionen zum Wunschobjekt durchleuchtet. Außerdem sollte man sich Bewertungen für ein Produkt in mehreren Online-Shops ansehen. Auch hier kann es große Unterschiede geben, die auf Fälschungen hindeuten.
  • Weiters rät der Fake-Rezensionsschreiber Online-Shoppern, sich die Verfasser der Bewertungen näher anzusehen. Wenn jemand nur Produkte aus derselben Gruppe (z. Bsp. Kaffeemaschinen) oder desselben Herstellers bewertet, ist das ebenfalls sehr verdächtig. Normale Käufer würden nämlich gekaufte Produkte von unterschiedlichen Kategorien oder Herstellern bewerten.
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