Statt Preisgrenzen

TA will separaten EU-Roaming-Markt

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Bisherige Verordnungen hätten nicht zu mehr Wettbewerb geführt.

In der Diskussion um EU-Preisobergrenzen für die Handy-Nutzung im Ausland ("Roaming") hat sich die Telekom Austria für die Schaffung eines separaten Roaming-Marktes anstelle fortschreitender Preisregulierung ausgesprochen. Die Kunden könnten in diesem Fall unabhängig von ihrem nationalen Betreiber einen alternativen Anbieter für Roaming-Dienste wählen, wie dies die EU-Kommission vorgeschlagen hat. Der Festnetz-Bereich habe gezeigt, dass eine solche Trennung von Betreibern die Preise gesenkt habe, sagte der TA-Regulierungsexperte Alexander Zuser am Dienstag in Brüssel.

Verordnungen brachten nicht mehr Wettbewerb
Die bisherigen beiden EU-Roaming-Verordnungen hätten nicht zu mehr Wettbewerb unter den Telekom-Providern geführt, sagte Zuser. Obwohl die Preise für Sprach-Roaming seit dem Start der EU-Verordnung 2007 um 50 bis 60 Prozent zurückgegangen seien, würden die Konsumenten eher weniger und nicht mehr solche Dienste nutzen. Zuser betonte, im Gegensatz zu den Endkundenmärkten seien die Großkunden-Märke, auf denen die Provider sich gegenseitig ihre Roaming-Kosten in Rechnung stellen, bereits voll wettbewerbsfähig.

Für die Schaffung eines vom nationalen Anbieter unabhängigen, getrennten Roaming-Marktes plädiert auch eine von der Telekom Austria vorgestellte Studie der Londoner Consulting-Firma "Plum". Deren Autor David Lewin sagte, die weitere Fortschreibung von Preisobergrenzen fördere nicht Innovation und stärke auch nicht den EU-Binnenmarkt. Daher sollte die EU-Preisregulierung so früh wie möglich, nämlich 2014, auslaufen, und durch einen getrennten Roaming-Markt ersetzt werden. Dieser Schritt würde den Unternehmen insgesamt 400 Mio. bis 700 Mio. Euro kosten, dem stünden jährliche Roaming-Einnahmen in der EU von 4,8 Mrd. Euro entgegen.

Zwei technische Möglichkeiten
Technisch stünden für eine solche Lösung zwei Optionen zur Verfügung, die beide bis 2014 umsetzbar wären, heißt es in der Studie. Entweder könne der Kunde seine aktuelle SIM-Karte behalten, der nationale Betreiber hätte weiter über das Service die technische Kontrolle. Der Roaming-Betreiber, für den sich Kunden dann extra entscheiden müssten, könnte zu einem regulierten Großkundentarif das Service von nationalen Betreibern kaufen.

Die zweite Option für einen getrennten Roaming-Markt wäre laut der Studie die Ausstattung der Kunden mit neuen SIM-Karten, die doppelte Identifizierungen zuließen - für den nationalen und den Roaming-Betreiber. Die technische Kontrolle wäre dann beim Roaming-Provider, dieser könnte zu ausverhandelten Großkundentarifen Roaming-Dienste von den nationalen Anbietern kaufen. Ein Nachteil der zweiten Option sei, dass sie technisch komplizierter und für den Kunden mit Verzögerungen verbunden sei, gaben Lewin und Zuser zu bedenken.

Telefonieren in der EU soll noch billiger werden
Die derzeitige EU-Verordnung für Roaming-Preisobergrenzen läuft Mitte kommenden Jahres aus. Die EU-Kommission hat im Juli vorgeschlagen, die Gebühren für europaweite Telefonate oder Datentransfers mit Mobiltelefonen bis 2014 jährlich weiter zu senken (wir berichteten). So sollen bis Juli 2014 für ein- und ausgehende Gespräche im EU-Ausland von derzeit 11 und 35 Cent vor Steuern auf dann 10 und 24 Cent pro Minute reduziert werden. "Ziel ist, dass der Unterschied zwischen Roaming- und nationalen Tarifen bis 2015 bei Null liegt", erklärte die für digitale Agenda zuständige EU-Kommissarin Neelie Kroes.

Zuser sagte, seitens der Telekom Austria bestehe die Befürchtung, dass das Europaparlament die Preisobergrenzen noch weiter absenken wolle. Damit würde aber ein Einstieg in einen getrennten Roaming-Markt für viele Betreiber unattraktiv. Auch müsse sichergestellt sein, dass nicht 2015 wieder Preisobergrenzen eingeführt würden, wenn die Verordnung erneut überprüft werde.
 

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