Grazer Forscher wollen Funktionalität des GIRK1-Proteins weiter klären
Ein Biomarker für die Diagnose von Brustkrebs mit schlechten Heilungschancen ist an der Med-Uni Graz gefunden worden. Laut den Experten zeigt ein höherer Gehalt des GIRK1-Protein eine höhere Rückfallhäufigkeit und Sterblichkeit von Frauen mit einem speziellen Tumor-Subtyp an. Zur Untersuchung von entsprechenden Gewebsproben wurden bereits zwei Nachweismethoden entwickelt.
Höherer Gehalt des GIRK1-Protein besonders gefährlich
Sogenannte Ionenkanäle sind zur Funktion von Herz und Hirn oder auch der Bauchspeicheldrüse des Menschen unverzichtbar. Sie bestehen aus porenbildenden Proteinen, die elektrisch geladenen Teilchen - den Ionen - die Durchquerung durch Zell-Trennschichten (Biomembranen) ermöglichen. Einer von mindestens zwei benötigten Bausteinen zum Aufbau von Kalium-Ionenkanälen in der Zellmembran ist das Protein GIRK1. Eine wissenschaftliche Publikation mit kleiner Fallzahl, die anhand von geringen GIRK1 in Zusammenhang mit Brustkrebs stellte, brachte das Team an der Klinischen Abteilung für Onkologie der Grazer Uniklinik auf die Spur des Proteins als möglichen Biomarker. Der Forschungsfonds FWF unterstützte die davon ausgehenden Forschungsarbeiten.
Nach fünf Jahren Forschung in enger Abstimmung mit den Instituten für Biophysik und Pathologie gelang der Nachweis: Ein höherer Gehalt des GIRK1-Protein zeigt eine höhere Rückfallhäufigkeit und Sterblichkeit von Patientinnen mit dem hormonabhängigen Tumor-Subtyp (ER+) nach der Brustkrebs-Operation an, resümierte Thomas Bauernhofer, Stellvertretender Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie per Aussendung am Montag. Der Mediziner leitet gemeinsam mit Wolfgang Schreibmayer die Forschungseinheit zu Ionenkanälen Cancer Biology an der Med-Uni Graz.
Bald wichtiger Faktor in der Behandlung?
"Patientinnen mit einem Östrogenrezeptor-positiven (ER+) Tumor sprechen gewöhnlich gut auf eine Hormonbehandlung an. Wenn der ER+-Tumor jedoch viel GIRK1 erzeugt, haben die Patientinnen eine geringere Überlebenswahrscheinlichkeit", schilderte Thomas Bauernhofer die bisherigen Erkenntnisse. Im Vergleich von Gewebsproben mit den genetischen Profilen von Brust-Tumoren mit den Überlebensdaten der Patientinnen, könnte man demnach Patientinnen herausgefiltern, die besonders gefährdet sind: "Es ist noch zu früh, den Biomarker bei jeder Biopsie mitzubestimmen. Unsere Ergebnisse haben noch keine therapeutischen Konsequenzen, aber um den Zusammenhang von GIRK1 mit der schlechten Überlebensrate müssen wir uns kümmern", betonte Bauernhofer.
Die Grazer Forscher haben im Rahmen eines durch den Forschungsfonds FWF geförderten Projektes zwei Methoden entwickelt, um die übersteigerte GIRK1-Produktion in Gewebeschnitten nachzuweisen. Von der Färbemethode mittels Immunhistochemie würden auch Forscher profitieren, die sich in anderen Zusammenhängern mit dem GIRK-Ionenkanal auseinandersetzen, hieß es in der Aussendung des Forscherteams. Die zweite Methode mittels Fluoreszenz In-situ-Hybridisierung) ermögliche es, die Expression der GIRK1-mRNA im Tumorgewobe mit automatischer Bildanalyse zu bestimmen.
Eine Gencluster-Untersuchung habe zudem gezeigt, dass im Tumor neben dem Gen für GIRK1 drei weitere Gene aktiv werden. "Zwei Gene sind mit einem Östrogenrezeptor assoziiert, ein weiteres mit dem Angiotensin II Rezeptor", beschrieb Thomas Bauernhofer. Die Forscher vermuten, dass die höhere Sterblichkeit der Frauen mit Östrogenrezeptor-positivem Tumor und hoher GIRK1-Expression mit einer schlechteren Wirkung der Hormontherapie oder einer höheren Metastasierungsfähigkeit zu tun haben könnte. Die Zusammenhänge möchte Thomas Bauernhofer nun genauer klären.