Ungesunde Lebensgewohnheiten sowie Bewegungsmangel über Jahre führen schleichend zu Diabetes Typ 2.
die Diagnose „Typ-2-Diabetes“ erfolgt nicht von heute auf morgen, sondern ist meist das Ergebnis von jahrelangem Wegschauen – respektive einem Weghören, wenn der Körper Alarmsignale sendet. Denn, die sogenannte Zuckerkrankheit, die in Österreich bereits weit mehr als 600.000 Menschen betrifft, ist die Folge von falscher Ernährung, viel zu wenig Bewegung und daraus resultierendem meist schwerem Übergewicht – und das über viele Jahre hinweg. Die damit einhergehenden erhöhten Zuckerwerte und eine steigende Insulinunempfindlichkeit führen auf Dauer zu irreparablen Schädigungen von Organen sowie der Durchblutung und können im schlimmsten Fall auch einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen. Doch so weit muss es nicht kommen! Denn: Der Körper wird nur sehr langsam resistent gegen das lebensnotwendige Insulin.
Zur Erklärung: Insulin ist ein Hormon, das für die Regulation des Stoffwechsels (insbesondere von Kohlenhydraten) verantwortlich ist und den Blutzuckerspiegel senkt, indem es Körperzellen dazu anregt, Glukose aus dem Blut aufzunehmen.
In der Anfangsphase bzw. Vorstufe der Erkrankung (Prädiabetes) produzieren die Zellen der Bauchspeicheldrüse durchaus noch genügend Insulin. Mit der Zeit aber werden die Zellen der Muskeln, Leber und des Fettgewebes unempfindlicher gegenüber Insulin – was eine Insulinresistenz hervorruft. Erst in diesem Stadium spricht man von der chronischen Stoffwechselerkrankung Diabetes Typ 2. In wenigen Fällen ist er erblich bedingt, hauptsächlich entsteht er durch unseren (falschen) Lebenswandel. Dieser ist es auch, der Auswirkung darauf hat, ob die Vorwarnstufe Prädiabetes in eine chronische Erkrankung übergeht und wie der Verlauf derselben weitergeht.
Die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass der Typ-2-Diabetes oft viel zu spät und häufig infolge von Spätkomplikationen (z. B. Herzinfarkt) festgestellt wurde, darum sind Früherkennung und Präventionsmaßnahmen absolut essenziell.
Gute Nachricht: Untersuchungen haben bestätigt, dass bei rechtzeitiger Lebensstilmodifikation (Ernährung, Bewegung, Gewichtsverlust) die Entstehung eines Typ-2-Diabetes deutlich verzögert, in manchen Fällen sogar verhindert werden konnte (Vorbeugung siehe Kasten unten). Durch diverse Tests – wie die Blutzuckermessung im nüchternen Zustand, der Orale Glukosetoleranztest oder der HbA1c-Langzeittest (siehe Kasten unten) – lassen sich erhöhte Werte schnell feststellen – um dann richtig darauf zu reagieren.
Allgemein:
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Diagnose:
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Vorbeugung
Was in jedem Fall – sowohl als Präventivmaßnahme als auch bei einer bereits bestehenden Erkrankung – hilft, sind eine dauerhafte Ernährungsumstellung (am besten mithilfe eines Ernährungsexperten), ausreichend Bewegung und eine Gewichtsreduktion – vor allem von überschüssigem Bauchfett, das nachweislich einen größeren Einfluss auf die Entstehung von Diabetes Typ 2 hat als ein erhöhter BMI (Body-Mass-Index). Anzustreben ist anfänglich eine Reduktion des Ausgangsgewichts um sieben Prozent, weiterführend eine Erreichung eines BMIs von weniger als 30. Beachtlich: Bereits eine 10-prozentige Körperfettabnahme verringert eine bestehende Prädiabetes und das Mortalitätsrisiko um ein Vielfaches. Warum? Überschüssiges Körperfettgewebe führt häufig zu Insulinresistenz. Diese kann durch Gewichtsabnahme und Muskelaufbau aufgehoben bzw. die Insulinempfindlichkeit wieder gesteigert werden. Gezieltes Krafttraining ist daher ein weiterer präventiver Faktor, da es zu mehr Muskelmasse und einem höheren Grundumsatz führt, man dadurch mehr Kalorien verbrennt und sich weniger Fett einlagert. Empfehlung: 150 Minuten Sport pro Woche, plus zweimal Krafttraining, weniger Zeit sitzend verbringen, mehr gehen. Kleiner Ansporn: Diabetesneuerkrankungen konnten durch diese Maßnahmen nachweislich um die Hälfte reduziert werden. Zudem wird das Risiko nicht nur kurzfristig, sondern sogar über Jahrzehnte deutlich gesenkt.
Vom Vorstadium zur Erkrankung
So eng der Faktor Lebensstilmodifikation und die Verhinderung einer Erkrankung zusammenhängen, so deutlich erhöht sich das Risiko bei bestehendem Prädiabetes, einen Diabetes mellitus zu entwickelt, wenn man nicht darauf reagiert. Eine Studie an 5.452 Personen mit gestörter Nüchtern-Glukose (Impaired Fasting Glucose, IFG) bzw. immer wieder erhöhten Blutzuckerwerten hat gezeigt, dass die durchschnittliche Dauer bis zur Entwicklung eines manifesten Diabetes weniger als drei Jahre beträgt. Schnelles Handeln ist also gefragt.
Um auf den Ernst der Lage hinzuweisen, sei erwähnt, dass ein Typ-2-Diabetes schwerwiegende Folgen haben kann. Dazu zählen Nierenschädigungen, Sehstörungen (diabetische Retinopathie), Sexualprobleme oder Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Die dadurch ebenfalls möglichen Nervenschäden (Neuropathie) und Durchblutungsstörungen von Gefäßen bedingen oftmals eine Amputation von betroffenen Gliedmaßen („Diabetischer Fuß“). Im schlimmsten Fall können sie Auslöser für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall sein. Und es sind vor allem diese Folgeschäden der Zuckerkrankheit, die in Österreich jährlich über 10.000 Todesopfer fordern.
Die Diagnose „Typ-2-Diabetes“ ist allerdings kein Grund, in Schockstarre zu verfallen und den weiteren Verlauf dem Schicksal zu überlassen – ganz im Gegenteil. Gerade dann ist es Zeit, wichtige Schritte in Richtung Gesundheitsbewusstsein zu setzen. Denn jeder einzelne Patient hat einen sehr großen Einfluss darauf, wie das Leben mit der Krankheit weiter verläuft. Begleiterkrankungen können durch angepasste Lebensführung verzögert oder auch ganz verhindert werden. Ärzte berichten sogar von Fällen, bei denen sich der Diabetes durch die richtige Therapie vollständig zurückgebildet hat.
Unerlässlich ist dabei die Unterstützung eines Diabetesberaters und/oder Ernährungsexperten – vor allem aber von einem Arzt Ihres Vertrauens. Er kann mit Ihnen gemeinsam die passende Therapie zusammenstellen.
Behandlung
Bei der Behandlung des Diabetes mellitus kommen neben den erwähnten Allgemeinmaßnahmen auch Medikamente zum Einsatz. Dabei wird zwischen oralen Antidiabetika (OAD) in Form von Tabletten und der Insulintherapie in Form von Spritzen unterschieden. In der Folge seien hier ein paar von den Empfehlungen der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (www.oedg.at) ausgehende gängige Therapievorschläge kurz beschrieben:
Begonnen wird zumeist mit OAD. Metformin ist hier der am weitesten verbreitete oral einzunehmende Diabetes-Wirkstoff. Neben seiner blutzuckersenkenden Wirkung durch die Hemmung der Zuckerneubildung in der Leber hat er auch positive Effekte auf Herz-Kreislauf-System und Tumorprävention. Die Wirkung der sogenannten Sulfonylharnstoffe basiert auf der Steigerung der Insulinausschüttung aus den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse und deckt somit einen gesteigerten Insulinbedarf nach der Nahrungsaufnahme. Die jüngste, doch mittlerweile sehr etablierte Wirkstoffgruppe sind die SGLT-2-Hemmer: Sie wirken an der Niere und führen zu einer deutlich gesteigerten Ausscheidung des Zuckers über den Harn (Glukoserie), einem daraus resultierendem Abfall des Blutzuckerspiegels sowie einem Kalorien- und Gewichtsverlust. Der Wirkstoff Empagliflozin verbessert zudem das Herz-Kreislauf-System. Wenn das HbA1c-Ziel (Hämoglobin, an das sich ein Molekül Zucker bzw. Glukose angelagert hat) trotz OAD nicht erreicht werden kann, spricht man von einem sogenannten Sekundärversagen. Dieses tritt im Durchschnitt erst nach etwa zehn Jahren andauerndem Diabetes auf – bei angepassten Allgemeinmaßnahmen und richtiger Einstellung der OAD oft auch viel später. Erst dann wird eine Insulintherapie erforderlich. Das Insulin wird mit Hilfe eines „Pens“ ins Fettgewebe unter die Haut injiziert, wo es direkt ins Blut gelangt. Man unterscheidet hier zwischen kurzwirksamen (prandialen) Insulinen (wirken zehn bis 15 Minuten nach der Injektion für ca. drei bis vier Stunden) zur Deckung eines kurzfristig erhöhten Insulinbedarfs nach der Nahrungsaufnahme und langwirksamen bzw. basalen Insuline, die während des Fastens benötigt werden. Das Mischinsulin besteht zu 30 Prozent aus kurzwirksamem Insulin und zu 70 Prozent aus Basalinsulin – dieses wird bei der konventionellen Therapie zwei bis drei Mal täglich zu den Hauptmahlzeiten gespritzt.
Fazit: Das Wichtigste bei dieser Erkrankung ist die Vorbeugung und Früherkennung im Vorstadium. Die Allgemeinmaßnahmen bezüglich Ernährung, Sport und Gewichtsreduktion sind essenzielle Maßnahmen, denn sie helfen sowohl bei der „Ausheilung“ eines Prädiabetes als auch bei der Behandlung des Typ-2-Diabetes.
Viele der „Regeln“ für Diabetes-Patienten sind im Übrigen auch für gesunde Menschen gute Richtlinien – vor allem in Hinblick auf gesundheitsbewusstes Essen und Bewegung im Alltag. Die Beispiele Zuckerkonsum reduzieren, weniger sitzen und besser die Treppen statt dem Lift nehmen sind nur drei von vielen Schritten in die richtige Richtung!
Ernährungsumstellung Empfehlung: Ernährung komplett und dauerhaft umstellen: gesund, frisch, ausgewogen, wenig Kohlenhydrate, kein Zucker, kein Alkohol, wenn möglich keine Fertigprodukte. Wichtig: keine Diät machen! Bewegung Ohne Bewegung ist der Grundumsatz niedrig, der Körper setzt bei erhöhter Kalorienzufuhr sofort Fett an, und es wird mehr Insulin produziert, um überschüssigen Zucker abzubauen. Um das zu verhindern, hilft es, den Grundumsatz durch Bewegung zu steigern! Gewichtsreduktion Angepasste Ernährung und Bewegung, eventuell auch medikamentöse Unterstützung, sollten zu Gewichtsabnahme führen. Wird der Anteil an Fettgewebe im Körper, vor allem in der Bauchgegend, abgebaut, kann sich die Insulinwirkung wieder bessern. |