Beim Sondertreffen zur Schweinegrippe nächsten Montag (12. Oktober) in Luxemburg werden die EU-Gesundheitsminister vor allem auf Transparenz im Impfbereich drängen. In EU-Ratskreisen hieß es, im Vergleich zur normalen Influenza sei die Schweinegrippe eher harmlos, doch gebe es angesichts der weltweiten Ausbreitung die Stufe sechs und damit eine Pandemie. Allerdings handle es sich nicht um eine "gefühlte Pandemie".
Während durch die normale Grippe jährlich europaweit 50.000 Todesfälle zu verzeichnen seien, davon in Österreich 800 bis 2.500, gebe es bisher lediglich 189 Tote durch die Schweinegrippe in der EU und den EFTA-Ländern. Weltweit seien es 4.335. Deswegen sei auch keine hysterische Reaktion notwendig. In Österreich selbst könne man derzeit von einer Doppel-Null sprechen - kein Schweinegrippe-Toter und auch kein Infizierter, der im Spital behandelt werde.
Warum man trotzdem von Pandemie rede, sei auch darauf zurückzuführen, dass "wir Opfer einer restriktiven Definitorik" werden, heißt es. Eine Pandemie definiere sich eben nicht an der Schwere, sondern an der Ausbreitung bzw. inwieweit ein neuer Virus da sei. Und letzteres gebe es eben. "Aus politischer Sicht muss man handeln". Die Viren könnten sich ja auch noch vermischen und mutieren. Jedenfalls gebe es bisher "nicht den Gefährlichkeitsgrad, der erwartet" wurde, heißt es in EU-Ratskreisen. Bei der Vogelgrippe vor einigen Jahren sei die Situation anders gewesen, als Hunderttausende Vögel getötet werden mussten.
Beim EU-Gesundheitsrat werde es vor allem darum gehen, eine stärkere Unterstützung von Drittstaaten durch die Lieferung von Impfstoffen zu erreichen. Gesundheitsminister Alois Stöger (S) wird an dem Treffen nicht teilnehmen. Derzeit haben die USA, Australien, Frankreich und Großbritannien zehn Prozent ihres Impfstoffs der WHO zur Verfügung gestellt, um damit Dritte Welt-Länder zu beliefern. Deutschland sei mit einer Geldspritze gefolgt.
Rechtliche Probleme im Visier
Was den Impfbereich betrifft, wird die EU-Kommission aufgefordert, einen Transparenzmechanismus vorzulegen, der auch die rechtlichen Probleme beleuchte. Konkret geht es um die Weitergabe von Impfstoffen, und dies betreffe alle EU-Länder. Wenn ein Staat Impfstoff kaufe und dann weitergebe, trete er als Händler auf und "das ist rechtlich delikat", heißt es. Wenn Slowenien beispielsweise 400.000 Impfpräparate hätte, und mehr brauche, und Österreich aushelfen wolle, müsse geklärt werden, wie hier vorzugehen sei. Derzeit sei die Lage "wirklich intransparent, vor allem die großen EU-Länder lassen sich kaum in die Karten schauen, wenn sie Impfstoffe kaufen".
Der Preis für eine Impfung gegen die Schweinegrippe dürfte durchschnittlich bei sieben Euro liegen. 32 Impfstoffe seien bisher eingereicht worden, aber nur drei hätten die Zulassung bekommen. Namen wurden keine genannt.
Keine Empfehlungen wird der Gesundheitsministerrat über Schulschließungen, wie dies zuletzt in einigen Ländern teilweise praktiziert wurde, abgeben. Auch was Impfempfehlungen über die bekannten Risikogruppen - Schwangere, chronisch Kranke, Kinder und Ältere - hinaus betrifft, dürfte es keine Neuigkeiten geben.