Interview

Boris Becker im Interview: Lilian war meine einzige Stütze im Gefängnis

Die Tennislegende verteilt einen Seitenhieb an alle Verflossenen. Lilian de Carvalho Monteiro sei die erste Frau, bei der sich Boris so richtig angekommen fühle. 

Nach Skandalen, Schlagzeilen und schließlich dem Absturz ins britische Gefängnis meldet sich Tennislegende Boris Becker (57) mit ungewohnt leisen, ehrlichen Tönen zurück. In einem großen Interview mit dem deutschen Magazin Stern spricht der frühere Wimbledon-Champion offen über seine Haftzeit, das Gefühl völliger Isolation – und wie ihn eine Frau mit unerschütterlicher Loyalität durch diese schwere Zeit getragen hat: seine Ehefrau Lilian de Carvalho Monteiro.

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„Als ich im Gefängnis saß, war sie meine einzige Bezugsperson“, sagt Becker ohne Umschweife. „Sonst war da keiner mehr. Meine Kinder waren noch zu jung, mein Vater tot, meine Mutter zu alt, und alte Weggefährten wie Tiriac waren verschwunden. Nur Lilian war da.“

"Lilian ist meine Burgherrin"

Lilian, die studierte Risikoanalystin, sei nicht nur zur Stütze geworden, sondern der Mittelpunkt seines Neuanfangs. „Wir haben uns gemeinsam eine kleine Burg aufgebaut“, erzählt Becker. „Und da kommt vorerst niemand rein. Lilian ist die Burgherrin – sie hat den Schlüssel und entscheidet, wer Zutritt bekommt.“

Es sind ungewohnt intime Worte eines Mannes, der im Rampenlicht aufgewachsen ist und dessen Leben seit Jahrzehnten öffentlich verhandelt wird. Die Beziehung zu Lilian beschreibt Becker als „vielleicht erste Partnerschaft auf Augenhöhe“: kein Machtspiel, kein Schatten aus der Vergangenheit – nur gegenseitiger Respekt und Vertrauen.

„Sie wollte mich, obwohl ich nichts zu bieten hatte“

Kennengelernt habe er Lilian in einer Zeit, in der es ihm so schlecht ging „wie noch nie im Leben“. Beruflich am Tiefpunkt, körperlich ausgelaugt, privat isoliert – und doch fand sie zu ihm. „Eine Frau, die sich für mich interessiert, obwohl ich nichts zu bieten hatte – das hatte ich noch nie erlebt.“


 

Rückblick mit bitterem Beigeschmack

Auch über seine glanzvolle, aber oft erdrückende Karriere spricht der dreifache Wimbledon-Sieger. Nach seinem ersten Triumph 1985 wurde er von Deutschland „umarmt – aber fast erdrückt“, wie er heute meint. Der frühere Ruhm, der einst für Freiheit stand, wurde zur Last.

Der Spitzname „Bobbele“? Ein Begriff, den er nie wirklich mochte. „Da macht man einen Menschen unnötig klein.“ Seinen Rücktritt vom Tennis hätte er, rückblickend, besser schon mit Mitte 20 vollzogen – denn nach dem verlorenen Wimbledon-Finale 1991 gegen Michael Stich sei er „leer gewesen – ohne Ziele, ohne Freude. Alles war nur noch Wiederholung.“

Heute blickt Becker nach vorne. Gemeinsam mit Lilian, die nicht nur seine große Liebe, sondern auch sein Rettungsanker geworden ist. Ein Team, das hält – selbst wenn alle anderen gegangen sind.

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