Gesprächsthema

Ein Jahr Vorbereitung: So planten die Kessler-Zwillinge (†89) ihren Tod

Die Kessler-Zwillinge galten über Jahrzehnte als Symbol für Eleganz, Disziplin und unerschütterliche Verbundenheit. Nun wird klar, dass Alice und Ellen auch ihren letzten Weg gemeinsam geplant haben – mit derselben Entschlossenheit, die ihr Leben prägte. 

Die berühmten eineiigen Zwillinge Alice und Ellen Kessler (†89) standen ihr Leben lang Seite an Seite – auf der Bühne, im Alltag und in all ihren Entscheidungen. Bis zuletzt blieben sie ein untrennbares Duo. Nun wurde bekannt, dass sie ihren gemeinsamen Abschied aus dem Leben offenbar bereits seit längerem vorbereitet hatten.

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Unterstützt wurden die beiden von der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS), die Menschen begleitet, die ihr Lebensende selbstbestimmt gestalten möchten. Gegenüber der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera schildert Ursula Bonnekoh, Vorstandsmitglied der DGHS, wie die Künstlerinnen ihren letzten Weg planten. Alice und Ellen Kessler seien mit derselben Klarheit und Zielstrebigkeit vorgegangen, die auch ihr Leben geprägt hatte. Bonnekoh erklärt: „Sie hatten bereits im vergangenen Jahr angefangen, darüber nachzudenken, und in diesem Jahr dann intensiver.“

Eigenständige Entscheidung

Wie vorgeschrieben, führten die beiden ausführliche Gespräche – teils gemeinsam, teils getrennt. Bei einer Doppelbegleitung müsse sichergestellt sein, dass jede der beiden Frauen eine eigenständige Entscheidung treffe. Für die DGHS sei es dennoch nachvollziehbar gewesen, dass die Zwillinge diesen Schritt gemeinsam gingen. Bonnekoh sagt dazu: „Die Kesslers waren die ersten eineiigen Zwillinge, aber angesichts ihres Lebens ist das nachvollziehbar.“


 

"90 Jahre reichen"

Erst im August hatte Alice Kessler in einem Gespräch mit Bild offen über das Alter gesprochen. Damals meinte sie: „Meine Schwester und ich haben das große Glück, noch alles selbstständig zu können, auch wenn wir leider nicht mehr die Energie und Kraft von früher haben.“ Doch sie äußerte auch deutliche Gedanken über ihre Grenze: „Aber ich finde, 90 Jahre reichen allgemein. Das ist schon sehr viel. Viele Menschen sind im Alter auf Hilfe und Pflege angewiesen. Wer möchte ins Heim oder ein Pflegefall werden? Ich ganz sicher nicht.“

Unmissverständlich betonte sie zudem: „Ich möchte niemals in ein Heim.“ Und fügte hinzu: „Ich werde mir, wenn es sein muss, helfen lassen. Mit einer Gesellschaft für Sterbehilfe.“ Diesen gemeinsamen Entschluss hatten die Schwestern nicht nur getroffen, sondern auch testamentarisch festgehalten.

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