1982 zog Bruce Springsteen das sperrige Solo-Werk „Nebraska“ dem Kracher „Born in the USA“ vor. Jetzt beleuchtet das grandiose Biopic „Deliver Me From Nowhere“ die düsteren Hintergründe. Jeremy Allen White rockt sich damit zum Oscar-Favoriten.
Über 140 Millionen verkaufte CDs, unzählige Hymnen („Born to Run“)“, 20 Grammys, 2 Goldes Globes und der Oscar („Streets of Philadelphia“). Bruce Springsteen gilt als das musikalische Gewissen Amerikas. Auch weil er unentwegt gegen Trump poltert: „Korrupt & Inkompetent“. Jetzt wird eine bislang eher unbekannte dunkle Seite seines Schaffens gezeigt. Das Biopic „Deliver Me From Nowhere“ zeigt den Kampf mit seinen inneren Dämonen rund um die Aufnahmen des legendären Solo-Albums „Nebraska“ (1982), das nun auch als „Expanded Edition“ mit 15 bislang unveröffentlichten Songs veröffentlicht wird. Jeremy Allen White, bekannt aus den Serien-Hits „The Bear“ und „Shameless“ spielt den Boss dabei als Oscar-reifes Depressions-Wrack. Auch Succession-Star Jeremy Strong, der Manager Jon Landau verkörpert, darf nach „The Apprentice“ (2024) wieder auf eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller hoffen. oe24 hat den Musikfilm des Jahres schon gesehen.
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“Deliver Me From Nowhere”, beruhend auf der Springsteen-Biografie von Warren Zanes, startet am 14 September 1981. In Cincinnati hat Bruce Springsteen (White) gerade das 140. und letzte Konzert der „River Tour“ gerockt. Nach dem Top-Hit „Hungry Heart“ erwartet sich die Plattenfirma den nächsten Kracher. Doch der Boss muss sich erst den Dämonen seiner Kindheit mit dem despotischen Vater Douglas (Stephen Graham) stellen. Im Schlafzimmer in New Jersey nimmt er mit Gitarre, Mundharmonika und einem Vierspurtonbandgerät düstere Demos auf. Auch eine minimalistische Version von „Born in the USA“.
Die anbahnende Liebe zu Kellnerin Faye (Odessa Young) wird ebenso im Keim erstickt wie das Drängen der Plattenfirma auf die später legendäre Rock-Version von „Born in the USA“. Die wird ad acta gelegt, weil Springsteen seinen Willen durchsetzt und aus einer qualitativ minderwertigen Kassette, die als Running-Gag ganz ohne Hülle die Runde macht, das kantige Solo-Werk „Nebraska“ meißelt. Gegeißelt von seinen inneren Dämonen und schweren Depressionen! Denen er sich erst nach dem Aufbruch Richtung Los Angeles, wo er mit seinem mittlerweile dementen Vater letztendlich seinen Frieden schließt, stellt: beim Psychiater. Bis heute ist der „Boss“ in Therapie.
“Deliver Me From Nowhere” liefert in 119 aufwühlenden Kinominuten eine deutlich schwerere Thematik als die Biopics von Queen („Bohemian Rhapsody“), Elton John („Rocket Man“) oder Bob Dylan („Like A Complete Unknown“) und zeigt Springsteen dabei jetzt auch nicht im besten Licht, aber in einem schonungslos ehrlichen. Jeremy Allen White legt damit seine Reifeprüfung ab. Auch musikalisch. Der Soundtrack, bei dem er Springsteen-Klassiker wie „Born in the U.S.A.“, „I’m On Fire“ oder „Atlantic City“ covert, erscheint am 5. Dezember.