Preis für den "Klima-Papst": In Oslo wurde dem Ex-US-Vizepräsidenten und der Organisation IPCC der Friedensnobelpreis zugesprochen.
Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an den früheren US-Vize-Präsidenten Al Gore und den UNO-Weltklimarat (IPCC). Das teilte das Nobel-Komitee am Freitag in Oslo mit. Beide erhalten den Preis demnach für ihre Bemühungen, das Wissen um den vom Menschen verursachten Klimawandel zu verbreiten und Grundlagen für Gegenmaßnahmen zu schaffen.
Der Chef des Nobel-Komitees, Ole Danbolt Mjös, sagte bei der Bekanntgabe: "Gore und der IPCC haben schon sehr früh die Gefahren der globalen Klimaänderung erkannt. Wir möchten mit unseren Entscheidung die Aufmerksamkeit für dieses Thema weiter erhöhen." Gore sei jahrelang einer der "weltweit führenden Umweltschützer" gewesen.
"Ich fühle mich zutiefst geehrt"
In einer ersten Stellungnahme
sagte Gore am Freitag: " "Ich fühle mich zutiefst geehrt. Meine Frau Tipper
und ich werden das gesamte Preisgeld spenden".
Er bezeichnete es als besonders bedeutsam, den Preis gemeinsam mit dem UNO-Klimarat IPCC erhalten zu haben. Die Mitglieder dieses herausragenden Gremiums setzten sich seit Jahren unermüdlich und selbstlos dafür ein, dass die Menschheit den Klimawandel besser verstehe, sagte er.
Oscar für besten Dokumentarfilm
Gore, Vizepräsident unter Bill
Clinton (1993-2001) ist heuer bereits Oscar-Preisträger geworden: er gewann
für seinen Streifen "An Inconvenient Truth" (Eine unbequeme Wahrheit) die
Auszeichnung für den besten Dokumentarfilm 2007.
Sehen Sie hier den packenden Trailer zur Klima-Doku von Al Gore:
Gore kommt nach Wien
Das nennt man Glücksgriff: Mr. Gore wurde
für eine Gala der Mobilkom eingeladen, die am 24. Oktober stattfindet. Als
die Vorbereitungen zu Beginn des Jahres begannen, war Al Gore
Ex-US-Vizepräsident und Filmemacher. Jetzt kann die Handyfirma den Gast
gleich als Friedensnobelpreisträger und nach Live-Earth als größten
Konzertveranstalter vorstellen. „Das Event ist hoffnungslos überbucht“, sagt
Michaela Egger von der Mobilkom und Organisatorin des Abends.
Al Gore wird vor 800 ausgewählten Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur im Wiener Arsenal zum Thema „technologischer Fortschritt und Umweltschutz“ sprechen. Er will, wie er meint, eine „Diskussion der unbequemen Fragen“ erleben. Geplant ist ein Auftritt von 40 Minuten. Doch Kenner meinen, er halte sich nie an solche Vorgaben und überziehe gerne.
9/11 in Wien
Seine vergangene Wien-Reise wird Al Gore wohl nie
vergessen. Er war als Redner für eine Technologie-Konferenz gebucht. An
diesem Tag spielte die Welt verrückt: Er musste seinen Auftritt absagen und
sein Flieger konnte nicht abheben. Es war der 11. September 2001.
Hier lesen: Die Fehler in Al Gores Film
IPCC-Chef Pachauri ist überwältigt
Der indische IPCC-Chef
Rajendra Pachauri sagte im norwegischen Fernsehen: "Ich bin völlig
überwältigt. Dieser Preis geht an die internationale UNO-Gemeinschaft und
alle Staaten, die uns unterstützen." Er habe vor der Entscheidung aus Oslo
selbst öffentlich gesagt, dass Gore ihn wie kein anderer verdient habe. In
Genf, am Sitz der IPCC, zeigte sich die Sprecherin der Organisation, Carola
Traverso Saibante, völlig überrascht.
Mit 1,1 Millionen Euro dotiert
Der Friedensnobelpreis ist mit
umgerechnet 1,1 Millionen Euro dotiert. Er wird traditionell am 10. Dezember
in Oslo überreicht. Im vergangenen Jahr erhielten der Bankier Mohammed Yunus
und dessen Grameen-Bank die Auszeichnung für ihre Mikrokredite an arme
Menschen.
Auszeichnung seit 1896
Der Friedensnobelpreis gilt weltweit als
wichtigste politische Auszeichnung. Alfred Nobel, der 1896 verstorbene
schwedische Erfinder des Dynamits, beauftragte das norwegische Parlament,
jährlich bis zu drei Persönlichkeiten oder Organisationen für ihre
Verdienste um die Menschheit zu ehren. Die Preisträger werden für den "den
besten oder größten Einsatz für Brüderlichkeit zwischen Staaten, für die
Abschaffung oder Abrüstung von stehenden Heeren sowie für die Organisation
und Förderung von Friedenskonferenzen" ausgezeichnet.
Seit 1901 entscheidet ein norwegisches Komitee mit fünf Mitgliedern über die Gewinner aufgrund offizieller Nominierungen. Mit Al Gore gibt es nun 83 männliche Preisträger. Mit dem UNO-Klimarat IPCC wurden bis heute insgesamt 20 Organisationen, Verbände oder Komitees geehrt, einige mehrfach. Bisher haben zwölf Frauen den Preis erhalten. 19 Mal wurde der Preis nicht vergeben, zuletzt 1972.
Zweimal wurden bisher Österreicher für ihre Verdienste ausgezeichnet: Die Friedensaktivistin Bertha von Suttner, geb. Gräfin Kinsky, die die Idee des Friedensnobelpreises angeregt hatte, erhielt 1905 als erste Frau den Preis. 1911 wurde ihr Mitarbeiter Alfred Hermann Fried geehrt.