An der Wiener Staatsoper hatte Verdis trashige Romanze „Il trovatore“ Premiere.
Giuseppe Verdis vor Ohrwürmern nur so strotzender Geniestreich Il trovatore, die letzte Oper im Dreigestirn der mittleren Schaffensperiode, mit dem der Meister aus Busseto seinen Weltruhm begründet hatte, feierte, toll besetzt mit dem Operntraumpaar Anna Netrebko und Roberto Alagna, Premiere an der Staatsoper.
Statische Regie
Die statische, in diversen Braun- und Grautönen gefertigte Inszenierung der schauerromantischen Oper, die nicht nur über eine unerschöpfliche Fülle von Melodien, sondern auch über eine bizarre, sprunghafte Handlung um Bruderzwist, Rache, Leidenschaft, Zigeuner und Scheiterhaufen verfügt, besorgte Daniele Abbado, der die im Spätmittelalter spielende trashige Romanze in den Spanischen Bürgerkrieg verlegte.
Italianità
Marco Armiliato dirigierte Verdis hinreißende Partitur mit Leidenschaft und Italianità, bei den Chorszenen waren die Einsätze und Tempi nicht koordiniert. Die russische Super-Diva Anna Netrebko begeisterte als artifiziell glatte, distanzierte Leonora, ein cooles Objekt der Begierde mit abgedunkeltem gutturalen Timbre. Die gefühligen Passagen, bei denen sie die Töne pomadig aussitzen kann, liegen ihr viel mehr als die virtuosen Koloraturen.
Der tolle französisch-italienische Startenor Roberto Alagna war ein stimmschöner Troubadour Manrico, dem ausgerechnet die furiose Stretta Di quella pira mit dem finalen hohen C, die zu den berühmtesten Verdi-Schlagern gehört, nicht ganz lupenrein geriet. Ludovic Tézier sang den baritonalen Conte di Luna metallisch leuchtend, Luciana D’Intino war eine mittelmäßige, verschattete Zigeunerin Azucena. Bravos für die Sänger und den Dirigenten, Buhs für das Regieteam.