Volksoper

"Kismet": Charmanter Plagiatsspaß

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Musical in konzertanter Form als Präludium zu Borodins "Fürst Igor".

Die Wiener Volksoper hat derzeit ein glattes Plagiat am Spielplan, basiert das Musical "Kismet" doch auf Melodien des russischen Komponisten Alexander Borodin. Diese hatten sich Robert Wright und George Forrest 1953 für ihr orientalisches Märchen ausgeborgt. Dennoch oder gerade deshalb ist das Werk eine charmesprühende Zeitreise ins alte Bagdad und die USA der 1950er, die zu Recht bejubelt wurde.

Neuinszenierung
Die bombastisch-symphonischen Klänge des alten Hollywood und die Glanzzeiten des Broadways entstehen vor dem inneren Auge des Zuhörers - ein Bühnenbild ist in der Volksoper nämlich nicht zu sehen. Gleichsam als Präludium zu Borodins "Fürst Igor", dessen Neuinszenierung am 19. März Premiere feiert, hat man drei konzertante Aufführungen des heute beinahe vergessenen Musicals angesetzt. Die programmatische Idee ging dabei am Sonntagabend voll auf.

Dies liegt nicht zuletzt an der unbeschwerten Orchestrierung des Stücks, die zur Entstehungszeit wohl mit Worten wie "schmissig" oder "flott" umschrieben worden wären. Bisweilen wirken die fröhlichen Paraphrasen samt ausladenden Medleys fast wie eine Karikatur auf die dunklen Klänge Borodins. Jedoch überspannt Dirigent Joseph R. Olefirowicz am Pult des Volksopernorchesters den Bogen nie - und übernimmt gleich noch die eine oder andere Zeile im Spiel.

Spielfreude
Eine zweite Richtungsentscheidung traf Chefdramaturg Christoph Wagner-Trenkwitz, der in galant-ironischer Opernball-Manier den Part des Erzählers übernimmt und die ausufernde Handlung in wenige Zeilen rafft. Das lässt dem ebenso spielfreudigen wie stimmstarken Ensemble umso mehr Raum. Den wusste nicht zuletzt Rod Gilfry in der Rolle des Bettlers Hajj mit gewaltigem Bariton zu nutzen, worin ihm Stefan Cerny mit seinem prallen Bass als schleimigen Wesir in nichts nach stand.

Besetzung
Ben Connor, nach Erfahrungen als Mitglied im Jungen Ensemble des Theaters an der Wien nun im Volksopern-Ensemble, schmettert mit Inbrunst und jungenhafter Ausstrahlung den Kalifen, während Rebecca Nelsen mit ihrem schnörkellosen Sopran das Gegengewicht zur arabesken Musik darstellte. Dagegen demonstrierte Kim Criswell als laszive Wuchtbrumme Lalume trotz energiegeladenem Broadway-Timbre, dass auch eine fundierte Musicalstimme ohne elektronische Verstärkung nur schwerlich gegen ein Symphonieorchester bestehen kann.

Alles in allem ist diese "Kismet" jedenfalls eine Wiederentdeckung wert. Und auch der bereits 1887 verstorbene Borodin wäre Wright und Forrest vermutlich nicht böse gewesen, dass sie seine Werke als Fundgrube für eines ihrer Stücke nutzten, was sie auch schon mit anderen klassischen Komponisten gemacht hatten. Schließlich kam der Komponist somit zu einer Ehre, von der er wohl nie geträumt hat - einen postumen Tony Award für das beste Musical 1954 in New York.

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