Ein Werbeposter, welches Cranach's nackte Venus zeigt, erhitzt die Gemüter in der Londoner U-Bahn.
Die Engländer sind ja bekanntlich als prüde verschrien, dieses Vorurteil zeigt sich in einem aktuellen Streit um ein Werbeposter der nackten Venus des deutschen Renaissance-Malers Lucas Cranach dem Älteren, welches für Aufruhr in London sorgt. Die Verkehrsbetriebe verbannten das Ausstellungsplakat aus der Londoner U-Bahn, da es Reisende verstören könnte. Das Poster des renommierten Museums Royal Academy verstoße gegen die Regeln, "Männer, Frauen oder Kinder in sexueller Art und Weise darzustellen", teilten die U-Bahn-Betriebe mit. Das Museum solle die Werbung überdenken.
"Diese Entscheidung ist absolut meschugge", sagte John Whittingdale, Vorsitzender des parlamentarischen Kulturausschusses, am Mittwochabend. "Es ist unmöglich, dass dieses klassische Gemälde ein Ärgernis darstellen könnte."
(c) www.staedelmuseum.de, Die Venus von Lucas Cranach
Als Werbeplakat für Ausstellung gedacht
Das Werbeposter für
die Ausstellung, das die Venus lediglich mit einer Halskette und einem
Lächeln zeigt, sollte in Dutzenden Bahnhöfen der "Tube" ausgehängt werden.
Die drei Monate lange Ausstellung über den berühmten deutschen
Renaissance-Maler (1472- 1553) soll am 8. März eröffnen. Das Ölgemälde
entstand um 1530 und ist als Leihgabe des Städel Museums in Frankfurt am
Main in der Londoner Ausstellung zu sehen.
Museum enttäuscht
Eine Sprecherin des Museums sagte, die
Entscheidung der Verkehrsbetriebe sei "aberwitzig". "Wir haben die Werbung
wohldurchdacht und das ist sehr enttäuschend." Die Venus sei in einer "sehr
sensiblen Art und Weise" dargestellt, "das Gemälde zeigt Cranach in seiner
besten Form". Ein Sprecher der Londoner Tube sagte: "Millionen von Menschen
nutzen jeden Tag die Londoner U-Bahn und sie haben keine Wahl, was für
Werbungen sie dort sehen wollen."