Im großen oe24-Interview zur neuen Hit-CD "Traces" spricht Michael Patrick Kelly über seine geheimen Wiener Wurzeln, seinen neuen Hit mit der Kelly Family und die Song Contest Troubles rund um sein Wien-Konzert.
oe24: Heute, Freitag kommt Ihre neue CD „Traces“. Welche Spuren hinterlassen Sie damit?
Michael Patrick Kelly: Oh, das ist ein bisschen früh, um es vorauszusagen. Auf jeden Fall sind auf diesem Album viele Songs, die auch biografische Storys haben. Also Spuren, die in meinem Leben hinterlassen wurden. Prägende Erfahrungen. So wie im Song „K.H.A.,“ also „Keep Hope Alive“ Da geht es um einen Highway Patrol Officer aus San Francisco. Der hat sich 15 Jahre lang um die Golden Gate Bridge gekümmert und hat dabei über 200 Menschen davon abhalten können, von der Brücke zu springen. Das sind Menschen, über die, finde ich, viel zu wenig in den Nachrichten berichtet wird.
-
Letzte Chance auf Gabalier in Wien – mit 1+1 Gratis Ticket!
-
Eros, Kelly, Dita und Co. - ESC kickt 14 Top Events raus!
-
„Schweren Herzens!“ Konzert-Schock um Fendrich
-
Oasis wollen für ihr Sensations-Comeback jetzt auch den Oscar
-
Tourstart für Falco: als Video-Show mit der Original-Band
oe24: Dabei bewegen solche Menschen wesentlich mehr als sogenannte „Stars“.
Kelly: Absolut und das ist ja auch mit ein Grund, warum ich seit über 20 Jahren aus Prinzip keine Autogramme schreibe. Denn ich sehe mich nicht als etwas Besseres. Feuerwehrleute, oder Chirurgen. Das sind die wahren Helden. Die retten ja Menschenleben. Und das auf täglicher Basis, da fragt man auch nicht um ein Autogramm. Das sind aber für mich genauso Stars wie ich. Nur weil ich in der Öffentlichkeit stehe, bin ich nicht etwas Besseres. Auch ich bin Mensch. Klar, zu meiner Berufsbeschreibung gibt es auch eine Öffentlichkeitsebene, aber die macht mich nicht zu einem Alien.
oe24: Sind das Gedanken und Lebensweisheiten die Sie im Kloster gelernt haben?
Kelly: Definitiv. Ich meine man kennt meine Lebensgeschichte. Ich bin ja sehr früh sehr viel unterwegs gewesen. Und es gibt auch Kinderstars oder Teeniestars, die irgendwann einen Knall haben. Aber ich denke, es ist einfacher, wenn man das quasi im Familienkontext durchlebt. Ich war ja nicht allein. Und so viele andere sind allein. Und die Klosterzeit war für mich heilend. Vor der Klosterzeit hatte ich eine Phase, wo ich ein bisschen wie ein Computer mit zu vielen Viren und zu vielen Bugs war. Und die Klosterzeit war dann so ein bisschen Shutdown. Ein Reset. Und da hatte ich sechs Jahre Zeit zu reflektieren. Meine Gedanken, meine Gefühle, mein Leben neu zu ordnen. Und ich denke das hat mich auch ein bisschen geerdet. Nicht immer nach Applaus lechzen, sondern einfach mal ein bisschen putzen, Kartoffeln schälen. So wie im Film „Karate Kid“, wo der Schüler erst Mals acht Autos abwischen muss, bis er versteht, wie die Geste geht. So ist es im Kloster auch ein bisschen. Man macht Dinge, die man anfangs nicht so richtig versteht. Aber im Nachhinein merkte ich, dass das gut für meine Demut war.
oe24: Welche Spuren haben Sie noch gefunden?
Kelly: Die ursprünglichsten Spuren, die ich habe, kommen aus Wien. Und damit meine ich nun nicht unsere frühen Auftritte auf der Kärntner Straße. Ich bin ja 1977 in Dublin geboren. Neun Monate vorher waren meine Eltern in Wien. Und mein Vater hat mir mal erzählt, dass ich in Wien entstanden bin. Also um es mit Rainhard Fendrichs Worten zu sagen: I'm from Austria“. So weit gehen meine Spuren zurück. Lustig. Und ich finde, wenn man auf Spurensuche geht, findet man oft Schätze.
oe24: Apropos Spurensuche. Und apropos Schatz: den Song “The Day My Daddy Died” haben Sie sogar wieder mit ihren Geschwistern, der berühmten Kelly Family, aufgenommen.
Kelly: Eines gleich vorweg, es geht hier nicht um einen Marketing-Coup. Das ist wirklich eine geschwisterliche Begegnung, um meinem Vater ein musikalisches Denkmal zu setzen. Zwei Wochen, bevor ich das Album an meine Plattenfirma abgeben musste, kam diese spontane Idee auf: Eigentlich müsste man die Geschwister fragen. Und dann habe ich alle angerufen. Doch es war unmöglich, alle an einem Tag in ein Studio zu kriegen. Deswegen haben wir in Studios in den USA, in Irland, Spanien und Deutschland aufgenommen und dann alles zusammengebracht. Und als ich diesen Kelly-Chor dann hörte, kamen mir die Tränen. Ich hatte echt Gänsehaut. So viele Kellys gab es ja seit den 90ern nicht mehr auf einer Aufnahme. Das ist ein großes Geschenk für mich! In gewisser Weise kann man in meinem Fall von zwei Musikerkarrieren sprechen. Und in diesem Lied sind beide zu hören.
oe24: Denkt man da an weitere gemeinsame Songs?
Kelly: Das ist wirklich ein One-Off für dieses Album. Eigentlich logisch, weil die ersten Spuren sind ja die Gene, die wir von den Eltern bekommen. Dann vielleicht die Erziehung, dann Familie, Freunde, Kultur. Auf meinem letzten Album gab es einen Song für meine Mutter. Und auf diesem Album wollte ich unbedingt einen Song für meinen Vater haben.
oe24: Wobei das Thema dahinter ja sehr traurig ist
Kelly: Mein Vater hatte wirklich am letzten Tag, als er von uns ging, dieses T-Shirt an mit dem Spruch drauf: “Vielen Menschen treten in dein Leben ein. Aber nur wenige hinterlassen Spuren.“ Und das hat mich zum Nachdenken gebracht. Wer hat in meinem Leben positive, aber auch negative Spuren hinterlassen? Und dann weiter: welche Spuren möchte ich eigentlich hinterlassen? Was möchte ich hier hinterlassen haben, wenn ich irgendwann selbst gehen muss?
oe24: Sie machen seit frühesten Kindheit Musik
Kelly: Friedrich Nietzsche hat mal gesagt, das Leben ohne Musik wäre ein Irrtum. Und da gebe ich ihm recht. Ich empfinde meinen Beruf als Musiker als ein Privileg. Weil es gibt ja auch viele, die nicht von ihrer Leidenschaft leben können.
Michael Patrick Kelly mit oe24-Reporter Thomas-Zeidler-Künz
oe24: Sie waren schon früh ein Kinderstar. Wie toll war das?
Kelly: Meine Eltern waren so eine Cocktailmischung zwischen liberalen Ideen und konservativen Werten. Ständig auf Achse sein, im Doppeldeckerbus zu leben. Oder ´7 Jahre auf einem Hausboot in Amsterdam bohemen. Und gleichzeitig Homeschooling. Und mein Vater liebte die Freiheit. Das war sein großes Thema: Die Freiheit. Und das hat mich bis heute geprägt. Er hat auch die ganze Familie mit in Gefängnisse genommen. Und wir haben für Häftlinge gesungen. Und das mache ich heute noch. Das ist einfach eine menschliche Begegnung.
oe24: Für „Symphony Of Peace“ konnten Sie sogar Star-Tenor Jonas Kaufmann zum Duett gewinnen
Kelly: Ich wollte eine Friedenshymne schreiben, weil ich glaube, dass viele Menschen diese Sehnsucht in sich haben. Sie suchen nicht nur politischen oder gesellschaftlichen Frieden, sondern auch inneren, persönlichen Frieden. Auf diesem Song “ Symphony Of Peace“ gibt es drei Musikgenres. Pop, Rock und Klassik. Und eben diese Performance von Jonas Kaufmann, der ja ein Weltklasse-Tenor ist. Wir haben uns zusammen im Studio gefunden und das war wahnsinnig schnell im Kasten. Die Idee für „Symphony of Peace“ ist ein bisschen inspiriert von meiner Erfahrung mit Luciano Pavarotti. 1996, durfte ich in Pavarotti & Friends mitmachen und da gab es ja auch Rock, Pop, Klassik. Und das hat Spuren hinterlassen und das hört man jetzt in diesem Song.
oe24: Es steht am 30. April ein Wien-Konzert an, das wegen dem Song Contest ja in dieser Form nicht stattfinden wird.
Kelly: Die Veranstalter sind gerade dabei mit der Wiener Stadthalle eine Lösung zu finden, die bald bekannt gegeben wird. Ich bin auf jeden Fall nächstes Jahr in Österreich auf Tour. Das nimmt mir jetzt keiner, auch nicht der ESC.
Interview: Thomas-Zeidler-Künz