Der coole Country-Rocker Kip Moore begeistert gerade mit der CD „Solitary Tracks“ und einer schweißtreibenden Tournee Europa. Das oe24-Interview über neue Hits, Schweiß und seine Österreich-Pläne.
„Solitary Tracks“ gilt für viele Kritiker bereits als „Album des Jahres“.
Kip Moore: 23 Songs - Das werde ich nie wieder tun. Niemals, niemals, niemals. Das Album sollte eigentlich bei „Southern Sun“ fertig sein. Aber ich hatte noch vier Monate Zeit, die Platte abzugeben. Also schrieb ich einfach weiter. Und dann änderte sich mein Schreibstil, weil das was ich ursprünglich sagen wollte, bereits aus mir draußen war. Ich habe bis zur letzten Sekunde weitergeschrieben. Und dabei ist sogar ein weiteres neues Album entstanden, das ich bald aufnehmen werde.
Kip Moore: Erfolgs-Tour nach Liebes-Schmerz
Schon wieder neue Songs?
Moore: Ja. Das Album wird aber nicht annähernd so lang sein wie dieses. Es wird wahrscheinlich die kürzeste Platte sein, die ich je gemacht habe. Wohl 9 bis 10 Songs. Wir verlieren keine Zeit. Wir werden den Schwung dieses Albums nutzen, denn es hat uns auch einen enormen Schub bei den Fans gegeben.
Spannend: Am Album liefern Sie einen musikalischen Bogen, den Sie live komplett durchbrechen weil Sie das CD-Finale „Only Me“ schon als 2. Song spielen.
Moore: Eine Show zusammenzustellen ist wirklich schwierig. Besonders, wenn man ein ganz neues Album am Start hat: Wenn ich nur das „Solitary Tracks“ Album spielen würde, würde ich sie von A bis Z so spielen wie auf der CD. Aber ich möchte viel altes Material in die Show integrieren, weil ich weiß, dass die Leute das hören wollen. Und da will ich einen starken Spannungsbogen aufbauen.
„Only Me“ ist die perfekte Radio-Hymne!
Moore: Ich bin schon etwas enttäuscht, weil ich weiß, wie mächtig Radio immer noch sein kann. In Südafrika war ich plötzlich mit dem alten Song „Heart's Desire“ in den Charts und konnte deshalb in Folge sogar Stadien-Shows spielen. Und das alles nur, weil ein einziger Radio-Mann an mich geglaubt hat. „Solitary Tracks“ startet gerade im australischen Radio durch und könnte dort bald auf Platz eins landen. Ich weiß also, wenn die Songs eine Chance bekommen, werden sie Erfolg haben. Aber immerhin sind sie schon draußen, also haben sie eine Chance.
Diese Europa-Tour dürfte für Sie nun aber extrem harte Arbeit sein. Denn Sie müssen das Publikum - anders als in den USA - ja erst einmal überzeugen.
Moore: Ja, bisher war es etwas Besonderes. Jeder Abend ist ein bisschen anders, was ich liebe. Ich spüre so viel Herzblut. Und liebe die Herausforderung.
Sie stellen sich gerne neuen Challenges: Jetzt gehen Sie in den USA wieder als Vorgruppe für Billy Cunningham auf Tour. Was ist da die Herausforderung?
Moore: Einfach das Set einzugrenzen und zu beschleunigen. Ich bin seit fünf oder sechs Jahren Headliner, spiele aber ab und zu aber auch als Support. Um einfach mal wieder nur Gas zu geben.
Kip Moore beim oe24-Interview mit Thomas Zeidler-Künz in Zürich
Bei den Konzerten betonen Sie nun immer wieder, dass das gerade die dankbarste Zeit ihrer Karriere ist und Sie sie sich noch nie „so sehr im Moment“ gefühlt haben
Moore: Die ersten fünf oder sechs Jahre meiner Karriere waren wie eine Rakete. Man versucht, sich an ein Leben anzupassen, das einen völlig auf den Kopf stellt. Ich habe 200 Shows pro Jahr gemacht. Da kann man ja eigentlich gar nicht bei klarem Verstand bleiben. Aber ich habe gelernt, „Nein“ zu sagen. Und dass ich mir etwas mehr Zeit für mich selbst nehmen muss. Damit änderte sich einfach alles. Ich habe auch verstanden, wie selten es ist, eine so langlebige Karriere zu haben. Vor allem ohne Radio-Unterstützung. Und die Karriere hält immer noch an.
Würden Sie irgendetwas anders machen?
Moore: Nein, würde ich nicht, wirklich nicht. Ich denke, manchmal frage ich mich, ob ich damit Scheiße rede, aber ich glaube, die Fans haben mich und uns als Band für das entdeckt, was wir machen. Bei uns wird live nichts vom Computer diktiert. Das gibt uns die Freiheit keine Grenzen zu kennen. Und manchmal ist eine Show dadurch vielleicht nicht ganz so gut wie am Vorabend, weil sie eben live ist. Aber für uns als Band gibt es keine Grenzen. Ich wollte schon als Kind in einer Rock'n'Roll-Band spielen.
Warum verwenden Sie jetzt „Another Brick in the Wall pt1“ von Pink Floyd als Konzert-Intro?
Moore: Das ist die Band, die ich am liebsten live gesehen hätte. In der Original-Besetzung. Als Roger Waters noch dabei war und nicht so angepisst. Dazu ist David Gilmour wohl mein absoluter Lieblingsgitarrist.
Ihre Tourpläne?
Moore: Ich denke für April 2026 an eine weitere Akustiktournee in den Staaten und möchte dann im Herbst 2026 wieder nach Europa. Für mich ist so eine Akustiktour nicht nur eine Wohltat für die Seele, sondern ich glaube auch, dass sie für die Fans ganz besondere Momente schafft, der die Fangemeinde tatsächlich vergrößert. Das ist wirklich so. Ich will das auch nach Europa bringen, aber das ist leider alles sehr, sehr teuer. Bei meiner letzten Akustiktournee in Großbritannien habe ich buchstäblich Geld verloren. Jede Show war ausverkauft und ich habe trotzdem 10.000 Dollar verloren.
Wird es irgendwann auch mal ein Österreich Konzert geben?Moore: Sicher! Man müsste mich nur einladen, dann würde ich auch kommen. Ich würde ja generell sehr gerne nach Österreich kommen. Die Topographie bei euch ist einfach unglaublich. Und ich liebe die Berge. Ich liebe Mountainbiken, Bergsteigen und Klettern.