Oscar-Favorit

Auf den Spuren von Christoph Waltz

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Musikproduzent Peter Wolf erzählt im großen Österreich-Interview, wie Waltz sich auf seinen Oscar-Auftritt vorbereitet.

Sein Leben ist ein Mysterium. Seit einem Jahr räumt Christoph Waltz für die Darstellung des SS-Offiziers Hans Landa einen Filmpreis nach dem anderen ab. Heute soll der Höhepunkt folgen: 48 Jahre nach Maximilian Schell kann wieder ein Österreicher einen Schauspiel-Oscar holen. Waltz ist in der Kategorie Bester Nebendarsteller nominiert.

Privatleben
Doch trotz des Ruhmes: Über das Privatleben des Wieners weiß man so gut wie nichts. Nur punktuell: Vater von vier Kindern, geschieden, pendelt mit seiner Lebensgefährtin Judith Holste zwischen Hollywood, London und Berlin.

ÖSTERREICH begab sich auf die Spur des neuen Superstars: Seine Mutter Elisabeth Waltz, eine Dame von 85 Jahren, lebt nach wie vor in Wien. „Ich freue mich über den Erfolg meines Sohnes“, erzählt sie ÖSTERREICH.

Peter Wolf im großen Österreich-Interview
Sein bester Freund ist der österreichische Musikproduzent Peter Wolf. Im Interview erzählt dieser, wie sich Waltz auf die Nacht seines Lebens vorbereitet.

ÖSTERREICH: Österreich steht in L.A. vor seiner größten Oscar-Nacht aller Zeiten. Wie angespannt ist die Stimmung – auch unter den Exilösterreichern hier?

Peter WOLF: Die Spannung steigt tatsächlich. Und ich bin natürlich extrem aufgeregt wegen der Favoritenrolle eines meiner besten Freunde. Christoph Waltz ist ja auch mein Trauzeuge, ich kenne ihn seit 20 Jahren. Wir waren erst letzten Sonntag essen …

ÖSTERREICH: Wie wirkte er da? Gelassen? Nervös?

WOLF: Gefasst, würde ich sagen. Natürlich ist das alles schon recht überwältigend für ihn. Und es ist erstaunlich, wie sich nach all der harten Arbeit alles plötzlich zu einem Ganzen gefügt hat: Das Angebot der Rolle durch Quentin Tarantino, der Erfolg des Films, die Serie an Auszeichnungen, die er in den letzten Wochen erhielt. Und jetzt eben die Favoritenrolle bei den Oscars.

ÖSTERREICH: Wie geht er mit diesem Druck um? Branchenkenner behaupten ja, dass es bisher kaum jemanden gab, der vorab so sicher den Oscar in der Tasche zu haben schien.

WOLF: Ich persönlich halte es ja für fast ausgeschlossen, dass hier noch etwas schiefgehen kann. Und damit baue ich ihn auch auf. Doch mein Freund Waltz will es partout nicht wahrhaben. Er will weiter nicht fix daran glauben, dass sein Name tatsächlich im „Kodak Theatre“ dann nach dem „And the Oscar goes to …“ fällt. Klar, alles ist möglich. Es ist für ihn auch eine Schutzfunktion gegen eine allzugroße Enttäuschung, falls es doch nichts wird. Aber für mich ist es ganz klar: Er bekommt die Statue!

ÖSTERREICH: Wie verbringt Christoph Waltz seine letzten Tage vor den Oscars?

WOLF: Es ist eine wahnsinnig stressige Zeit für ihn. Die Produzenten der Weinstein Company, für der Christoph heuer die größte Oscar-Hoffnung ist, spannen ihn für ein dichtes PR-Programm ein. Es gibt Partys, Termine, Interviews mit wichtigen Medien.

ÖSTERREICH: Er wirkt jedoch gegenüber den Medien seines Heimatlandes eher zurückgezogen …

WOLF: Das darf man ihm nicht verübeln, das ist auch kein Zeichen irgendwelcher plötzlicher Arroganz. Der Ruhm nach dem Film ist ihm keinesfalls in den Kopf gestiegen. Er hat jedoch jetzt in den letzten Stunden vor dem großen Moment wahnsinnig wenig Zeit. Aber niemand soll das persönlich nehmen.

ÖSTERREICH: Wie wird Christoph Waltz seine Oscar-Nacht verbringen?

WOLF: Wenn er verliert, treffe ich ihn auf der Party, an der auch ich nach der Show teilnehme …

ÖSTERREICH: Welche?

WOLF: Das will ich nicht verraten. Und wenn er siegt, dann wird er ohnehin wie ein Wanderpokal bei den allergrößten Oscar-Feten herumgereicht werden.

Mama Waltz: „Bete für meinen Sohn“
Während Christoph Waltz Hollywood erobert, lebt seine Mutter Elisabeth Waltz (85) noch immer dort, wo der Oscar- Favorit aufgewachsen ist. Im Heurigen-Mekka Grinzing in einem idyllischen Biedermeierhaus.

Waltz stammt aus einer Schauspielfamilie, hat drei Geschwister. Alle sind Weltenbummler. Seine Mutter arbeitete als erfolgreiche Bühnen- und Kostümbildnerin. Sie stattete Erfolgsfilme wie das „Weiße Rössl“ oder „Das Haus in Montevideo“ aus. Sein Vater war Schauspieler. Vor Kurzem hatte Waltz’ Mutter eine Schulterverletzung, doch nun ist die rüstige Dame wieder wohlauf und fiebert der heutigen Oscar-Nacht entgegen: „Für Christophs Vater wäre es der Höhepunkt seines Lebens gewesen, seinen Sohn als Oscar-Nominierten zu sehen. Leider ist er sehr früh gestorben. Ein Oscar wäre im Haus so vieler Schauspieler ein unglaubliches Highlight“, erzählt sie. Heute geht sie zur Sonntagsmesse, um für ihren Sohn zu beten.

Holen wir heute Nacht gleich drei Oscars?
In einigen Stunden könnte für Österreich eine historische Stunde schlagen: Denn im Idealfall erobern gleich drei Österreicher jeweils einen Oscar. Christoph Waltz (Bester Nebendarsteller), Michael Haneke (Bester fremdsprachiger Film) und Christian Berger (Beste Kamera) heißt unser Triumvirat in Hollywood. Werden sie heute die großen Abräumer?

Chance lebt
Die Chancen sind, wenige Stunden bevor die Oscar-Show startet, intakt. Christoph Waltz wird schon seit Wochen als der sichere Sieger gehandelt. Michael Haneke ist mit dem Film Das weiße Band offiziell für Deutschland nominiert. Neben dem französischen Streifen Ein Prophet soll Haneke laut Experten die besten Chancen auf die goldene Trophäe haben.

Eine Überraschung war die Nominierung für den Tiroler Kameramann Christian Berger. Seine brillante Schwarz-Weiß-Technik im Film Das weiße Band muss gegen das eindrucksvolle 3D-Spektakel Avatar antreten. Zugegeben: eine harte Konkurrenz. Letzten Sonntag setzte sich Christian Berger durch und gewann den Preis der American Society of Cinematographers.

Vielleicht schafft er es auch heute Nacht. Dann wäre die Überraschung perfekt.

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