Wenn am 9. September die Amadeus Awards loslegen, hat Melissa Naschenweng Chancen auf drei Preise. Ehrlich, natur- und heimatverbunden gibt sich die Kärntnerin im Talk.
Bilderbuchkindheit, Bilderbuchleben, Bilderbuchkarriere: Melissa Naschenweng (31) erobert seit einigen Jahren die heimische Musikszene und mischte mit ihrem Album „LederHosenRock“ die Schlager- und Volksmusikwelt auf. Nachdem sie am 9. September (22.10 Uhr, ORF 1) um drei Amadeus-Austrian-Music-Awards rittert („eine große Wertschätzung“), steigen am 18. und 19. September beim Open-Air in Kufstein ihre allerersten Solo-Gigs!
Bodenständig. MADONNA traf die quirlige Kärntnerin zum Talk – ganz spontan („Bereite mich nie auf Interviews vor“) sprach sie über Liebe, Feminismus und Kühemelken.
Was bedeutet denn Glück für Sie?
Melissa Naschenweng: Glück ist etwas, das nichts Großartiges sein muss. Ein Ist-Zustand, der passen sollte. An erster Stelle steht die Familie. Ich habe das Oberglück, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte. Und: Ich hatte Glück, wie in einem Heimatfilm aufzuwachsen. Ein patschertes Bergbauernleben mit Oma und Opa (Anm.: vor wenigen Tagen verstorben). Die Oma ist 94 und strickt mir immer noch Socken. Sie fragt schon jetzt, welche Winterkollektion ich brauche. Das erdet mich.
Sie gelten als Senkrechtstarterin, mischen die Schlagerszene auf: Wie viel Erdung ist da wirklich nötig?
Naschenweng: Wie ich in die Branche eingetaucht bin, habe ich schnell bemerkt, dass viel Sein und Schein ist. Mein Papa war bei den ersten Auftritten dabei, da habe ich Rotz und Wasser geweint und gesagt: „Das halte ich nicht aus.“ Ich will keinen verurteilen, aber mein Gefühl war immer: Es geht da allen gut, alles ist super, jeder ist glücklich. Kaum gingen die Leute von der Bühne runter, waren sie anders.
Wie bleiben Sie da Sie selbst?
Naschenweng: Ich habe Manager gewechselt, denn die wollten mich in alle Himmelsrichtungen verbiegen und meinten: „Ich muss niveauvoll essen.“ Nein, ich bin ein Wirtshauskind und ich esse in meinem Gasthaus meine Knödel mit Ei und mein Schnitzel! Ich brauche den Schnickschnack nicht. Die haben schnell kapiert, dass sie mich sein lassen sollen, wie ich bin. Ich hätte ein Problem damit, wenn ich perfekt sein muss – weil dann gehe ich heim, Kühe melken. (lacht)
Muss man sich als Frau mit extra viel Druck in Ihrer Branche herumschlagen?
Naschenweng: Es ist schwer, weil man versucht, Künstler:innen so zu positionieren, dass er oder sie besonders ist. Das Besondere aber glaube ich ist, dass der / die Künstler:in einfach so ist, wie er/ sie ist. Das schaffen die wenigsten. Ich arbeite fast nur mit Männern zusammen. Die lassen mich so sein, wie ich bin.
Würden Sie sich denn als Feministin bezeichnen?
Naschenweng: Ich fühle mich gleichberechtigt. Ich zeige u.a. vor, dass Frauen Karriere machen können. Natürlich kann sich das jede aussuchen: Ich finde Karrierefrauen genauso super wie Hausfrauen! Feministin hin oder her: Ich glaube nicht, dass ich unbedingt ein Zeichen setzen will.
Ihr Liebesleben ist Stoff für gute Geschichten: Einmal sorgten Sie mit der Präsentation Ihres „Neuen“ für Verwirrung – es war ein Traktor!
Naschenweng: Von meinen 160.000 Fans auf Instagram sind 70 oder 75 Prozent Männer. Eine lustige Geschichte: Mein Manager war im Krankenhaus und dann hat einer zu ihm gesagt: „Hat Melissa einen Neuen? Ich bin ihr nämlich entfolgt.“ Und dann hat sich herausgestellt, dass der „Neue“ eigentlich nur ein neuer Traktor und kein Mann war – und dann ist er mir wieder gefolgt. Es denken hoffentlich nicht alle so. (lacht) Es gibt tatsächlich nichts Spannendes zu erzählen, ich kann alle beruhigen und hoffe, sie folgen mir weiterhin! Es gibt niemanden.
Wie haben Sie die schwierige Zeit während der Pandemie gemeistert?
Naschenweng: Für mich war sie sehr wichtig, ich war davor 180 Tage im Jahr unterwegs. Alles, was in den Jahren davor passiert ist, habe ich noch nicht realisieren können. Corona war dann wie ein kalter Entzug. Daheim habe ich Familienzeit genossen, etwa meinem kleinen Bruder die Haare geschnitten. Mein im Herbst 2020 veröffentlichtes Album „LederHosenRock“ wäre nie so gut geworden, wenn Corona nicht gewesen wäre.