Mutter erstochen

14-Jährige kündigte Mord im Internet an

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Die Hintergründe zu der Bluttat eines Mädchens, das die eigenen Mutter erstach, lassen erschaudern. Der Streit entzündete sich am Internet.

Das Familiendrama von Margareten macht auf der ganzen Welt Schlagzeilen: Wie ÖSTERREICH berichtete, steht die 14-jährige Angelika D. – Tochter einer tschechischen Zuwandererfamilie – im Verdacht, ihre Mutter Svetlana (37) Dienstag nach der Schule in der elterlichen Wohnung getötet zu haben. Grund: Die Mutter wollte ihr den Laptop wegnehmen – und so die Verbindung zum Internet kappen. Nach der Tat flüchtete der Teenager (für den die Unschuldsvermutung gilt) aus der Wohnung. Bruder Daniel (12) und Papa Miroslav fanden die Leiche der Mutter – in ihrer Brust steckte ein 25 Zentimeter langes Messer.

Hieb in Aorta.
Laut Obduktion war Svetlana D. durch mehrere Stiche in den Rücken und vor allem durch eine Hieb oberhalb vom Herzen direkt in die Aorta im Badezimmer verblutet – während sich ihre Tochter in einem Park versteckte, wo sie von der Polizei aufgefunden wurde.

Handgreiflich.
Noch am selben Abend wurde Angelika im Landeskriminalamt einvernommen. Dabei gab die Schülerin, die sich in einem reichlich verwirrten Zustand befand, zu, wieder einmal mit der Mutter schwer gestritten zu haben (die Vorgeschichte dazu siehe unten). Als Svetlana D. der Tochter, die in der Freizeit fast nur noch im Internet, auf Facebook, diversen Foren und Blogs war, den Laptop wegnehmen wollte, eskalierte der Streit. Es kam zu einem Gebrüll, das im ganzen Haus gehört wurde, und zu Handgreiflichkeiten. Als die Mutter ins Bad ging, um sich abzukühlen, rannte ihre Tochter nach eigener Aussage „planlos“ in die Küche, schnappte sich ein Messer und stürmte ins Bad.

Horror-Filme.
Dort stach die Polyschülerin – die auf ihrem Haupt-Blog nur die brutalsten Horrorfilme wie SAW, Hostel oder Texas Chainsaw Massacre verherrlicht – einige Male auf den Rücken der völlig verhassten Mutter ein. Als die Erwachsene sich umdrehte, rammte ihr die Tochter das Messer in die Brust. „Aber töten wollte ich sie nicht“, weinte die 14-Jährige im Polizeiverhör. Aber: Einträge aus dem Internet-Tagebuch des Emo-Mädchens zeichnen ein anderes Bild (siehe dazu Story unten).

Bis zu 10 Jahre Haft.
Mittwoch wurde Angelika D. (die im Internet mit den verschiedensten Nicknames unterwegs war ) in die Justizanstalt Josefstadt überwiesen. Dem Mädchen drohen laut Jugendstrafrecht ein bis 10 Jahre Haft. Laut Vollzugsdirektion kommt sie im Grauen Haus auf die Jugendabteilung und wird vorerst rund um die Uhr betreut und beobachtet. Sie kann die haftinterne Schule besuchen. niDie Ausflüge in den Hof, und auch die ins Internet sind künftig allerdings nur noch streng bewacht erlaubt.

Die Bekenntnisse von Angelika D. im Internet

In ihrem Internet-Tagebuch kündigte die 14-Jährige im November erschreckend detailliert die Tat an.

Bis zu 15 Einträge schrieb die Verdächtige pro Tag in ihr Internet-Tagebuch. Auf Tschechisch ließ sie die Welt regelmäßig an ihrer Wut und ihrer Verzweiflung teilhaben. ÖSTERREICH ließ die Texte übersetzen – und stieß auf einen höchst verstörenden Eintrag vom 10. November des Vorjahres, in dem das Mädchen die grausame Tat in allen Details ankündigte:

„Heute hab ich zu Hause wieder mit meiner Mutter gestritten. Sie wollte, dass ich meine Wäsche wasche, aber ich hatte keine Lust dazu. Ich wollte lieber im Internet surfen. Sie hat mich dauernd gefragt, wann ich endlich die Wäsche mache und ich habe es immer um eine Stunde nach hinten verschoben. Später war sie schon so sauer, dass sie mir eine geschmiert hat und sie schrie mich wieder an ... Dann habe auch ich angefangen, sie anzuschreien. Als ich sie angeschrien habe, riss sie mir mein Notebook aus den Händen, es fiel auf den Boden, sie machte es beinahe kaputt. Da wurde ich aggressiv und prügelte auf sie ein ... lieber würde ich sie umbringen, wir haben uns dann „total“ gehauen, ich habe sogar auf sie gespuckt. Dafür hat sie mich total niedergeschlagen, während dessen habe ich sie „Hure“, „F**“ und so weiter geschimpft ... Echt schade, dass ich kein Messer genommen habe, um ihren Hals aufzuschlitzen. Dann rief der Bruder beim Papa in der Arbeit an, dass wir uns hier umbringen und dass er schnell nach Hause kommen soll. Und jetzt ist er da ... Als er gekommen ist, hat sich die Situation wieder halbwegs beruhigt. Ich verstehe es einfach nicht, ich ignoriere meine Mutter und sie lässt mich nicht in Ruhe. Sie soll mich in Ruhe lassen, oder? Ehrlich, ich verspreche, dass wenn das nochmals passiert, dann nehme ich das Messer und schneide ihren Hals durch, dann wird sie endlich krepieren und ich werde total mega happy sein ... Dann werdet ihr mich hier niemals wieder sehn, oder besser gesagt, ich werde nie wieder hier herkommen, weil ich im Gefängnis sein werde, aber es ist 100-mal besser, als mit dieser Mutter zusammen zu sein, die am Leben ist...

Verstörend: Direkt unter den gespenstischen Eintrag stellt das Mädchen Fotos von einem Igel, den sie zufällig auf der Straße gefunden hat.

Am Folgetag schreibt sie: „Mit meiner Mutter ist es ziemlich ‚Uff‘! Sie ignoriert mich und ich ignoriere sie auch. Wenigstens ist dann aber Ruhe. Aber angeblich tut ihr der Bauch weh, weil ich sie gestern getreten habe. Aber was soll’s? Pech, oder? Ich habe ja auch blaue Flecken von ihr.“

Nur zwei Wochen später gibt es wieder Streit: „Wir haben uns geprügelt, wie in einem Boxkampf.“ Über eine geplante Reise der Mutter nach Tschechien tippt sie in den Computer: „Gott, wird das ein Frieden sein.“

Schon als 12-Jährige veröffentlicht Angelika D. ihre Gedanken im Internet. „Ich gehe nicht mehr nach draußen, ich gehe nirgendwo hin“, notiert das Mädchen. „Ich habe keine Lust auf irgendetwas mehr wegen der Streitereien zu Hause und wegen der Schule. Die Schule verfluche ich. Jeder Trottel sagt, ich stinke und ich weiß nicht was noch ... ich weine unauffällig. Wenn ich heimgehe, dann heule ich und schreie, dass das Leben scheiße ist. Dann schließe ich mich in der Toilette oder im Bad ein, nehme die Schere und fahre mit ihr so richtig über den Arm ... seit ich ein Kind war, habe ich mich selbst verletzt, es beruhigt mich einfach. Ich habe zwar vernarbte Arme, aber ich erzähle, dass ich es von meinen Kaninchen habe ...“

R. Kopt, S. Jenis

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