Haft ausgefasst

Akademiker (43) als Stalker zündete eigenes Haus an

Der 43-Jährige frühere Leiter an einer renommierten Bildungseinrichtung gab zu, einer Kollegin - in die er sich unsterblich verliebt hatte, die ihn aber abblitzen ließ - verfolgt und mit  Drohnachrichten eingedeckt zu haben. Zur Ablenkung zündete er sogar sein eigenes (Eltern-)Haus an.

NÖ. Der IT-Spezialist mit dem Doktortitel wurde Mittwoch am Landesgericht St. Pölten wegen Stalkings und Brandstiftung nicht rechtskräftig zu 24 Monaten, davon 16 Monate bedingt, verurteilt. Der Angeklagte gestand davor, GPS-Tracker an Fahrzeugen angebracht, Drohnachrichten versendet sowie mittels KI hergestellte Sex-Fakebilder seiner Angebeteten öffentlich platziert zu haben. Um sich selbst als Opfer darzustellen, habe er an seiner Wohnadresse im Bezirk St. Pölten einen Brand verursacht.

Stalker zündet eigenes Haus an
© FF Rabenstein

Auslöser des Amoklaufs in Sachen Liebe: Eine ehemalige Mitarbeiterin des Angeklagten wollte keine Beziehung mit ihm eingehen und hatte einen neuen Partner. "Sie wollte von heute auf morgen keinen Kontakt mehr. Das muss mir die Sicherungen rausgehaut haben", versucht sich der Beschuldigte zu erklären. In der Folge habe sich der 43-Jährige im Internet eine Anleitung gesucht, wie man jemanden so richtig stalkt, erklärte die Staatsanwältin. Der Angeklagte habe begonnen, der Frau und ihren männlichen Bezugspersonen "die Hölle auf Erden zu bereiten".

Stalker zündet eigenes Haus an
© FF Rabenstein

Im Februar habe er Peilsender an seinem eigenen Fahrzeug sowie an den Kfz des weiblichen Opfers und dessen Partners montiert, berichtete der von Rudolf Mayer verteidigte Angeklagte. Ab Mitte April fing er an, in Massen KI-generierte Nachrichten per E-Mail und SMS zu verschicken. Weiters erstellte er Fake-Profile sowie - ebenfalls mittels künstlicher Intelligenz - sexualbezogene Bilder der Frau, die er in ihrer Wohngemeinde am Schulweg des Kindes und auf seinem eigenen Arbeitsplatz aufhängte. Der Angeklagte habe das weibliche Opfer "schwerst beeinträchtigt in ihrem ganzen Leben".

"Letzte Stufe der Eskalation war die Brandstiftung", berichtete der Angeklagte. Zuvor hatte er der Frau und ihrem Lebensgefährten Grabkerzen vors Haus gestellt und damit gedroht, Feuer zu legen. Schließlich habe er Ende Juni an seiner eigenen Wohnadresse eine Brandstiftung verübt, die ein größeres Ausmaß als beabsichtigt angenommen haben dürfte. Dazu stellte er eine angezündete Kerze in einen Schuppen, die Flammen griffen auf einen Holzstoß und den Dachstuhl über. Per E-Mail soll er weitere Brandstiftungen angekündigt haben.

Letztlich wurde der zunächst als Opfer geltende 43-Jährige als Beschuldigter ausgeforscht und am 4. Juli festgenommen, in der Folge wurde U-Haft verhängt. Bei einer Durchsuchung seines Büros wurde ein Prepaid-Handy sichergestellt, auf dem sich die Nachrichten befanden. Seinen Job hat der Mann verloren - er wurde seinen Angaben zufolge entlassen.

"Es war wie eine Spirale"

Ein Gutachten attestiert dem Akademiker eine Persönlichkeitsakzentuierung, die sich zum Tatzeitpunkt zu einer Persönlichkeitsstörung entwickelt hat. "Es war wie eine Spirale", berichtete der Angeklagte. Er befinde sich in Psychotherapie, um künftig "Exit-Punkte" erkennen zu können. Während des Prozesses wurden 13.000 Euro an Schmerzengeld für das weibliche und 2.000 Euro für das männliche Opfer in bar übergeben. Für weitere Personen wurde insgesamt 11.000 Euro überreicht. In seinen Schlussworten entschuldigte sich der 43-Jährige bei den Opfern: "Es tut mir unendlich leid und es ist sicher der größte Fehler meines bisherigen Lebens gewesen."

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten