In Österreich dürfen Beschichtungen verwendet werden, die krebsauslösend sein können. Wo sie verboten sind oder nicht mehr verwendet werden.
Sind Brust–Implantate ein Fluch oder ein Segen? Warum sind die einstigen Baywatch-Brüste (riesige Implantate) jetzt out? Wann helfen sie Frauen? Aber vor allem: Welche Implantate können gefährlich sein?
Der Health Talk mit Isabelle Daniel auf oe24.TV deckte schließlich die Liste jener Implantate auf, die in Frankreich – und nicht nur dort – verboten sind, weil sie eine seltene Krebsart BIA–ALCL auslösen könnten. In Österreich dürfen diese Implantate (von Gesundheits– und Medikamentenbehörden erlaubt) verwendet werden. Liste mit den in Frankreich verbotenen Implantaten: siehe Grafik. Und was ist BIA–ALCL? Es ist eine durch Implantate ausgelöste Krebsart (Lymphoma), die ernst zu nehmen ist, so die FDA, aber bei Früherkennung eine ausgezeichnete Prognose habe.
Warum diese Implantate verboten wurden
Vorweg: Es geht nicht um alle Silikon–Implantate, sondern nur um makrotexturierte und polyurethanbeschichtete Implantate, die weit seltener verwendet werden. Gerade ein deutscher Hersteller – hier geht es um zwei Implantatarten, die restlichen von Polytech sind auch in Frankreich und Co erlaubt – wird in Österreich aber regelmäßig weiter verwendet.
Das erste Land weltweit, das diese Art von Implantaten gesamt bereits am 5. April 2019 explizit verboten hat – in den darauffolgenden Jahren folgten drei weitere Überprüfungen, das Verbot blieb aufgrund „wachsender Evidenz“ aufrecht – war Frankreich. Hintergrund: Eindeutige Belege für die krebsauslösende Wirkung (wenn auch selten) und vereinzelte Todesfälle (bei Fällen bei denen die Erkrankung erst spät entdeckt wurde).
In Folge wurden in Kanada, USA, Australien die Allergan Biocell Produkte mit dieser Texturierung zurückgerufen. In Kanada werden seither – auch jenseits von Allergan Biocell, das sich auch in Europa vom Markt genommen hat – keinerlei makrotexturierte Implantate mehr verwendet. In Australien sind seither diese Texturen ebenfalls nicht mehr am Markt. Die FDA hat sie nicht verboten, rät aber von der Benutzung dieser Texturierung ab. Irland hat als einziges EU–Land neben Frankreich diese Implantate 2019 ebenfalls komplett verboten.
"Man muss Frauen über Risiko aufklären"
Im Health Talk diskutierten darüber auch vier plastische Chirurgen mit viel Brust–OP–Erfahrungen. Thomas Aigner etwa erklärte, dass er „froh ist, dass ich der Datenlage seit 2016 vertraut habe und nur noch nanotexturierte Implantate verwende“. Auch sein Kollege Rolf Bartsch benutzt die makrotexturierten Implantate nicht mehr, meint aber „es geht vor allem um Beobachtung“, das Risiko sei „gering“, nach zehn bis 15 Jahren sollte man ohnehin alle Implantatarten wechseln.
Tatsächlich werden Diagnosen der seltenen Krebsart im Schnitt acht Jahre nach der Implantation diagnostiziert. Isabelle Sawetz berichtet, dass diese Implantate in Brasilien sehr stark verwendet würden und es darum gehe „Frauen aufzuklären“. Das sieht auch Alexander Kozlowski so, der Vorteile dieser Implantate sieht – würden weniger leicht verrutschen.
Rund 1,6 Millionen Brustvergrößerungen finden weltweit pro Jahr statt. Rund fünf Prozent (Dunkelziffer: zehn Prozent) davon noch in makro– oder polyurethan Beschichtung. Es gibt auch in Frankreich keine Empfehlung diese Implantatarten zu entfernen, aber die dringende Empfehlung sie genau zu beobachten.
Bis 2024 wurden weltweit 1.380 BIA–ALCL Fälle und 64 Todesfälle aufgrund dieser Silikon–Implantat–Beschichtungen dokumentiert.