Preise steigen

Benzin-Abzocker verhöhnen sogar Minister

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Die Erregung ist verständlich: Endlich Ferien, die Familien wollen verreisen. Doch die Spritkonzerne kassieren dabei einige Millionen extra.

Ostern ist für Spritkonzerne wie Weihnachten – die Kassen füllen sich fast von alleine mit Geld: Alljährlich erhöhen die Multis ihre Preise vor der großen Reisezeit und verdienen Millionen extra. Doch derzeit ist die Geduld der Autofahrer am Ende. Denn so dreist wie heuer haben die Ölmultis noch nie abgezockt.

Die Fakten: Alleine in der Vorwoche gab es zwei Mal Preiserhöhungen ohne ersichtlichen Grund. „Osterzuschlag“ nennt es Lydia Ninz vom Autofahrerklub ARBÖ. Dabei sank in derselben Woche der Rohölpreis auf bis zu 80 Dollar pro Fass! „Dennoch wurden vorösterlich die Preise erhöht“, sagt Ninz.

Das bringt den Spritkonzernen einen gewaltigen Nebenverdienst: Wenn der Spritpreis um 2,5 Cent steigt, verdienen die Unternehmen eine halbe Million Euro extra – pro Tag! Kein Wunder, dass der Zorn der Autofahrer steigt.

Mitterlehner kann nichts gegen Abzocke machen
Der Ruf nach politischer Kontrolle wird derzeit immer lauter. Wirtschafts­minister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) soll eingreifen und nicht mehr zulassen, dass die Autofahrer so geschröpft werden. Aber selbst Mitterlehner ist gegen die dreiste Abzocke machtlos: „Wir fahren einen harten Kurs, aber es fehlt uns die gesetzliche Grundlage. Die Branche ist nicht besonders einsichtig.“

SP-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas fordert Mitterlehner trotzdem auf, aktiv zu werden: „Er redet ja sonst ständig von Transparenz. Konzerne vor Kontrolle zu schützen, ist nicht die Aufgabe der Politik.“ Jetzt will sich Mitterlehner im Kampf gegen die Ölmultis Hilfe aus Deutschland holen. Gestern reiste Theodor Thanner, Leiter der Bundeswettbewerbsbehörde, nach Bonn. Dort traf er Andreas Mundt, den Präsidenten des deutschen Bundeskartellamts. Sie wollen nun gemeinsam gegen die Spritpreise vorgehen. Vor allem der Einfluss des Rohölmarkts in Rotterdam soll von nun an genauer untersucht werden.

Insider: Offensichtlich schröpfen sie die Kunden
Sprit-Diskonter Markus Friesacher versucht, mit niedrigen Investitionskosten unter den Preisen der Konzerne zu bleiben: „Die Kundenfrequenz steigt natürlich in der Ferienzeit, und darum fahren sie mit ihren Preisen hoch.“ In Wirklichkeit sei es aber egal, wie sich der Markt in Rotterdam verhält, die Konzerne wollen einfach zu gewissen Jahreszeiten die Konsumenten schröpfen: „Ja, das ist offensichtlich so“, ärgert sich Friesacher.

ÖSTERREICH: Der Benzinpreis steigt, Politiker und Autoklubs fordern Sie zum Handeln auf.

Reinhold Mitterlehner: Es ist sehr unangenehm für alle Betroffenen, wenn vor den Feiertagen die Preise steigen. Diese Vorgangsweise der Anbieter ist in ganz Europa gleich, denn sie wissen: Die Leute müssen fahren und weitere Strecken als sonst.

ÖSTERREICH: Daher steigen vor Ostern die Preise?

Mitterlehner: Dagegen können wir als Ministerium nicht vorgehen. Es gibt keine amtliche Benzinpreisregelung in Österreich. Vorgehen könnten wir nur bei Verdacht auf verbotene Preisabsprachen. Aber dafür fehlen uns die Hinweise. Ich glaube auch nicht daran. Die Anbieter müssen sich nicht absprechen, sie wissen ja auch so: Zu Ostern wird mehr gefahren, also erhöhen sie die Preise.

ÖSTERREICH: Gefordert wird jetzt aber, dass Sie die Branche zu mehr Transparenz bei der Preisgestaltung zwingen.

Mitterlehner: Was es an Forderungen gibt in Sachen Preisauszeichnung, Benzinpreisgipfel etc. haben wir schon aufgegriffen. Wir fahren einen harten Kurs, aber es fehlt uns die gesetzliche Grundlage. Die Branche ist nicht besonders einsichtig, das muss ich sagen. Ich habe eine Verordnung erlassen, dass die Preise tagsüber nur noch gesenkt werden dürfen. Das Ergebnis war eine Klage gegen uns beim Verfassungsgerichtshof. Wir werden uns jetzt gemeinsam mit Deutschland für eine koordinierte EU-Linie zum Benzinpreis einsetzen.

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