Am Mittwoch wurde über jenen Waldviertler, der die Polizei sieben Jahre nach Verschwinden einer damals 21-Jährigen zu ihrer Leiche geführt hat, die U-Haft verhängt. Mit einer bekannten Verteidigung an seiner Seite schwächt der Herr der Ringe-Fan plötzlich seine Verantwortung ab.
NÖ, Wien. Das Wiener Landesgericht für Strafsachen hat Mittwochmittag über den mordverdächtigen Ex-Freund der 2018 aus Wien abgängigen Jus-Studentin Jennifer S. die U-Haft verhängt. Das teilte Gerichtssprecherin Christina Salzborn auf APA-Anfrage mit. Als Haftgrund wurde Tatbegehungsgefahr angenommen.
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Hatte der 32-jährige Landschaftsgärtner nach seiner Festnahme laut Polizei ein "umfassendes Tatgeständnis" abgelegt, dürfte er vor der Haftrichterin seine Verantwortung abgeschwächt haben. Gestellt hatte sich der Fan der Herr der Ringe.-Trilogie, der dort vor allem den obersten Bösen, Sauron, anhimmelt, und sich und seine Firma zuletzt sogar mit dem Ursprungsnamen des dunklen Herrschers umbenannte, von selbst - nachdem der Polizei schon im Frühjahr 2025 eine WhatsApp-Unterhaltung von ihm in die Hände bekam, in der Clemens T. (für den die Unschuldsvermutung gilt) detailliert geschildert habe, wie man nach einem perfekten Mord am besten die Leiche entsorgt.
Als T. (der schon vor dem Verschwinden von Jenni S. wegen Gewalt gegenüber früheren Partnerinnen polizeilich bekannt war) zuletzt seine aktuelle Freundin derart bedrängt und offenbar auch geschlagen haben soll, sprachen die Behörden ein Betretungs- und Annäherungsverbot aus. Zudem wurde der Mann mit dem Pentagramm-Tattoo auf der Brust wegen des Falls der vermissten Jenni erneut als Mordverdächtiger einvernommen und "mit neuen Ermittlungsergebnissen konfrontiert - danach konnte "der Beschuldigte dem Druck nicht mehr standhalten“, so Sprecherin Nina Bussek von der Staatsanwaltschaft Wien.
Lebensfroh, optimistisch, gebildet und zielstrebig - so wird Jenni S. beschrieben.
Schließlich führte der 32-Jährige Polizei zu den sterblichen Überresten der jungen Frau, die vor mehr als sieben Jahren von ihren Angehörigen als vermisst gemeldet worden war.
Bei der Haftverhandlung am Mittwoch rückte Clemens T. dann in Begleitung seiner Anwältin Astrid Wagner - die auch einen Femizid-verdächtigen Slowenen, der in Graz seine Ex, eine Make up-Influencerin, erwürgt haben soll, verteidigt - wenig überraschend von seinem "umfassenden Geständnis sukzessive ab. Wagner: "Es war eine Affekttat, kein geplanter Mord." Ihrem Mandanten gehe es nicht gut. Er sei "aber auch erleichtert, dass das jahrelange Verstecken ein Ende hat". Die bekannte Juristin geht davon aus, dass von der Staatsanwaltschaft ein psychiatrisches Gutachten eingeholt wird, um ein umfassendes Bild über den Gesundheitszustand des 32-Jährigen zu bekommen.
Man ahnt es schon: Die streitbare Anwältin wird auf Unzurechnungsfähigkeit bzw. auf Totschlag plädieren. Zu letzterem sei angemerkt: Was soll das für eine allgemein begreifliche heftige Gemütsbewegung sein, die einen dazu hinreißen lässt, einen anderen zu töten, den man davor mit dem Kamera überwacht und mutmaßlich auch mit K.o.-Tropfen betäubt haben dürfte und der schon seine Ex-Partnerinnen körperlich angegangen und gestalkt haben soll?
Die Eltern von Jenni S. werden nach so vielen Jahren der Ungewissheit angesichts des Mordprozesses offenbar noch einiges durchstehen müssen.
S E R V I C E - Hilfeangebote des Vereins AÖF: Die Frauen-Helpline gegen Gewalt 0800/222-555 steht rund um die Uhr, mehrsprachig, anonym und kostenlos allen Frauen, Angehörigen und Interessierten zur Verfügung: www.frauenhelpline.at ; beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at
Die Wiener Polizei ist Ansprechpartner für Personen, die Gewalt wahrnehmen oder selbst Opfer von Gewalt sind. Der Polizei-Notruf ist unter der Nummer 133 jederzeit erreichbar. Die Kriminalprävention des Landeskriminalamt Wiens bietet darüber hinaus persönliche Beratungen unter der Hotline 0800/216346 an.
Weitere Anlaufstellen für Gewaltopfer: Gewaltschutzzentrum Wien: https://www.gewaltschutzzentrum.at/wien/ 01/585-32-88 - 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719 - Wiener Frauenhaus-Notruf 057722 - Österreichische Gewaltschutzzentren: 0800/700-217)
Onlineberatung HelpChat "Halt der Gewalt" (tägl. 18-22 Uhr und jeden Fr. von 9-23 Uhr): https://haltdergewalt.at