"Oida, du bist tot"

Künstler bedrohte Szene-Gastronom Ho

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Ein vom FBI gesuchter und abgetauchter Künstler soll Szene-Gastronom Martin Ho bedroht haben. Dienstag tauchte er in Wiener Landesgericht wieder auf.

Einst wurde Christian R. als großer Newcomer in der Kunst-Szene gehandelt und ihm eine große Karriere prophezeit. Diese endete allerdings auf der Fahndungsliste des FBI, in einem Gefängnis in Portugal und jetzt in Wiener Landesgericht. Dort stand er am Dienst wegen gefährlicher Drohung vor Gericht. Er hatte Szene-Gastronomen Martin Ho unschöne Facebook-Nachrichten und Emails zukommen lassen.

"Oida, du bist tot", ließ der Angeklagte den Empfänger etwa wissen. Ein anderes Mal hieß es "Eine falsche Aussage von dir und du bist Geschichte" oder "Wenn ich dich sehe, zerlege ich dich". Der an sich nicht schreckhafte Gastronom hielt dazu nun vor Richterin Nicole Baczak fest: "Es war eine gewisse Furcht im Raum." Das "Aggressionspotenzial" des Künstlers sei seinerzeit allgemein bekannt gewesen, betonte der Zeuge.

Bad-Boy-Künstler

In der Tat pflegte der Maler sein Image als Bad Boy, Handgreiflichkeiten soll er nicht aus dem Weg gegangen sein. Gastronom Ho war ungeachtet dessen von den Werken des Mannes angetan, er erwarb daher 2013 mehrere Bilder des Künstlers. Nachdem sie in sein Eigentum übergegangen waren, borgte er sie diesem wieder für Ausstellungen - und erhielt sie nicht mehr zurück, wie er nun dem Gericht darlegte. Darauf hin sei es zu Unstimmigkeiten und den schriftlichen Drohungen gegen seine Person gekommen. Handgreiflich sei R. aber nie geworden, wie er vor Gericht beteuert. "Ich war betrunken. Der Influence von Drogen. Es tut mir leid." Er habe sein Leben jetzt wieder "stabilisiert", betonte der Maler. Er sei verheiratet und Vater eines Kindes: "Und ich bin seit drei Jahren ohne Drogen."

Milde Strafe für Christian R.

Angesichts seiner geständigen Verantwortung und dem lange zurückliegenden Tatzeitraum - zu den Drohungen war es Ende September 2013 gekommen, der Angeklagte war aufgrund von langjährigen Auslandsaufenthalten für die Justiz seither nicht greifbar - entging der Künstler einer Verurteilung. Das Strafverfahren wurde diversionell erledigt. Der Maler akzeptierte eine Geldbuße in Höhe von 150 Euro, obendrein bekam er einen Bewährungshelfer zugeteilt. "Ich will, dass Sie zu einem Sozialarbeiter gehen", meinte die Richterin.

Probleme im Ausland

Ob sich das FBI allerdings auch so milde stimmen lässt, ist eher unwahrscheinlich. In den USA wurde Christian R. bereits vor zwei Jahren wegen Verschwörung, arglistiger Täuschung und Identitätsdiebstahl angeklagt. R. soll Bilder seines Mentors Raymond Patton gefälscht haben und die um siebenstellige Summer verkauft haben.

Raymond Pettibon

R. fälschte Werke von Raymond Pettibon

© Getty
× Raymond Pettibon

Sollte der Kunst-Bad-Boy in New York verurteilt werden, kann er mit einem Strafmaß von bis zu 20 Jahren rechnen. Bevor es dazu kommen konnte tauchte er allerdings unter, bis er in Portugal festgenommen wurde. Doch auch von dort konnte er sich mit Hilfe einer Anwältin nach Österreich absetzen.

Auslieferung in USA?

Jetzt hofft R., dass er nicht doch noch in die USA ausgeliefert wird. "Das FBI ist sehr an mir interessiert, aber ich will nicht in die USA" , sagte er Dienstag vor Gericht. Ein Auslieferungsansuchen wurde bis jetzt jedenfalls nicht gestellt.

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