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Mord in Gemeindebau

Ersthelfer war Nachbar: "Die beiden Frauen lagen am Boden, überall war Blut"

Der Anwohner rettete einen Buben und ein Baby aus der Tatort-Wohnung. 

Blankes Entsetzen herrscht bei den Anwohnern des Gemeindebaus, in dem Nenad M. (44) am Dienstagabend gegen 20 Uhr versucht hatte, seine gesamte Familie mit einer illegalen Pistole auszulöschen. Die Ehefrau des Schützen, Zlatica M., erlag ihren schweren Verletzungen noch vor Ort. Die gemeinsame Tochter (24) erlitt einen Kopfschuss und kämpft seither im AKH um ihr Leben, ihr Freund (26) wurde auch schwer verletzt, liegt im Krankenhaus, ist aber zum Glück stabil.

"Ich schaute gerade fern, als ich mehrere Schüsse hörte", so ein junger Anwohner zu oe24 TV. Eine direkte Nachbarin will davor sogar einen lautstarken Streit gehört haben. "Ich wohne einen Stock über der Familie. Plötzlich waren Schreie und Lärm zu hören." 

Anwohner 2 Tote Gemeindebau Wien Leopoldstadt
© oe24/David Herrmann-Meng

Junger Nachbar
© oe24-Reporter David Herrmann-Meng mit jungem Anwohner

Ein Anwohner des gleichen Hauses erlebte die blutigen Szenen sogar hautnah mit. "Ich kam gerade vom Einkaufen zurück, als ich laute Knallgeräusche hörte. Kinder kreischten, jemand lief die Treppe runter." (Später stellte sich heraus, dass es sich dabei um den Täter gehandelt haben dürfte.) 

"Sie lagen im Sterben"

Aufgrund der Schreie, wäre der junge Mann schließlich zu der besagten Wohnung gelaufen. "Als ich anklopfte, hat mir ein junger Mann mit der Schusswunde die Tür geöffnet (Anm. der Red: Freund der Tochter). Ich stand dann mitten am Tatort, wo die beiden Damen schwer verletzt am Boden lagen." 

"Ich vermute einer der Frauen wurde ins Herz geschossen, überall war so viel Blut in kurzer Zeit. Die andere Frau (Anm. der Red.: Tochter) hatte einen Kopfschuss", erzählt er weiter. "Sie lagen im Sterben."

Der Freund der Tochter, selbst angeschossen, hätte im Schock um Hilfe und eine Rettung gebeten. Anwohner hätten dann auch den Notruf gewählt. 

Baby mit Kinderwagen in der Küche

"Mein erstes Ziel war es den kleinen Jungen, er saß auf der Couch und dürfte ungefähr vier Jahre alt sein, aus der Wohnung zu bringen. Ich brachte ihn ins Schlafzimmer, danach in die Wohnung einer Nachbarin", so der geschockte Ersthelfer weiter. Auch der kleine Familienhund, der zu der Zeit im Stiegenhaus gewesen war, wäre zur Nachbarin gebracht worden.

"Als mir kurz danach nicht klar war, ob der Täter noch in der Wohnung sein könnte, durchsuchte ich alle Zimmer der Wohnung. Da entdeckte ich einen Kinderwagen mit einem Baby in der Küche."  Auch diesen hätten sie aus der Wohnung gebracht. Kurze Zeit später tauchten die Einsatzkräfte auf. "Im Nachhinein denkt man immer, hätte ich nicht mehr machen können", erklärt der mutige Nachbar. "Es ist furchtbar, ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen."

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